• Max Hari verbringt täglich fünf bis sieben Stunden in seinem Atelier in Aarwangen.

  • Das Kunstwerk am Bau des Parkhauses des Spitals. · Bilder: Irmgard Bayard

12.09.2019
Langenthal

Sein Inneres drängt zur Form

Kürzlich wurde am neuen SRO-Parkhaus in Langenthal ein «Kunstwerk am Bau» des Langenthalers Max Hari eingeweiht. Wer ist der Künstler, der sich damit und immer wieder an eine für ihn neue Kunstform wagt?

«Malen und Gestalten stand bei mir schon immer im Vordergrund und lief auch parallel, als ich noch unterrichtete», sagt Max Hari. Zum Gespräch hat er in sein grosszügiges Atelier in Aarwangen geladen. Viel Platz ist für ihn wichtig, denn grossformatige Bilder sind der Schwerpunkt seines Schaffens. Ein zweites, viel kleineres Atelier befindet sich in Berlin. Diesen Arbeitsort bezeichnet Hari als wichtige Ergänzung zum kleinstädtischen Langenthal, seinem Wohnort.
Max Hari ist vor rund 40 Jahren aus beruflichen Gründen nach Langenthal gezogen. 1950 in Thun geboren, besuchte er das Lehrerseminar, studierte an der Schule für Gestaltung und der Universität in Bern. Generationen von Schülerinnen und Schülern wurden von ihm am Seminar und am Gymnasium in Langenthal unterrichtet. «Das habe ich immer sehr gerne gemacht», betont er. Sein pädagogisches Standbein schloss er 2010 mit einem Lehrauftrag an der Hochschule der Künste Bern ab. Seither lebt er nur noch für und von der Kunst.

Expressive Kunst
Diese ist vielseitig. Für seine Bilder verwendet Max Hari Acrylfarben. «Diese sind stark verdünnbar und trocknen schneller als Ölfarben», nennt er den Grund. Er zeichnet auch, fertigt kleinere Bilder und Skulpturen. «Ich arbeite mit traditionellen Techniken und ohne neue Medien», sagt er, der auch fotografiert, «aber nur als Grundlage für die Bilder.» Seine Kunst nennt er «Expressiv». «Ich liebe ausdrucksstarke Grenzen zwischen Gegenständlichem und Ungegenständlichem. Für die Motivation und das Motiv suche ich immer wieder neue Gestaltungsformen.»
Max Hari verbringt täglich fünf bis sieben Stunden in seinem Atelier. «Die Arbeit ausserhalb des Ateliers, das Beobachten, ist ebenso wichtig», betont er. An einem grossen Bild arbeitet er teilweise monatelang, Schicht für Schicht, wie ein Bildhauer. Mit einer Art Bildhauerei haben auch seine Holzbilder zu tun, die er mit der Motorsäge gestaltet.
«Malen und Holztafeln fertigen sind verwandt», findet Hari. «Bei beiden muss jeder Strich sitzen.» Und für beides brauche er die nötige psychische Verfassung. Er erstelle Skizzenmaterial, sagt der grossgewachsene Künstler mit dem auffälligen grauen Kraushaar. «Dann warte ich, bis die nötige innere Spannung vorhanden ist, bevor ich mit der Arbeit beginne.» Bei Bildern mit dem Pinsel, bei den Holztafeln mit der Motorsäge. Mit letzterer kann er die Strukturen je nach Druck und Bewegung beeinflussen.

100 Werke in zwei Bildern
Mit der «Kunst am Bau» beim neuen Parkhaus des Spitals SRO ist Max Hari wieder einen Schritt weiter gegangen. Im Werkhof der Baufirma Witschi AG hat er Schaltafeln mit der Motorsäge so präpariert, dass nach dem Ausschalen auf der Betonfläche Formen sichtbar wurden. Bei der Motivwahl habe er zum Spital ebenso Bezug genommen wie zum Parkhaus, sagt er. «Der Äskulap-Stab sowie Kopf, Herz und Hand auf dem einen Bild nehmen Bezug zur ganzheitlichen Medizin. Das Rad respektive der Autoreifen symbolisieren die Fahrzeuge im Parkhaus, die Uhr und die Sanduhr die Zeit sowie Vergänglichkeit. Die pflanzlichen Motive weisen auf Wachstum und Gedeihen hin», erklärte Max Hari an der Einweihung der «Kunst am Bau» –
übrigens ein Geschenk der am Bau beteiligten Firmen an die SRO – den geladenen Gästen.
Kunst am Bau sei für jeden Künstler speziell, findet Max Hari. «Das Bild gehört der Öffentlichkeit, für die Bevölkerung muss es lesbar sein.» Besonders fasziniert ihn die wandelnde Ausstrahlung, die Dynamik der Formen. «Je nach Witterung und Sonnenstand sind es 100 Werke», freut sich Max Hari.

Von Irmgard Bayard