• Willy Neuenschwander hofft, dass seine Mannschaft in der neuen Saison das Tabellenmittelfeld angreifen kann. · Bild: Leroy Ryser

10.07.2020
Sport

Sieben Abgänge, Zuversicht ist aber vorhanden

Beim FC Langenthal fehlen auf die neue Saison hin bewährte Kräfte: Knipser Gregory Gemperle wechselt nach Liestal, Torhüter Sascha Studer legt aus beruflichen Gründen eine halbjährige Pause ein. Die bisher getätigten Transfers versprechen zwar einiges, Trainer Willy Neuenschwander hofft aber noch auf einen Grosstransfer.

Fussball 1. Liga Classic: FC Langenthal · Willy Neuenschwander gibt sich gerne defensiv und antwortet verhalten, wenn man ihn fragt, wo er seine Mannschaft in der kommenden Saison sieht. Gerne würde er das Mittelfeld angreifen, nachdem in den letzten zweieinhalb Saisons zumeist gegen den Abstieg gekämpft wurde. Aber zugleich sagt er dann oft, dass es schwierig sei, ein Rangziel zu nennen oder seine Mannschaft einzuordnen. In diesem Jahr ist es aber zugegebenermassen tatsächlich schwierig. Einerseits muss Neuenschwander sein Team wegen sieben Abgängen umkrempeln, andererseits ist es nach der Corona-Auszeit besonders schwierig, die anderen Mannschaften einzuschätzen. Und dann kommt auch noch dazu, dass auf Mitte September in Langenthal ein neuer Kunstrasen bereitstehen soll, der die Ausgangslage ebenso verändern könnte. Bis dahin werden zwei Heimspiele im Hardstadion ausgetragen, die restlichen Spiele sollen auswärts gespielt werden.

Konditionelle Unterschiede beim Start
Es bleibt daher nur die Möglichkeit, die Frage anders zu stellen: Wie gut hat die Mannschaft die Zeit überstanden, und wie gut ist sie auf die neue Saison vorbereitet? Willy Neuenschwander zeigt sich gewohnt ehrlich: «Man hat beim Trainingsstart deutlich gesehen, welcher Spieler mehr und welcher weniger für seine Fitness tat.» Auch habe man die Spieler auf die Waage gestellt, die nicht nur gutes verriet. Aber: «Wir sind seit dem 8. Juni wieder im Training und haben deshalb genügend Zeit, uns gut vorzubereiten.» In einer ersten Phase habe man drei Mal wöchentlich trainiert, seit letzter Woche habe man auf vier Mal erhöht und erste Testspiele absolviert. Dabei sei augenfällig gewesen, dass die Vorfreude aufs Fussballspielen gross sei. «Die Spieler zeigen sich engagiert und haben Freude. Ich hoffe, das bleibt so.»

Ersatz für Gemperle aus Schötz
Darüber wird auch der Saisonverlauf entscheiden, der aber gerade zu Beginn einige Herausforderungen birgt. So folgt einerseits die Umstellung auf Kunstrasen – «das hat Vor- und Nachteile» – und sowieso muss sich die Mannschaft andererseits erst finden. Mit Torhüter Sascha Studer und Top-scorer Gregory Gemperle hat sie zwei charakterstarke Leistungsträger verloren, auch fehlen künftig die Mittelachse-Spieler Edin Hasanovic, Blerim Bekteshi und Shpetim Arifi, dazu kommt der Abgang von Dauerläufer Daniel Mzee und Stürmer Alix Bahlouli, der sich schon im Winter verabschiedete. «Die Persönlichkeit von Gregory Gemperle können wir kaum ersetzen. Ich verstehe aber, dass er wechseln wollte», sagt Neuenschwander und erklärt, dass Gemperle seit vier Jahren abends mit dem Zug aus Basel anreist und zuletzt vermehrt über Zugausfälle und Verspätungen klagte, die er nicht länger hinnehmen wollte, weshalb er künftig in Liestal Tore schiessen will. Und ausserdem konnte der Torjäger immerhin auf dem Papier gut ersetzt werden. Von Schötz kommt Labinot Aziri, der in der Vorrunde immerhin 14 Tore schoss. Und mit Severin Fankhauser (SR Délémont) konnte auch Sascha Studer passabel ersetzt werden.

Vermehrt mit jungen Spielern
Vorerst ist das Kader der Langenthaler aber noch etwas dünn, auch Neuenschwander hofft auf weitere Transfers. Mit Yannick Hochuli, der bei der YB-U21-Equipe keine Zukunft mehr hat und dem FC Aarwangen entspringt, hätte sogar ein für diese Region grosser Name auf dem Einkaufszettel gestanden. Erst vorgestern wurde aber klar, dass sich der Aussenverteidiger vorerst für den überklassigen FC Breitenrein und gegen den FC Langenthal entschieden hat, bei den Bernern absolvierte Hochuli in den letzten Tagen ein Try-Out.
Sowieso will der FCL künftig vermehrt mit jungen Spielern arbeiten, nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen stehen neben Christian Pfister (war zuletzt im Militär) neu auch die jungen Akteure Kristian Kovac und Lorenzo Amaru (beide 2. Mannschaft) im erweiterten Kader.Den Sommer hindurch will Willy Neuenschwander nun durchtrainieren, einzelne Spieler dürften aber dennoch in die Ferien gehen und das Team-Training dadurch erschweren. Wie auch in anderen Jahren zeigt sich der FCL-Trainer aber auch in diesem Jahr zuversichtlich. «Wir gehen immer optimistisch in eine neue Saison und werden dann mit der Zeit sehen, wo wir stehen.» Diese Zeit beginnt dann Mitte August, ab dann sollen nach aktueller Ausgangslage gemäss Spieldatenplan die ersten Meisterschaftsrunden stattfinden.

Von Leroy Ryser