• Präsident Christian Hänggi steht mit dem Gründungsprotokoll von 1869 beim restaurierten Kindergarten-Brunnen. · Bild: Ulrich Steiner

30.12.2019
Emmental

Seit 150 Jahren fliessen die Braunbrunnen

Seit 150 Jahren existiert in Sumiswald die private Braunbrunnen-Gesellschaft. Als Initiant und Namensgeber fungierte der Kaufmann Johannes Braun. Aus finanziellen Überlegungen verzichtete die Gesellschaft auf eine Jubiläumsfeier.

Sumiswald · In den 60er-Jahren des vorletzten Jahrhunderts beabsichtigte der gebürtige Heimiswiler Johannes Braun-Marti (1820–1883) – von Beruf Kaufmann – für das Dorf Sumiswald eine Wasserversorgung zu realisieren.
Nach umfangreichen Vorarbeiten, inklusive 14 schriftlichen Absichtserklärungen («Akqusitionen»), wurde anfangs 1869 ein Reglement genehmigt und die Arbeiten in Angriff genommen. Die Quellfassungen befinden sich im Einzugsgebiet Kneubühl/Flüh/Scheueracker.
Das ausgeklügelte Leitungsnetz mit Brunnstuben, einem mannshohen Tunnel durch die Nagelfluh der Sädel-egg und verschiedenen Teilstöcken, versorgen bis heute 20 laufende Brunnen in und um Sumiswald mit einwandfreiem Quellwasser. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten neben diversen Geschäftsliegenschaften auch die zwei Schulhäuser, die Kirche samt Pfarrhaus, die beiden Gasthöfe «Bären» und «Kreuz» sowie fünf Bauernbetriebe.
Während den ersten 120 Jahren versah immer der jeweilige Dorfpfarrer das Amt des Brunnenschreibers.

Einwandfreie Trinkwasser-Qualität
Um die Trinkwasser-Qualität weiterhin zu erhalten, wird die Infrastruktur und die Wasserqualität durch Brunnenmeister Ismael Brand beziehungsweise den amtlichen Lebensmittelinspektor regelmässig kontrolliert. Als fixen Jahresbeitrag haben die Mitglieder die sogenannte Brunnen-Telle in der Höhe von 240 Franken zu bezahlen. Im Laufe der Jahre mussten die ursprünglichen Tonröhren sukzessive durch Kunststoffleitungen ersetzt werden. So wurde letztes Jahr, in enger Zusammenarbeit mit der örtlichen Wasserversorgung, die Hauptleitung aus dem Siedlungsgebiet Bifang ins Trassee der Spitalstrasse verlegt. Vor drei Jahren musste der Hauptteilstock aus Solothurner-Kalkstein bei der Arch einem Trottoir-Neubau weichen.
Die vielen teuren Investitionen der Braunbrunnen-Gesellschaft zum Erhalt dieses einmaligen Kulturgutes wurden mehrfach durch Beiträge der Kantonalen Denkmalpflege anerkannt und unterstützt.

Kein Geld für Jubiläumsanlass
«Eigentlich hatten wir im Herbst zum 150-Jahr-Jubiläum einen öffentlichen Anlass vorgesehen. Infolge einer notfallmässigen Leitungserneuerung im oberen Quellgebiet mussten wir im trockenen Sommer unsere Prioritäten leider kurzfristig ändern und die vorhandenen Finanzmittel im Kerngeschäft einsetzen», erklärte dazu Präsident Christian Hänggi, welcher das Amt seit dem Frühjahr innehat.
Gegenwärtig laufen im Vorstand erste Abklärungen, ob in Zukunft mittels einer speziellen Handy-App interessierten Personen das historisch wertvolle Braunbrunnenwesen in digitaler Form näher gebracht werden soll.
«Angesichts des globalen Klimawandels und der massiven Umweltverschmutzung wird einwandfreies Trinkwasser bestimmt nicht an Bedeutung verlieren.
Ausserdem erfreuen die 20 laufenden Sumiswalder Dorfbrunnen seit 150 Jahren Bevölkerung und Passanten gleichermassen», ist Christian Hänggi überzeut.

Von Ulrich Steiner