• Rechts noch das alte Gräberfeld, links hinten die Aufbahrungshalle, die nach rechts den Anbau Wurzelwerk erhalten soll. · Bilder: Ernst Marti

  • Die bestehende Aufbahrungshalle mit den Profilen des neuen Anbaus.

  • Aufbahrungshalle mit neuem Anbau von Süden (Haupteingang) gesehen. · Skizze: zvg

06.01.2023
Emmental

Stätte der Trauer wird ein lebendiger Ort

Um die gesellschaftlichen Veränderungen im Bestattungswesen an die geänderten Bedürfnisse anzupassen, soll in den nächsten zwei Jahren der Friedhof von Hasle bei Burgdorf umgestaltet und das Aufbahrungsgebäude vergrössert werden.

Hasle bei Burgdorf · Wie in vielen anderen Gemeinden der Schweiz hat sich ebenfalls in Hasle bei Burgdorf vor allem in den letzten Jahrzehnten das Bestattungswesen stark verändert. Erdbestattungen wurden seltener, die Urnenbestattungen im Einzel- oder Gemeinschaftsgrab nahmen zu. Kommt weiter dazu, dass eine recht grosse Nachfrage nach neuen Varianten der Bestattung bestehen, sei es, dass irgendwo an einem Ort, welcher der verstorbenen Person nahe war, die Urne beigesetzt oder die Asche der Natur übergeben wird. Das hat dazu geführt, dass diese Veränderung von Abschiedsritualen zu zahlreichen freien Flächen auf dem Friedhof von Hasle bei Burgdorf geführt hat. Mit einer Umgestaltung soll nun dieser gesellschaftlichen Veränderung Rechnung getragen werden. Kürzlich wurde das Projekt, für dessen Ausführung der Gemeinderat einen Kredit von 480 000 Franken bewilligt hat, an einer Informationsveran-staltung der Bevölkerung vorgestellt.

Ein Umgestaltungsprojekt aus eigener Hand
Der Friedhof von Hasle bei Burgdorf befand sich ursprünglich im Dorf neben der Kirche, musste jedoch wegen dem dort hohen Grundwasserstand im Jahr 1846 auf den heutigen Standort Preisegg verlegt werden. Die letzte grosse Investition erfolgte im Jahr 1969 mit dem Bau der Aufbahrungshalle. Gemeinderat Simon Röthlisberger (SVP) führte im Jahr 2019 als Verantwortlicher für den Hochbau der Gemeinde erste Gespräche für die Umgestaltung und Anpassung des Friedhofs an die heutigen Bedürfnisse. Unter seiner Leitung wurde danach ein Projektteam gebildet, in dem ein Mitglied des Kirchgemeinderats, eine Architektin, ein Gärtnermeister und der Friedhofsgärtner Einsitz nahmen. «Es war eine ideale Zusammensetzung, waren doch alle Fachdisziplinen in der Arbeitsgruppe vertreten und konnten so das Vorhaben fachgerecht und kostengünstig planen», erklärte Simon Röth-lisberger.

Ort der Trauer in einen lebendigen Ort verwandeln
«Dem Projekt zugrunde liegt die Idee, die von der Bevölkerung positiv aufgenommen wurde, den Ort der Trauer in einen lebendigen Ort zu verwandeln», erklärte Simon Röthlisberger. Aus den drei Varianten, die erarbeitet wurden, wählte der Gemeinderat schliesslich die Lösung, welche nun ausgeführt werden soll. Die aktuell ebene Friedhofsfläche soll in Zukunft leicht modelliert sein, wobei jedoch alles mit dem vorhandenen Material pflegeleicht gestaltet werden soll. In einem neu zu gestaltenden «Waldfriedhof» sollen nach dessen Bau in Zukunft Urnen ohne sichtbare Kennzeichnung begraben werden.
Ein weiterer, wichtiger Bestandteil der Friedhofumgestaltung ist der Umbau und die Erweiterung der Abdankungshalle. Ein Projekt, das unter dem Namen «Wurzelwerk» läuft. Von Simon Röthlisberger war zu erfahren, dass der Name «Wurzelwerk» von einer Bürgerin angeregt wurde: «Dieser Name steht einerseits für den Baustoff Holz, aus dem der Bau realisiert wird. Anderseits symbolisiert er die Verbundenheit mit dem Boden, aufstrebend in den Himmel, was für einen Friedhof treffend ist.» Die Decke des Anbaus soll mit einer massiven Brettstapeldecke aus gespendetem Holz realisiert werden. Gespendet, nicht etwa zur Reduzierung der Baukosten, sondern als Zeichen der Gemeinschaft der vier Viertel von Hasle, nämlich Hasle Dorf, Biembach, Schafhausen und Goldbach. Auf der Homepage von hasle.ch kann Rundholz zur Spende angemeldet werden. Nebst einer Urnenwand ist als wichtiger Punkt ebenfalls der Umbau der Toilettenanlage vorgesehen, fehlte doch bisher ein barrierefreies WC.

Bis Herbst 2024 soll die Umgestaltung beendet sein
Zuständig für die Baubewilligung ist das Regierungsstatthalteramt Emmental. Nachdem die Einsprachefrist ungenutzt abgelaufen ist, wartet die Gemeinde nun auf die Baubewilligung. Im April 2023 soll mit den ersten Bauarbeiten begonnen werden. Parallel dazu widmet sich die Baukommission ebenfalls der Überarbeitung des Friedhofreglements. Im Herbst 2024 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen und der neue Friedhof eingeweiht werden.

Von Ernst Marti