• Die Club 88 Sportpreis-Champions 2018 sind der Schützenverein Grossdietwil (Mannschaften), Leichtathletik-Siebenkämpferin Géraldine Ruckstuhl aus Altbüron (Einzelsport) und Eishockeyspielerin Lara Christen aus Huttwil (Nachwuchs). · Bild: Marcel Bieri

01.02.2019
Huttwil

Sie siegt auch ausserhalb des Stadions

Siegen ist ihre Hauptbeschäftigung. Sie siegt sogar, wenn sie sich nicht im Stadion befindet. Beispielsweise bei der Verleihung der Sportpreise des Club 88 Region Huttwil. Die Rede ist von der Leichtathletin Géraldine Ruckstuhl, die als beste Einzelsportlerin 2018 ausgezeichnet wurde. Der Schützenverein Grossdietwil (Mannschaften) und Eishockeyspielerin Lara Christen (Nachwuchs) waren die übrigen Preisträger.

Die Frau ist ein Phänomen. Die Leichtathletin Géraldine Ruckstuhl aus Altbüron eilt seit Jahren von Sieg zu Sieg, von Rekord zu Rekord. Auch bei der Sportpreis-Verleihung des Club 88 Region Huttwil, den sie nach drei Siegen in der Nachwuchs-Kategorie nun erstmals in der Hauptsparte Einzelsportler gewann. Da gingen selbst Stefan Leuenberger, der als gewiefter Moderater einmal mehr witzig und souverän durch die Sportpreis-Verleihung führte, die Superlativen aus. «Noch nie hat es in unserer Region ein grösseres Sporttalent gegeben als die Sportpreis-Siegerin 2018», begann Leuenberger und erwähnte, dass Ruckstuhl Jahr für Jahr mit Leistungs-Explosionen für Aufsehen sorgt und deshalb als Ausnahmeerscheinung gilt. Bezeichnend sei für sie, dass sie bereits im ersten Wettkampf 2018, am Hallen-Mehrkampf mit neuem Schweizerrekord Gold geholt habe.

Vierter Sportpreis für Ruckstuhl
Nur zwei Wochen später wurde die 20-jährige Altbürerin an der Hallen-SM in der Elitekategorie Schweizermeisterin im Hochsprung und gewann Bronze im Weitsprung. Die unglaubliche Erfolgsserie setzte sie im Sommer an der Freiluft-SM fort: Schweizermeisterin in ihrer Paradedisziplin Speerwerfen und Bronze im Hürdenlauf. Es folgt der neunte Rang an der Elite-EM in Berlin mit neuem U23-Schweizerrekord. Das Saisonhighlight folgte zum Schluss beim Mehrkampfmeeting im französischen Talence, wo Ruckstuhl bloss von der Weltklasse-Sieben-kämpferin Carolin Schäfer aus Deutschland bezwungen wurde. Mit 6391 Punkten stellte sie zudem einen neuen Schweizerrekord auf. Géraldine Ruckstuhl bezeichnete den Gewinn des Sportpreises als grosse Ehre. Die Altbürerin deutete an, dass sie auch in Zukunft bei der Verleihung zu Gast sein könnte. «An der diesjährigen Elite-WM in Katar will ich weitere Erfahrungen sammeln und mich an der Weltspitze orientieren, im nächsten Jahr für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio qualifizieren und vier Jahre später soll es dann mehr als bloss die Teilnahme an den Olympischen Spielen sein», machte sie klar, dass sie mit diesem «Fahrplan» auch in Zukunft eine heisse Anwärterin für einen Zwischenstopp bei der Sportpreis-Verleihung des Club 88 ist.

Die Jungs an die Bande checken
«Ig liebes, mit de Giele z’spiele, ig has gärn, wenn’s richtig zur Sach geit», sagte Lara Christen zu Moderator Stefan Leuenberger und unterstrich mit diesem Satz, mit welcher Leidenschaft die Siegerin der Nachwuchskategorie den Eishockeysport betreibt. Dass die 16-jährige Huttwilerin bei den Novizen Top des SC Langenthal spielt, ist allerdings bloss eine Randnotiz in ihrer bisherigen Karriere. Das Eishockeytalent wurde letztes Jahr mit den Frauen der ZSC Lions Cupsieger und Schweizermeister, gehört bereits dem Frauen-Nationalkader an und bestritt vor der Sportpreis-Verleihung mit der Schweiz die U18-WM in Japan, wo sie mit dem sechsten Rang die beste WM-Klassierung in der Geschichte der Schweizer U18-Nati erreichte. Zugleich wurde die Huttwilerin als beste Schweizer Spielerin des Turniers ausgezeichnet. Logisch, dass die junge Eishockeyspielerin dadurch erst so richtig Geschmack am Eishockeyspielen gefunden hat, wie sie beim Interview auf der Bühne bestätigte: «Mein grosses Ziel ist die Teilnahme mit der Schweizer Nati an den Olympischen Spielen 2022.»

Schützen landen Volltreffer
Einen richtigen Volltreffer landete der Schützenverein Grossdietwil, den auch Moderator Stefan Leuenberger tief beeindruckte. Der 1872 gegründete Hinterländer Verein errang im letzten Jahr mit dem Gewinn der Schweizer Gruppenmeisterschaft 300 m den grössten Erfolg in der Vereinsgeschichte. «Bereits in der Hauptrunde im Cup-System haben die Grossdietwiler ein Ausrufezeichen gesetzt, als Teammitglied André Häfliger mit 146 Punkten das höchste Total aller 1875 Schützen realisierte», stellte Leuenberger anerkennend fest. Grossdietwil setzte sich in allen drei Hauptrunden gegen die Konkurrenz durch und qualifizierte sich für den Final auf der Schiessanlage Albisgüetli. Hier schafften es die Luzerner bis in den Final der besten sechs Gruppen. Weil hier alle fünf Schützen konstant trafen, hat es am Ende zum grossen Triumph gereicht und nun auch zum Gewinn des Club-88-Sportpreises in der Sparte Mannschaften/Vereine. «Es war wunderschön, diesen Triumph erleben zu dürfen», fasste Teammitglied André Häfliger den Erfolg kurz, aber treffend zusammen. Präsident Christian Graber wiederum hofft, dass dieser Erfolg zusätzlichen Aufschwung verleiht. «Jahr für Jahr verschwinden in der Schweiz Schiessvereine. Im Vergleich dazu sind wir gut aufgestellt. Dennoch konstatieren wir, dass es schwierig geworden ist, junge Schützen zu rekrutieren», stellte er fest, weshalb er hofft, dass dieser Erfolg auch bei der Dorfjugend auf eine gewisse Resonanz stösst.

Von Walter Ryser