• Die fast 100-jährige Firmengeschichte der Frilo AG wird durch das Ehepaar Patrizia und Mauro Vietri ab April neu an der Murgenthalstrasse 15 in Langenthal fortgesetzt. · Bilder: Walter Ryser/zvg

  • Im Jahr 2009 trat mit Tochter Patrizia und ihrem Ehemann Mauro Vietri die dritte Generation in die Firma ein. Sie gewährten 2012 einen Einblick in die Produktionsstätte am Friloweg Huttwil. · Archivbilder: Thomas Peter

  • Aus der Strickkollektion im Jahre 2012.

  • Die bekannten Frilo-Strickwaren werden künftig in Langenthal hergestellt.

  • Die Frilo AG verlässt den alten Standort in Huttwil. · Bild: Thomas Peter

04.03.2024
Huttwil

Strickereigeschichte geht in Langenthal weiter

Seit fast 100 Jahren besteht die Strickwarenfabrik Frilo AG. 1927 in Wyssachen gegründet, wird das Unternehmen heute in dritter Generation vom Ehepaar Patrizia und Mauro Vietri in Huttwil geführt. Doch nun endet die Strickereigeschichte im «Städtli»,

nicht aber die Firmengeschichte der Frilo AG. Im Gegenteil, das Unternehmen expandiert, hat die Trachsel AG aus Bichelsee

übernommen und zügelt nach Langenthal.

Sie verkörpert ein Stück Huttwiler Industriegeschichte, die Frilo AG. Gegründet wurde das Unternehmen 1927 von Fritz Loosli (frilo), der in seinem Elternhaus in Wyssachen erste Babyartikel auf mechanischen Handstrickmaschinen herstellte. Die neuen Produkte fanden rasch begeisterte Abnehmer, so dass sich die Fabrikation unter der Marke «frilo» zu einem kleinen Familienunternehmen entwickeln konnte. Das stete Wachstum der Firma verlangte nach mehr Platz, so dass nach acht Jahren der Sitz des Unternehmens von Wyssachen nach Eriswil verlegt wurde. Neue Fabrikationsverfahren, insbesondere elektrisch angetriebene Maschinen, stellten einen grossen Fortschritt in der Herstellungstechnik dar.
1949 wurde der Geschäftssitz dann nach Huttwil verlegt, an den heutigen Stand der Produktionsstätte am Friloweg 18. In den Folgejahren bis in die späten 1950er-Jahre entwickelte sich die «frilo» zu einem führenden Schweizerischen Hersteller von Strickwaren für Babys, Kinder, Damen und Herren. Neben dem Stammbetrieb in Huttwil waren verschiedene Filialen in der weiteren Umgebung am Produktionsprozess beteiligt. Nach dieser Blütezeit machen sich erste Anzeichen ausländischer Billiganbieter bemerkbar. Die zunehmende Öffnung der Märkte erzeugte Margendruck und verlangte nach Anpassungen auf der ganzen Produktelinie. Die Filialen wurden geschlossen, das Sortiment gestrafft, bis in den späten 1970er-Jahren die Fabrikation ganz eingestellt werden musste.

Die Fabrikation wird wieder aufgenommen
1977 übernahm Sohn Kurt Loosli zusammen mit seiner Frau Antonietta die Fabrikation und gründete die Einzelfirma «Strickwarenfabrik Frilo». Die zuvor stillgelegte Fabrikation wurde wieder aufgebaut. Dabei richtete sich nun der Fokus auf die Grossverteiler. Neue Qualitäten in Mischgarnen mit Naturfaseranteil überzeugten die Abnehmerschaft und führten zu sehr guten Produktionsauslastungen.
In den Jahren 1985 bis 1995 konnten diverse Konkurrenzbetriebe in die «Frilo» integriert werden. Die damit gewonnene Kundschaft im Exportbereich eröffnete neue Geschäftsfelder. Der unveränderte Preisdruck führte in den 1990er-Jahren zu einem Exodus der noch verbleibenden einheimischen Industrie in die umliegenden Euroländer. Angesichts dieses Markt-Umfeldes konzentrierte sich die «Frilo» auf die Zusammenarbeit mit hochwertigen Fachgeschäften und erreichte damit einen Exportanteil von 60 Prozent. Die Marke «frilo swiss­made» etablierte sich bei der internationalen Kundschaft als Garant für hochwertige Qualität.

Fokus auf «frilo swissmade»
Im Jahr 2009 trat mit Tochter Patrizia und ihrem Ehemann Mauro Vietri die dritte Generation in die Firma ein. Trotz vieler Unsicherheiten entschlossen sich die beiden, das Markenpotential auszubauen und den Produktionsstandort Schweiz aufrecht zu erhalten. Das Ehepaar setzte nur noch auf ihr Eigenlabel «frilo swissmade». Es investierte in computergesteuerte Strickmaschinen und in eine neue Musterungssoftware. Dank dieser neuen Technik konnte die Konfektionsarbeit stetig reduziert und mit dem gleichen Personaleinsatz deutlich mehr Umsatz generiert werden.
Die seit 2009 konstante Messepräsenz öffnete die Türen zu neuen Märkten. Fachgeschäfte und Vertretungen im Ausland konnten dazugewonnen werden. Auch der Heimmarkt, welcher von der Familie Vietri selber betreut wird, gewann wieder an Bedeutung. 2013 wurde dann die Frilo AG gegründet. Auch fand in diesem Jahr ein Logowechsel statt. Die Firma kehrte zurück zum Gründerlogo.
Nun haben sich Patrizia und Mauro Vietri entschlossen, einen weiteren Entwicklungsschritt einzuleiten. Nach fast einem Jahr Vorarbeit und Planung hat das Unternehmen den Maschinenpark inklusive Kundenportfolio der Firma Innolana AG, besser bekannt als Traxler AG in Bichelsee (Thurgau), übernommen. Die über 115-jährige, grösste Schweizer Nahtlos-Strickwarenfirma aus Bichelsee hat nach einer Nachfolgelösung gesucht. Mit der Übernahme erweitert das Ehepaar Vietri den Maschinenpark um 27 Strick- und Nahtlos-Maschinen. Mit der Übernahme der Traxler AG ist auch ein Stellenausbau verbunden. So entstehen sieben neue Arbeitsplätze, womit das Unternehmen neu 13 Mitarbeitende beschäftigen wird.

Platzmangel erfordert einen Umzug
Die Übernahme des Maschinenparks sowie der Stellenausbau haben Folgen, wie Patrizia Vietri gegenüber dem «Unter-Emmentaler» zu verstehen gibt: «Damit haben wir am heutigen Standort viel zu wenig Platz, wir stossen ans Limit», sagt die 48-jährige gelernte Textilkauffrau. Das Ehepaar schaute sich deshalb nach neuen, geeigneten Räumlichkeiten um und wurde in Langenthal fündig. Auf April wird die Frilo AG an die Murgenthalstrasse 15, direkt neben den M-Parc, ziehen. Patrizia Vietri erwähnt, dass man mit einem weinenden Auge Huttwil verlassen werde, weil hier ein grosser Teil der erfolgreichen Firmengeschichte realisiert wurde. «Aber wir freuen uns andererseits auf die neue Herausforderung in Langenthal, verbunden mit dem Ausweiten der Produktepalette.» Denn aufgrund der Vergrösserung des Maschinenparks schafft die Frilo AG freie Kapazitäten für kundenspezifische Fremdmarken, Berufs- und Firmenkleidungen. Für das Ehepaar Vietri bedeutet dies einen weiteren Meilenstein in der Firmengeschichte. Die Geschäftsfrau bezeichnet das gewählte Vorgehen als mutigen Schritt, der jedoch reiflich überlegt worden sei. «Wir bewegen uns in einem anspruchsvollen Marktumfeld. Wer hier bestehen will, muss etwas wagen, deshalb wollten wir diese Gelegenheit packen», schildert Patrizia Vietri die Überlegungen, die sie und ihr Mann zu diesem Schritt bewogen haben.

Von Walter Ryser