• Riesige Begeisterung im Publikum an den Seven-Konzerten. · Bild: Roland Kämpfer

31.10.2019
Langenthal

Seven’s Soultrain rollt in die Oberaargauer Metropole

Gleich zwei ausverkaufte Seven-Konzerte und ein soulig, funkiges Schlussfeuerwerk: Der Ausnahmesänger fasziniert und reisst das Publikum an den 29. Langenthaler Jazz-Tagen zu Beifallsstürmen hin.

Da steht, beziehungsweise sitzt er auf einem Barhocker, ganz nah beim Publikum im vollbesetzten katholischen Kirchgemeindehaus. Seven, der bekannteste Soulsänger der Schweiz. Gefühlvoller, melodiöser Soul und Rhythm and Blues sind sein Markenzeichen. Ein Lichtdesign mit verschiedenen Farben und Effekten erleuchtet die Bühne. Mit Don’t give up eröffnet der Ausnahmesänger das Konzert, sanft und noch ohne Schlagzeugbegleitung, erfüllt Sevens Stimme den Raum. Ja, diese begnadete Stimme! Der Vollblutmusiker trifft auch die höchsten Töne, gibt sich ganz seiner Musik hin, von warmem Soul bis hin zu leidenschaftlichem Rhythm and Blues und energievollem Funk.

Perfekt inszenierte Show
Jeder Ton stimmt, jede Bewegung sitzt, genauso wie Sevens Outfit. Er sei ein Perfektionist und experimentiere gerne, auch wenn es mal nicht klappe, verrät er dem Publikum. Seven überzeugt als hervorragender Musiker und Entertainer. Dabei ist er immer in Bewegung und in Kontakt zu seiner hochkarätigen Band. Am Keyboard fasziniert Ros Anne Dimalanta, die mit Prince tourte.
Gitarrist Raphael Jakob überzeugt ebenso wie Michael Paucker am E-Bass und Schlagzeuger Massimo Buonanno. Songs wie Wake Up, Lisa oder City Of Gold singen viele der 250 Besucher mit. Berührend und voll musikalischer Intimität das Duett von Seven mit seinem älteren Bruder Micha Dettwyler am Cello, der seit vielen Jahren in seiner Band spielt. Immer noch lässt er tief in seine Seele blicken. Seinen ersten deutschsprachigen Song hat der Vater von zwei Söhnen seiner Frau gewidmet, mit der er seit zehn Jahren verheiratet ist.

Internationale Karriere
Aufgewachsen ist der 41-jährige Seven als Jan Dettwyler in einer klassisch musikalischen Familie im aargauischen Wohlen. Die Musik von Michael Jackson und Prince hat ihn geprägt ebenso die Rap-Bewegung. Inzwischen spielte er über 1000 Konzerte und veröffentlichte zwölf Studio- und vier Live-Alben, bekam fünf Mal Gold dafür und wurde 2017 mit dem Swiss Music Award ausgezeichnet.
Den internationalen Durchbruch schaffte Seven mit seiner Teilnahme bei der 3. Staffel des VOX-Musik-TV-Formats «Sing meinen Song – das Tauschkonzert» mit Xavier Naidoo sowie den zwei Tourneen mit der deutschen Kult-Rap-Band «Die fantastischen Vier».
Im zweiten Set erzählt Seven, dass es ein Riesengeschenk sei, sein Hobby zum Beruf machen zu können. Er blickt in den Saal, winkt zu Sabrina, die zum 97. Mal ein Konzert besucht und grüsst ein Ehepaar aus Deutschland, das gleich für beide Konzerte Tickets gekauft hat. Erstmals an den Langenthaler Jazztagen sind Denise Mühlethaler und Tobias Schwab aus Herzogenbuchsee und begeistert vom stimmungsvollen Ambiente im jazzig gestylten Saal.
Neben dem Eröffnungskonzert mit Albie Donnelly Supercharge lassen sie sich als grosse Fans von Seven dieses Konzert gleich um die Ecke nicht entgehen. «An Seven gefällt mir einfach alles», meint Denise strahlend und freut sich über die Nähe zu «ihrem» Star. Tobias gefällt, wie Seven seine Songs immer wieder anders interpretiert und daher jeden Gig einzigartig gestaltet.
Auch beim Tanzen wirkt Seven betont lässig und cool. Die Stimmung im Saal ist unglaublich, fast vibrierend. Mit zunehmender Konzertdauer kommuniziert der Sänger mit dem Publikum, charmant und humorvoll: «Geht’s euch gut? Ich komme mir vor wie auf einer Kreuzfahrt. Nach den Konzerten direkt ins Hotel in Logvalley, morgens bei schönstem Wetter aufstehen und immer perfekt umsorgt», lobt Seven die Organisatoren, besonders Hansjürg Moser, zuständig für die Bandbetreuung. Als «nobody wants do dance» ertönt, stehen alle auf, tanzen und klatschen zu partytown – eine Soul- und Funk-Party. Perfekt.
Von Boogie-Woogie über Santana-Feeling bis hin zu Soul und Funk
Das Langenthaler Jazzfestival war auch dieses Jahr ein Publikumsmagnet. Zuerst ausverkauft war das Konzert «The Magic of Santana», wo mit Tony Lindsay, dem Originalsänger von Carlos Santana, ein elffacher Grammy-Gewinner begrüsst werden konnte. «Wann gab es so etwas schon in Langenthal?», fragt ein zufriedener Programmchef Bruno Frangi. Nach jedem Festival denke man, dies wird kaum zu toppen sein und doch gelinge es alljährlich aufs Neue.
Heuer trumpften die Organisatoren mit Soulsänger Seven auf. «Ein langgehegter Wunsch im OK. Es war nicht ganz einfach und brauchte viel Überzeugungskraft, um dieses Engagement zu realisieren», erklärte Bruno Frangi. Fulminant eröffnet wurden die 29. Jazz-Tage mit dem englischen Saxofonisten und Sänger Albie Donnelly und seiner Rhythm and Blues Band. Gefolgt von einem berührenden Konzert mit gesanglicher Frauenpower, arrangiert von Brandy Butler.
Am 14. Oktober 2020 beginnen die 30. Jazz-Tage. Erneut stehen fünf Konzerte auf dem Programm mit einem genialen Showact zum Abschluss.

Von Brigitte Meier