• Presse-Apéro: Gemeinderätin Helena Morgenthaler mit Theaterleiter Reto Lang (l.) und Thomas Multerer, Mitglied Theaterkommission. · Bild: Hans Mathys

14.10.2017
Langenthal

Stadttheater in neuem Glanz und mit tollem Programm

Die Vorfreude ist gross. Bald beginnt im neu renovierten Stadttheater die Saison 2017/18, die ein attraktives Programm mit 60 Veranstaltungen bietet. Es gibt viel Neues – auch einen neuen Bühnenmeister, weil Hans Gerhard in Pension geht.

Nach einer Übergangssaison mit Vorstellungen in der Alten Mühle steht der mit Spannung erwartete Start im neu renovierten und für 15 Millionen Franken umgebauten Stadttheater bevor. Am Presse-Apéro, zum dem Helena Morgenthaler (SVP-Gemeinderätin, Ressort Kultur und Sport) begrüsste, stellten Theaterleiter Reto Lang und Thomas Multerer von der Theaterkommission das vielfältige Programm der neuen Saison vor. 

Diese ist gespickt mit Neuerungen. Weil das Theater erst ab Mitte Dezember bezugsbereit ist, finden die ersten Vorstellungen in der Aula des Gymnasiums (Helge Schneider), in der Aula der Musikschule (Kasperli), im Hotel Bären (Genie und Wahn), in der Kantine Z3 bei Hector Egger Holzbau (Probearbeit Franz Hohler) und im Kloster St. Urban (Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens, mit den Tatort-Kommissaren Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl) statt. 

Start mit Tag der offenen Türe

Am 16. Dezember, von 10 bis 16 Uhr, gibt es im neu renovierten Stadttheater einen Tag der offenen Tür mit Führungen. Start ist hier am 26. Dezember mit dem Familienmusical «Der kleine Lord» und am Silvesterabend mit der Uraufführung von Pedro Lenz mit  «Dinner for One». Damit wird das Theater 49, das Kleintheater im Untergeschoss, eröffnet.   Das Jahr 2018 startet am 2. Januar mit «Teatro Delusio» der «Familie Flöz». 

Hans Gerhard sagt Adieu 

Da komme bei ihm Freude auf, das 

sei Weltklasse, hakte der langjährige Bühnenmeister Hans Gerhard ein. «Es wird das erste Mal sein, dass ich ein Stück aus dem Zuschauerraum genies­sen kann», hielt er fest und verwies auf seine Pensionierung per 31. Dezember 2017. Mit Schalk im Gesicht präsentierte Gerhard einen Rettungsring. «Wir haben uns durchgekämpft, haben aber jetzt Land in Sicht», sagte er dazu und lobte die heikle Arbeit der Handwerker, die hin und wieder – vor allem der Statik wegen – an Grenzen stiess. Beeindruckt zeigte sich der scheidende Bühnenmeister von Projektleiterin Gabriela Krummen, deren Kompetenz er unterstrich. Es sei nicht jeder Wunsch erfüllt worden, aber mit Kompromissen habe man das Ziel erreicht. «Wir bekommen ein tolles Haus für die Zukunft – bis bald also in unserem schönen Theater», schloss Hans Gerhard. 

Neuer Bühnenmeister

Nun stellte sich der neue Bühnenmeister beziehungsweise technische Leiter gleich selber vor, der Wiesbadener Achim Saufaus, der in Gerlafingen wohnt. Er war zuletzt Leiter Bühnenbetrieb am Theater Orchester Biel ­Solothurn und erhielt unter 25 Bewerbern – «aus ganz Europa», wie Gemein­derätin Helena Morgenthaler betonte, den Vorzug. Er sei stark beeindruckt vom Ganzen, hielt Saufaus fest. «Meine Vorfreude ist gross, und das Programm macht Lust auf den Start. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit», schloss er.  

Theaterleiter Reto Lang zählte die verschiedenen Neuerungen auf – auch das neue, moderne Logo. «Wir machen mehr Einzelplakate», so Lang, der als Beispiel das Bild der beiden Tatort-Kommissare nannte, das viel Wirkung und Kraft ausstrahle. Gluschtig machen wolle man auch mit Inseraten, die nicht mehr schwarz-weiss, sondern ausschliesslich farbig sein sollen. «Das Ticketwesen ist wahnsinnig in Bewegung», sagte Lang und verriet, dass der Stadttheater-Online-Kanal erst ab 8. November in Betrieb sei, nicht wie geplant am 12. Oktober. Mit der Firma tixtec AG des ehemaligen Ticketcorner-CEO George Egloff habe man einen Sieben-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Die Plattform heisse SRO 4, und hier arbeite man seit inzwischen sechs Wochen «Tag und Nacht» an der Optimierung. 

Vorverkauf starte heute Samstag

Vorverkaufsbeginn für sämtliche Veranstaltungen und für alle Abonnemente ist heute Samstag, 14. Oktober, von 8 bis 12 Uhr, mit «Theaterkasse mobil» in der Marktgasse. Ebenfalls in der Marktgasse ist die Theaterkasse mobil am 17., 19., 24. und 27. Oktober, von 17 bis 19 Uhr, und am 28. Oktober, von 8 bis 12 Uhr, präsent. Dies gilt auch für den 21. Oktober, von 8 bis 12 Uhr, auf dem Wuhrplatz und ab 31. Oktober jeweils dienstags bis freitags, von 17 bis 19 Uhr, vor dem Stadttheater sowie am Tag der offenen Tür (16. Dezember, 10 bis 16 Uhr). Für Bestellungen per E-Mail: theaterkasse@langenthal.ch.

Wie angekündigt werden die Einzel- und Abo-Preise für die Vorstellungen im neu renovierten Stadttheater mit neu 400 Sitzen (bisher 440) angehoben. «Wir haben unsere Preise seit über 15 Jahren nicht mehr angepasst und damit eine Erhöhung verpasst», hielt Reto Lang fest und verglich mit anderen Theatern wie Olten, die zum Teil wesentlich höhere Preise hätten. Das 22 Aufführungen enthaltende Passepartout-Abo 2017/18 bietet im Vergleich zu Einzelpreisen eine Ermäs­sigung von 40 Prozent. Dies bedeutet für die Galerie 650, für Parterre 1. Platz 560 und für Parterre 2. Platz 490 Franken. Lang stellte die Abo-Möglichkeiten mit fünf Vorstellungen vor: Musik, Schauspiel, Unterhaltung. Beim Kindertheater-Abo sei die Teuerung mit 10 Prozent am geringsten. Neu sei das Abo Kleinkunst. Für die Bereiche Musik, Unterhaltung und Kleinkunst seien Schnupper-Abos mit bis 25 Prozent Ermässigung für drei festgelegte Vorstellungen erhältlich.  

Saison mit 60 Veranstaltungen 

Von den 60 Veranstaltungen der neuen Saison gehören, so stellte Reto Lang fest, 35 Prozent zur Kategorie Hochkultur, 41 Prozent zur Unterhaltung, und 24 Prozent seien Kindern sowie Jugendlichen gewidmet. Der Hochkulturanteil habe früher bei fast 80 Prozent gelegen. «Heute wollen die Leute Vergnügen mit Qualitätsanspruch – nicht billige Unterhaltung. Der Theaterleiter zum hohen Anteil an Kinder- und Jugend-Vorstellungen: «Wir wollen die Jungen mitziehen, sie mit dem Theatervirus infizieren und ihnen das Theater als Ort der Begegnung an­bieten, denn die Kinder sind unsere Zukunft.» Lang prophezeit, dass das Stadttheater nach der Eröffnung noch mindestens dreiviertel Jahre in der Phase der Entwicklung sein werde. 

Thomas Multerer stellte das «Galaprogramm» in der Sparte Musik vor. «Ganz toll» sei die Operette «Der Vetter aus Dingsda», einer lustigen Geschichte, bei der es um Liebschaften und Verwechslungen gehe, sich das Ganze aber in Minne auflöse. «Der Barbier von Sevilla» sei letztmals 2010 in Langenthal zu sehen gewesen. «Die Zauberflöte» werde vom Theater Pforzheim produziert, das man als neuen Partner habe gewinnen können. 

Das Opernstudio Zürich gastiere auch 2018 in Langenthal, wies Reto Lang auf eine lange Tradition hin. Neu nicht mehr unter dem Titel «Stars von morgen», weil es sich bereits um aktuelle Stars handle. Hans Gerhard habe vorgeschlagen, diesen Auftritt «Junge Stars von heute» zu nennen. Dies soll jetzt und auch künftig der Titel sein. «Notre-Dame de Paris» biete, so Lang, «eine frische, moderne Choreografie» mit kräftigen, emotionsgeladenen und sprunggewaltigen Männern. Er habe mit Franz Hohler einen Kaffee getrunken, sagte der Theaterleiter. Dabei sei man auf die Idee gekommen, eine ­Komödie namens «Cafetería» als Urauf­führung in Langenthal zu inszenieren; Hohler als Autor, Lang als Regisseur. Das Festkonzert zur Stadttheater-Eröffnung vom 7. Januar 2018 biete ein musikalisches Feuerwerk mit dem Stadtorchester Langenthal sowie dem Frauenchor und dem Männerchor Langenthal. Als Stargast konnte der weltberühmte Langenthaler Oboist Heinz Holliger gewonnen werden. Im neuen Stadttheater lebt FKK, abgekürzt für «FasnachtsKleinKunst», wieder auf. Hier soll FKK eine neue Heimat erhalten, nachdem sie insgesamt über 15 Jahre dargeboten wurde, letztmals an der Fasnacht 2015 im grossen Saal der Alten Mühle. 

In Kooperation mit dem Chrämerhuus gastiert Kabarettist Simon Enzler in Langenthal. Eine weitere Kooperation ist jene mit der Identität Oberaargau. An einem Oberaargauer Abend sollen hiesige Vereine als Gäste auf der Bühne des neuen Stadttheaters begrüsst werden. Auf dem Programm stehen auch ein Konzert des Jugendorchesters Mittelland und Schillers «Die Räuber». Theater für die Kleinsten, die Drei- bis Sechsjährigen, bietet das Schattenkoffertheater der Langenthaler Kindergärtnerin Nathalie Scheibli mit «D’Chudermuus uf Chatzejagd». Lang und Multerer stellten – und dabei waren durchaus Euphorie und Begeisterung feststellbar – weitere Produk­tionen vor, die allen Interessierten schon jetzt das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.

Das Motto des Presse-Apéros hätte denn auch nicht vielsagender sein können: «Auf die Plätze, fertig, los.» Das Programm des Stadttheaters Langenthal wird demnächst auf der Website aufgeschaltet. 

Von Hans Mathys