• Kirchgemeindepräsidentin Heidi Schmied (links) zusammen mit Christine Ruch, stellvertretende Sigristin und in fünfter Generation im Sigristendienst. · Bild: ljw

18.06.2018
Emmental

Sigristenamt seit 140 Jahren in derselben Familie

Die Kirchgemeindeversammlung Eriswil genehmigte einstimmig die Jahresrechnung 2017, welche mit einem kleinen Gewinn und deutlich besser als budgetiert abschliesst. Die Kirchgemeindepräsidentin Heidi Schmied führte souverän durch ihre erste Hauptversammlung und konnte dabei eine seltene Ehrung vornehmen: Seit 140 Jahren liegt in Eriswil das Sigristenamt in den Händen der Familie Nyffenegger.

Eriswil · Nach dem Morgengottesdienst von Pfarrerin Erika Reber, der vom Kirchenchor Eriswil und dem Katholischen Kirchenchor Huttwil umrahmt wurde, begrüsste Heidi Schmied am Sonntag 24 Stimmberechtigte zur Kirchgemeindeversammlung.
Zuwenig werde in der Regel beachtet und geschätzt, was eine Sigristin und ein Sigrist für eine Kirchgemeinde leisten würden, stellte sie vor den Versammelten fest. Denn sie seien zusammen mit der Pfarrperson und dem Kirchgemeinderat Teil des Zahnrädchens, das für den reibungslosen Ablauf im Kirchengeschehen verantwortlich sei. «Mit der Familie Nyffenegger läuft es reibungslos, und dies seit 140 Jahren. Das ist nicht selbstverständlich.»
Die Verantwortung ist über die Jahrzehnte hinweg dieselbe geblieben; die Arbeit eines Sigristen aber hat sich stark verändert. Früher war es eine körperliche Schwerarbeit, wurden die schweren Glocken doch noch von Hand gezogen. Für die Reinigung gab es keine Geräte, welche diese erleichterten, und zudem musste mit Holz geheizt werden damit die Kirchengänger am Sonntag oder an den Abdankungen nicht froren.
1969 wurde in Eriswil auf elektrisches Geläute umgestellt, und nach und nach hielten auch sonstige elektrische Geräte Einzug. Dennoch – Rasen mähen, Salzen wenn es gefroren ist, Öffnen und Schliessen, Einrichten, Reinigen … es sind Tausend Dinge, welche notwendig sind und die Kirche erst zum besinnlichen und dennoch trauten Ort der Begegnung machen, den sie heute ist. Apropos elektrisch, respektive elektronisch: Nichts mehr läuft ohne Technik, und Sigristen müssen ein Flair für Mikrofon, Lautsprecheranlagen, Sound und Licht sowie Heizungsanlagen haben, damit – wie Heidi Schmied es ausdrückt – alles reibungslos abläuft.

Fünfte Generation im Spiel
Zurzeit ist für das Amt des Sigristen in Eriswil mit Fritz und Heidi Nyffenegger die vierte Generation Nyffenegger zuständig. Bedenkt man, dass die vier Generationen bereits 140 Jahre lang Sigristendienst geleistet haben, ist dies pro Generation eine sehr lange Zeit.
Und bereits ist mit der Stellvertretung durch Christine Ruch-Nyffenegger die fünfte Generation im Dienst. «Wir hoffen, dass dieses verantwortungsvolle Amt auch weiterhin in den Händen der Familie Nyffenegger liegen darf», wünschte die Präsidentin, welche die Ehrung in Abwesenheit der Hauptpersonen vornehmen musste. Umso mehr freute sie sich, Christine Ruch als Zeichen des Danks ein Gesteck zu überreichen.

Genau budgetiert
Kirchgemeinderat Urs Heiniger, zuständig für das Ressort Finanzen, fiel es nicht schwer, den Anwesenden die Jahresrechnung 2017 zur Genehmigung schmackhaft zu machen. Trotz zusätzlichen Abschreibungen von 45 000 Franken schliesst die Rechnung mit einem Ertrag von 843 Franken anstatt wie budgetiert mit einem Verlust von 6280 Franken. Dies insbesondere wegen höher als erwarteten Kirchensteuereinnahmen und tieferen Personalkosten, aber auch weil sehr genau budgetiert worden war und die Mittel in einzelnen Budgetposten nicht vollständig ausgeschöpft werden mussten. Einstimmig wurden die zusätzlichen Abschreibungen und die Jahresrechnung genehmigt. Es ist die letzte Rechnung der Kirchgemeinde Eriswil nach HRM1; ab 2018 wird sie nach HRM2 erstellt. Dies war denn auch der Hauptgrund, die zusätzlichen Abschreibungen zu tätigen, denn mit HRM2 werden Abschreibungen nicht mehr in diesem Rahmen möglich sein. Erfolgreich, unfallfrei und ebenfalls unter den budgetierten Kosten verlief die Renovation des Glockenstuhls. Die von Urs Heiniger präsentierte Abrechnung war allerdings nur eine Orientierung und musste von der Versammlung nicht genehmigt werden.

Von Liselotte Jost-Zürcher