• Der FCL-Senatoren-Vorstand (von links) mit Präsident Christian Nägeli, Beisitzer Toni Widmer und Thomas Flury. Zweiter von links YB-Torhüter David von Ballmoos. · Bild: H. Mathys

26.11.2019
Sport

Spannende Einblicke eines Topgoalies

David von Ballmoos, YB-Torhüter aus Kaltacker/Lueg, bei der Senatorenvereinigung des FC Langenthal – Wie seine Karriere bisher verlief, was er vom Kunstrasen hält, wie sein Verhältnis zu Marco Wölfli ist und wo er seine Zukunft sieht. Darüber plauderte YB-Goalie David von Ballmoos in Langenthal.

Fussball · Die von Christian Nägeli präsidierte Senatorenvereinigung des FC Langenthal lädt zum traditionellen Winterhöck im November jeweils interessante Referenten ins FCL-Rankmatte-Club-Restaurant ein. Schriftsteller und YB-Fan Pedro Lenz war schon hier – auch die Fussball-Legende Alain Sutter sowie zuletzt YB-Sportchef Christoph «Wuschu» Spycher (2017) und Andres Gerber, Sportchef beim FC Thun (2018). Auch diesmal gelang es dem für solche Events zuständigen FCL-Senatoren-Vorstandsmitglied Toni Widmer, einen illustren Gast zu einem Gespräch nach Langenthal zu locken: David von Ballmoos, Torhüter BSC Young Boys. Widmer hatte sich gut vorbereitet, um beim Small Talk dem YB-Stammtorhüter Spannendes «rauszukitzeln».
 
Zu Gelb-Schwarz, nicht Gelb-Blau
Angefangen habe er bei den Junioren des KSV Koppigen, blickte David von Ballmoos auf den Start seiner Karriere zurück. Er war Verteidiger, ärgerte sich über die vielen Gegentreffer und wechselte ins Tor: «Ich bin ein ganz schlechter Verlierer – und entsprechend ehrgeizig.» Sein Goalie-Talent fiel auf. So absolvierte er auch mal ein Probetraining beim FC Langenthal – doch YB handelte schneller. «So ging ich dann zu Gelb-Schwarz und nicht zu Gelb-Blau», brachte es David von Ballmoos auf den Punkt – und löste beim Publikum im Club-Beizli des FCL kollektives Lachen aus. Der Scout von YB – es war der Vater des aktuellen Dortmund-Keepers Roman Bürki – liess sich an einem Match der Coca-Cola-Junior-League von den Qualitäten David von Ballmoos’ überzeugen und holte den jungen Keeper – damals Siebtklässler – im Sommer 2007 ins U14-Team der Young Boys. Erst als er in der YB-U18-Equipe spielte, habe er gemerkt, dass sich mit Fussball sogar Geld verdienen liess. Den ersten Profivertrag bei YB habe er 2013 mit dem damaligen Sportchef Fredy Bickel abgeschlossen. Der Bauernsohn wollte nicht nur auf die Karte Fussball setzen, weshalb er die begonnene Lehre als Landmaschinenmechaniker nicht aufgab, sondern erfolgreich abschloss. Es sei eine harte Zeit gewesen, Lehre und Fussball unter einen Hut zu bringen – «aber ich bin froh, habe ich das mit der Lehre so durchgezogen.»

YB-Nachwuchs, Winterthur, YB
Weil damals in der ersten Mannschaft der Young Boys noch kein Platz für Jungtalent David von Ballmoos frei war, liehen ihn die Young Boys für die Saisons 2015/16 und 2016/17 in die Challenge League zum FC Winterthur aus. «Winterthur war für mich damals die richtige Adresse, die perfekte Station, ehe ich nun seit der Saison 2017/18 definitiv zurück bei YB bin», so von Ballmoos. Bei YB trat er die Nachfolge von Yvon Mvogo an, der nach Leipzig wechselte. Der am 30. Dezember 1994 geborene David von Ballmoos wurde als Stammtorhüter des 1898 gegründeten Berner Traditionsvereins Mitte 2018 und Mitte 2019 mit YB Schweizer Meister. Die Durststrecke der Young Boys war lange, denn der letzte Meistertitel ging auf die Saison 1985/86 zurück, letztmals Cup-Sieger ist YB 1987 geworden. Wenn David von Ballmoos verletzt war, hütete jeweils Marco Wölfli das Tor der Berner – erfolgreich.     

Umgang mit Wölfli sehr kollegial
Wie das Verhältnis zwischen Stammkeeper David von Ballmoos und Ersatzgoalie Marco Wölfli sei, wollte Moderator Toni Widmer vom auf einem Bauernhof auf der Lueg aufgewachsenen jungen Torhüter wissen. Von Ballmoos: «Der Umgang mit ihm ist sehr kollegial. Er hilft mir, und ich schätze ihn sehr – aber natürlich hatte und hat er immer noch Ambitionen.» Wölfli habe in der Saison 2017/18, als YB erstmals nach 1985/86 nach dem 2:1-Heimsieg gegen Luzern als Schweizermeister gefeiert werden konnte, eine «Riesen-Rückrunde» gespielt. David von Ballmoos musste damals wegen einer Schulterverletzung, die eine Operation erforderte, Marco Wölfli den Vortritt lassen.

Merkt sich die Torschützen nicht
Was die beiden YB-Meistertrainer Adi Hütter und Gerardo Seoane unterscheide, war eine weitere Frage Widmers. «Seoane hat das Glück gehabt, von Hütter eine funktionierende Mannschaft übernehmen zu dürfen. Seoane ist ein Detail-Besessener, ein Taktik-Fuchs, der schon mal das System während des Spiels umstellt.» Seoane sei hauptverantwortlich dafür, dass YB vergangene Saison fast jeden Match gewonnen habe. In Erinnerung bleiben dem bald 25-Jährigen auch die Spiele mit YB in der Champions League – speziell die Partie auswärts bei Manchester United vor rund einem Jahr, als die Berner in der Nachspielzeit noch ein Tor kassierten und 0:1 verloren. «Für mich erfüllte sich ein Bubentraum, mal gegen Manchester United zu spielen. Eindrücklicher als der Match war für mich das Drum und Dran im Vorfeld und das Interesse der Medien», so von Ballmoos. «Bei Manchester United und anderen Teams gibt es jeweils grosse Namen, aber ich kann dann nie sagen, wer gegen mich ein Tor erzielt hat. Zu sehr konzentriere ich mich auf meine Aufgabe als Goalie – also darauf, Tore zu verhindern.»

«Ich spiele im besten Verein»
Toni Widmer wollte von David von Ballmoos auch wissen, was dieser von YB-Sportchef Christoph «Wuschu» Spycher hält. Der YB-Torhüter: «Er ist kompetent und leistet einen grossen Beitrag für den Verein, in dem Ruhe herrscht. Alle gehen in die gleiche Richtung. Ich spiele im besten Fussballverein der Schweiz. Harmonie ist für mich wichtig, um meine beste Leistung abzurufen.» Bei YB würden die drei Torhüter im Kader der ersten Mannschaft mit einem Goalie-Trainer arbeiten – und zudem je 30 bis 45 Minuten zusammen mit der Mannschaft. Der 192 Zentimeter grosse David von Ballmoos schwärmt von YB-Captain Fabian Lustenberger: «Er bringt viel Erfahrung aus der Bundesliga mit und ist ein ganz anderer Typ als es sein Vorgänger Steve von Bergen war.» Die Erwartungshaltung bei den YB-Fans sei inzwischen sehr hoch. Bei drei Unentschieden in Serie würden viele ungeduldig und von einer Krise sprechen. Der YB-Keeper zu seiner Zukunft: «Kurzfristig sehe ich diese klar bei YB. Für diese Saison haben wir uns die Titelverteidigung und den Cup-Sieg zum Ziel gesetzt. Zudem wollen wir in der Europa League überwintern. Bei einem Wechsel ins Ausland müsste der Klub stimmen. Für mich wäre das eher ein Verein in England, für meine Familie eher einer in Deutschland.»

Kunstrasen-Gejammer: 1:0 für YB
Zum Schluss beantwortete David von Ballmoos Fragen aus dem rund 30-köpfigen Publikum. Er ziehe den Kunstrasen vor, weil dieser immer gleich sei und einen guten Halt biete. Im Sommer sei der Naturrasen oft hart. Wenn dieser jedoch schön und gepflegt sei, bevorzuge er durchaus den Naturrasen. «Die Bälle setzen auf dem Kunstrasen anders auf als auf Naturrasen», weiss der YB-Torhüter aus Erfahrung und bezeichnet den Kunst-rasen in Bern als «schnell» und jenen in Neuenburg und Thun als «langsam». Beim Gegner sei der Kunstrasen zuweilen eine reine Einstellungssache. «Wenn schon vor dem Spiel über den Kunstrasen gejammert wird, führen wir eigentlich schon 1:0.»
David von Ballmoos über YB-Top-Stürmer Guillaume Hoarau: «Er ist ein ganz anderer Typ als ich. Sein Ausgleich zum Sport ist die Musik. Er gibt zuweilen Konzerte und lädt uns Spieler dann ein. Ich selber habe diese lockere Art nicht. Das ist manchmal für die Leute in meinem Umfeld nicht einfach. Meine Eltern und meine Freundin bekommen zuweilen meinen Leistungsdruck zu spüren. Dann bin ich nicht gut erträglich. Ich möchte mich deshalb manchmal nicht selber als Freund.»
Der bald 25-Jährige, bei YB mit einem Vertrag bis 2022 ausgestattet, spricht auch die vielen guten Torhüter an, welche die Schweiz immer wieder hervorbringt – wie zurzeit Sommer und Bürki in der Bundesliga. Diese würden «über Jahre hinweg» gute Leistungen zeigen, was auch sein Ziel sei, so David von Ballmoos. Wer weiss, vielleicht ist er eines Tages nicht «nur» bei YB Torhüter Nummer 1, sondern auch in der Schweizer Nationalmannschaft. Zu gönnen wäre es dem sympathischen Goalie, der beim Anlass in Langenthal mit viel Applaus und Geschenken verabschiedet wurde.

Von Hans Mathys