• Sanna Lüdi ist motiviert, auch weiterhin Weltcup-Spitzenränge herauszufahren. So, wie zuletzt im Februar 2019, als sie in Sunn Valley in Russland auf den 2. Rang fuhr. · Bilder: zvg

  • Wenn sie nicht auf dem Schnee im Einsatz steht, dann sucht Sanna Lüdi das Wasser auf, ein für sie beruhigendes Element. 

  • Sanna Lüdi kurz nach ihrer doppelten Knieoperation.

01.12.2020
Sport

«Stehauf-Frau» ist nach Operationen zurück

Sanna Lüdi, Skicrosserin SC Ahorn-Eriswil – Nie gibt sie auf, die 34-jährige Skicrosserin Sanna Lüdi vom Skiclub Ahorn-Eriswil. Nach zwei Knieoperationen und zwei Schulterausrenkungen tritt Lüdi motiviert zur speziellen Weltcupsaison 2020/21 an.

Skicross · «Gerade, weil ich eine hervorragende Frühform hatte, bin ich sehr zuversichtlich», sagt Skicrosserin Sanna Lüdi. Die gebürtige Leimiswilerin blickt auf eine Karriere in der Freestyle-Wintersportart, die sowohl von Erfolgen wie auch von Verletzungen gezimmert wurde. Als «Stehauffrauchen» bekannt, hat sich die gebürtige Leimiswilerin immer wieder zurückgekämpft. Dies trifft auch nach den jüngsten Verletzungen zu.

Doppelte Knieoperation nötig
Im Dezember 2019 wurde sie beim zweiten Weltcuprennen in Val Thorens in Führung liegend unverschuldet von einer Konkurrentin abgeschossen. Der Sturz hatte Folgen und bedeutete das sofortige Saisonende. Der Zwischenfall ereignete sich im erst zweiten Weltcuprennen der Saison 2019/20. Das linke Knie wurde dabei arg in Mitleidenschaft gezogen.
Kurz vor Weihnachten wurde eine Operation in Zürich notwendig. «Da die Stabilität nicht mehr gewährleistet war, entschloss ich mich, gleich beide Knie zu operieren», erklärt die 34-Jährige. Natürlich dauerte die Reha dadurch lange. Sanna Lüdi musste zuerst wieder laufen lernen. «Die Tagesfortschritte waren winzig», erklärt Sanna Lüdi. Der Weg zurück war hart – und verlangte Geduld. Wegen den unzähligen Verletzungen, mit welchen Sanna Lüdi während ihrer langen Spitzensportkarriere schon klarkommen musste, klappte diese Genesungsphase ein bisschen einfacher. «Dadurch, dass ich schon unzählige Rehas durchgemacht habe, weiss ich, dass in solchen Momenten eine Struktur das A und O ist. Wenn man diese hat, früh aufsteht und den ganzen Tag durchplant, kann man gar nicht erst in ein Loch fallen oder auf schlechte Gedanken kommen.»

Einbussen wegen Covid-19
In dieser Zeit spielte natürlich auch Covid-19 eine Rolle. «Da ich Asthma habe, war ich sehr vorsichtig. Ich habe im Frühling von zu Hause aus trainiert.» Bisher blieb Lüdi verschont. «Ich bin nicht daran erkrankt und musste auch noch nicht wegen anderen Personen in die Quarantäne.» Testen lassen musste sich Lüdi erst einmal. «Dies wird sich bald ändern. Vor jeder Weltcupstation wird bestimmt mindestens ein Test notwendig sein.» Die Pandemie heftig zu spüren bekam sie in einem anderen Bereich. «Ich habe Einbussen. Einige Sponsoren sind komplett abgesprungen, andere haben das Budget gekürzt.» Einschneidend sei auch die Tatsache, dass sie ihre Eltern, welche sie sehr schätzt, viel weniger sieht. «Ich will sie einfach nicht gefährden.»

Schulter ausgekugelt
Trotz Corona und den beiden Knieoperationen kehrte die heute am Zürichsee lebende Athletin ihrem Motto «Never give up» folgend in den normalen Trainingsbetrieb zurück. Und sehr schnell war ihre Fitness wieder auf einem hohen Level, die Motivation dementsprechend super. Just, als alles nach Plan lief, folgte der nächste Dämpfer. «Ich liebe das Surfen», erklärt Sanna Lüdi. Und genau bei der zweiten sportlichen Leidenschaft der Draufgängerin passierte es: Im Sommer kugelte sie sich die Schulter aus. Erneut wurde der Aufbau unterbrochen. «Bereits im August konnte ich in Saas Fee aber mit dem Schneetraining beginnen. Es lief ausgezeichnet», sagt Lüdi – bis Mitte Oktober und einem normalen Sprung während einer Trainingsfahrt auf einer Skicrosspiste. «Bei einer Armbewegung in der Luft ist mir die Schulter wieder raus.» Wieder wurde der normale Trainingsalltag auf den Kopf gestellt. «Ich habe mich aber gegen eine Operation entschieden. Diese hätte bewirkt, dass ich erneut die gesamte Saison ausfallen würde», erklärt Lüdi, die seit Beginn ihrer Skikarriere Mitglied des Skiclubs Ahorn-Eriswil ist und für diesen auch international an den Start geht. «Ein Risiko besteht natürlich. Ich brauche etwas Glück, denn eine weitere Schulterluxation mag es nicht leiden.»

WM in China als Saisonhighlight
Erst seit kurzem ist Lüdi wieder auf dem Schnee am Trainieren. Die Zeit, um beim geplanten Weltcupstart Mitte Dezember in Arosa dabei zu sein, wird knapp. «Ich muss auf meinen Körper hören und kurzfristig entscheiden, ob eine Teilnahme möglich ist», erklärt Lüdi. Sie freut sich sehr auf die bevorstehenden Rennen, obwohl sie den sportlichen Wert etwas in Frage stellt. «Wenn plötzlich ganze Nationen wegen Covid-19 nicht antreten könnten, wäre dies schon eine Wettbewerbsverzerrung.» Persönlich wäre die erfahrene Athletin glücklich, einfach gesund Ernstkämpfe bestreiten zu können. Klappt dies, steht die WM in Zhangjiakou in der chinesischen Provinz Hebei Ende Februar im Fokus.

Vierte Olympische Spiele anpeilen
Obwohl sich Sanna Lüdi für eine Leistungssportlerin bereits im fortgeschrittenen Alter befindet, glaubt sie, an ihre grössten Erfolge anknüpfen zu können. «Die Gesundheit muss einfach stimmen.» Seit dem 21. Dezember 2008 fährt das Ahorn-Eriswil-Aushängeschild nun bereits in der Skicross-Weltspitze mit. Zehnmal stand sie bisher auf dem Podest. Dreimal konnte sich Lüdi als Siegerin feiern lassen (zweimal 2012, einmal 2014). Der bisher letzte Weltcup-Podestplatz datiert vom Februar 2019, wo sie in Sunny Valley in Russland den 2. Rang belegte. Wenige Wochen zuvor hatte sie an der WM 2019 in Solitude im US-Bundesstaat Utah mit dem 4. Rang WM-Edelmetall nur hauchdünn verpasst. Über allem stehen für die ausgeflippte Sportlerin, welche sich selbst als Paradiesvogel bezeichnet, die Olympischen Spiele. In Vancouver 2010 (35. Rang), Sotschi 2014 (13. Rang) und Pyeongchang 2018 (7. Rang/Diplomgewinn) war die langjährige Leimiswilerin bereits am Start. Sanna Lüdi hat sich zum Ziel gesetzt, 2022 in Peking – als dann 36-Jährige – ihre vierten Olympischen Spiele zu erleben. Diesem Ziel ordnet sie alles unter.

Ski Alpin
Der Skiclub Ahorn-Eriswil hat mein grosses Feuer für das Skifahren entfacht. Vor meiner Skicross-Karriere fuhr ich Alpin-Rennen. Jetzt kommt es noch vor, dass im Skicross-Schneetraining ab und zu ein Riesenslalom oder ein Slalom gefahren wird.

Wasser
Wasser, am besten in Verbindung mit Wellen, ist das, was ich neben dem Schnee unbedingt brauche. Ich liebe das Surfen. Weiter ist Wasser für mich ein beruhigendes Element. Will ich «herunterfahren», gehe ich an einen See.

Kopfbedeckung
Neben der Sonnenbrille das, was nicht fehlen darf. Ein absolutes Muss, vor allem bei sommerlichen
Temperaturen.

Finnland
Ich bin Doppelstaatsbürgerin. Die finnischen Wurzeln stammen von meiner Mutter. Allerdings sollte ich schon lange zur Passstelle – mein   finnischer Pass ist abgelaufen.
 
Facebook
Habe ich, bin darauf aber schon lange nicht mehr aktiv.

Instagram
Auf dieser Plattform bin ich ab und zu aktiv.

WhatsApp
Für mich ein wichtiges Kommunikationsmittel. Ich verwende WhatsApp im Ausland auch zum Telefonieren, da es gratis ist.

www.sannaluedi.com
Sie wurde lange nicht mehr aktualisiert, dies ist mir klar. Ich kann aber informieren, dass in wenigen Tagen eine neue, schlicht gehaltene Homepage aufgeschaltet wird.

Laufsteg
Damit habe ich nichts am Hut.

Tanzen
Ich liebe es, zu tanzen. Egal wo, egal wann und egal zu welcher Musik. Momentan ist es leider nicht möglich, in den Ausgang zu gehen. So nutze ich auch Trainingspausen, um einfach spontan drauflos zu tanzen. Oder ich gehe raus in den Garten und «let’s dance».

Süssigkeiten
Oh ja, ich liebe Schokolade. Allerdings konzentriert sich dieser Genuss auf die warmen Monate. Während dem Winter, also meiner Skicross-Saison, verzichte ich gänzlich auf Zucker.

Jahreszeit
Da muss ich wohl den Herbst nennen, denn ich liebe den Monat September. In dieser Zeit ist das Surfen und das Skifahren gleichzeitig möglich.

Von Stefan Leuenberger