• Seit Kurzem versorgt die Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach die Biofarm Kleindietwil mit Solarstrom. · Bild: Patrik Bachmann

07.10.2019
Region

Sonnige Zeiten für die Biofarm

Die Biofarm erstrahlt seit dem letztjährigen Umbau in neuem Glanz. Es war für die Genossenschaft eine Rekordinvestition – gleichzeitig war auch der Umsatz so hoch wie nie zuvor. Und die Sonne scheint auch sonst für die Biofarm: Dank der neuen Fotovoltaikanlage wird rund die Hälfte des Strombedarfs selber produziert.

Kleindietwil · Nach monatelangen Renovationsarbeiten 2018 ist in der Biofarm wieder der Alltag eingekehrt. Die Geschäftsstelle beim Bahnhof Kleindietwil wurde vollständig neu gedämmt und renoviert. Unter dem Dach ist neben der neuen Küche nun ein helles, modernes und funktionelles Sitzungszimmer und sogar ein kleiner Pausenraum mit Töggelikasten entstanden. Geheizt wird jetzt mit einer Wärmepumpe, die eine vorherige Ölheizung ersetzt. Um den Energiebedarf der Wärmepumpe zumindest teilweise kompensieren zu können, wurde auf dem Dach eine Fotovoltaikanlage installiert. «Es ist ein gutes Gefühl, ohne fossile Energie auszukommen und trotzdem ein geheiztes Haus zu haben. Es war für uns klar, dass wir auf Solarstrom setzen, das passt zum Konzept der Biofarm», sagt Hans-Ulrich Held, Präsident der Genossenschaft und Vorsitzender der Geschäftsleitung. 

«Nun können wir rund die Hälfte unseres Strombedarfs selber produzieren. Wir sind damit auch in der Verarbeitung der ökologischen landwirtschaftlichen Produkte nachhaltiger.» 

Ziel wird vermutlich übertroffen

Vor knapp einem Jahr ging die Anlage ans Netz. Vorausgesagt wurde ein Wirkungsgrad von rund 24 000 Kilowattstunden (KWh). Dieses Ziel scheint sogar übertroffen zu werden: Mitte August zeigt der Zähler für 2019 bereits 19 900 KWh an. Die Finanzverantwortliche der Biofarm, Ruth Schüpbach, kann auf einem Bildschirm die Übersicht über den produzierten und verbrauchten Solarstrom für jeden Tag abrufen. «Am Mittag und an den Wochenenden ist die Leistung der Solaranlage häufig höher als unser Verbrauch», sagt sie und deutet auf die entsprechenden Verlaufskurven. Mit dieser Überproduktion von Energie wird der Boiler aufgeheizt, und neu wird versucht, als eine Art Speicher im Kühlraum die Temperaturen um rund drei Grad stärker zu senken als auf die üblichen sieben Grad. «Wir führen da momentan Tests durch, um negative Auswirkungen auf die Produkte ausschliessen zu können.»

Neben den Kühlanlagen braucht die Biofarm am meisten Strom für die Abfüllmaschinen. Mit der Eigennutzung des Solarstroms wird sich die Investition von 70 000 Franken längerfristig eher lohnen als mit der einer Einspeisung ins onyx-Stromnetz, was mit einer aktuellen Vergütung von sieben Rappen pro KWh finanziell wenig attraktiv ist.

Unauffällig
Die Solaranlage ist unauffällig, obwohl sie aus rund 140 Modulen mit einer Gesamtfläche von 160 Quadratmeter besteht. Ruth Schüpbach kann sich gut vorstellen, dass in einem nächsten Schritt auch das Dach des Lagergebäudes mit einer Solaranlage ausgestattet werden könnte. «Es wäre eine ideale Fläche, und damit könnten wir dann wohl unseren Strombedarf vollständig selber abdecken.»

Mehr Nachfrage für Bio-Produkte erwünscht
Die Biofarm-Genossenschaft Kleindietwil verzeichnete 2018 ein Rekordjahr: Mit 15 Millionen Franken erreichte sie den höchsten Jahresumsatz in der Geschichte. Bei den Fertigprodukten haben die Offenverkaufsläden mit einer Verdoppelung des Umsatzes am stärksten zugelegt. Aber vor allem der Umsatz im Getreidehandel hat im letzten Jahr mit 7,7 Millionen Franken alles Bisherige gesprengt. Die Renovierung und energetische Sanierung des ehemaligen Schulhauses erforderte mit rund 950 000 Franken aber auch so hohe Investitionen wie nie zuvor. Trotz des Wachstums sieht der Präsident Hans-Ulrich Held auch Schwierigkeiten: Es gibt zwar mehr Landwirtschaftsbetriebe, die auf biologische Produktion umstellen wollen. Doch die gleiche Steigerung bräuchte es auch bei der Bereitschaft der Konsumentinnen und Konsumenten, diese Bio-Produkte zu kaufen. «Hier stellen wir eine Diskrepanz fest. Wenn die Konsumentinnen und Konsumenten die moderne Landwirtschaft kritisieren, sollten sie auch konsequent und bereit sein, diesen Schritt zu mehr Bioprodukten zu vollziehen.» Hier sei auch der Dachverband Bio-Suisse gefragt, verstärkt ins Marketing zu investieren. Gleichzeitig sei es auch eine Aufgabe der Politik, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. 

Von Patrick Bachmann