• Eine Studie hat offenbart, wie das Mühleareal entwickelt werden könnte. Mietinteressenten sind bereits vorhanden. · Bild: Leroy Ryser

05.02.2020
Langenthal

Studie offenbart Möglichkeiten – und Kosten

Der Stadtrat hat eine Nutzungsstudie in Auftrag gegeben, in der eine mögliche Zukunft des Mühleareals skizziert wurde. Diese hat aber nicht nur Möglichkeiten, sondern vor allem auch hohe Kosten offenbart.

Martina Moser hat als neue Stadtratspräsidentin ihren eigenen Beruf als Lehrerin genutzt, um das letzte Legislaturjahr zu lancieren. «Ich habe unsere Kinder gefragt, was sie sich für die Zukunft wünschen», erklärte die SP-Frau. Die Wünsche fasste sie auf einer Karte zusammen, die sie den Stadträten abgab. «Eines der Kinder wünschte sich schöne Spielplätze, ein anderes wollte besser Skifahren können und noch ein anderes Kind wollte, dass die Erde besser werden soll.» Für Moser ist damit klar: Die Investitionen in Spielplätze und die Bildungslandschaft lohnen sich, und um das letzte Ziel zu erreichen, dürfe man in Langenthal mit gutem Beispiel vorangehen.

Keine Kameras im Kreuzfeld
Im Zentrum der ersten Sitzung standen neben der Zukunft des Eissportes (siehe Text oben) zwei Motionen der SVP-Fraktion. Intensiv diskutiert wurde vor allem die zweite Motion, die mehr Sicherheit auf Schulgeländen forderte und deshalb die Installierung von Videokameras vorschlug, um Vandalismus einzudämmen. Diese Forderung stand bereits einmal im Raum, erneut schlug der Gemeinderat dies aber zur Ablehnung vor. «Es ist nicht schön, was dort passiert, wahrlich ist die Situation unbefriedigend», sagte Gemeinderat Markus Gfeller (FDP) zwar, man wolle die totale Überwachung aber verhindern. «Wenn wir die Videoüberwachung im Kreuzfeld lancieren und sich die Probleme von Vandalismus verlagern, müssten wir konsequenterweise auch an anderen Orten entsprechende Einrichtungen anbringen», sagte Gfeller. Dies könnte letztlich ausufern, weshalb sich der Stadtrat einer Grundsatzfrage stellen solle. «Der Gemeinderat will nicht die gesamte Stadt überwachen, sondern die bereits vorhandenen Mittel, beispielsweise polizeiliche Patrouillen, besser einsetzen.» Diese Antwort stellte Motionär Daniel Bösiger (SVP), Leiter vom Schulzentrum Hard, nicht zufrieden. Andere Gemeinden wie Niederbipp und Sursee hätten bereits positive Erfahrungen mit ähnlichen Ausstattungen gemacht, so Bösiger, Verlagerungen habe man nicht bemerkt, einzelne Vandalen konnten eruiert werden.
Dazu gab es Pro- und Contra-Stimmen aus dem Parlament, die mehr oder weniger energisch formuliert wurden. Gerhard Käser beispielsweise schlug im Namen der SP/GL-Fraktion vor, die Kontrollen zu verbessern, weil die Problemverursacher längst bekannt seien und mühelos identifiziert werden könnten. Dies wiederum verärgerte Janosch Fankhauser (SVP), der seinen Polit-Kollegen aufforderte, das Problem selbst anzupacken und die entsprechenden Vandalen offiziell zu verzeigen. «Wieso verschliessen wir uns davor?», fragte Fankhauser in Anlehnung an die Motionsforderung rhetorisch und hängte an: «Auf Privatgelände werden wir dauernd überwacht, beispielsweise beim Tanken. Und hier geht Eigentum der Stadt kaputt, Steuergelder müssen aufgewendet werden – dagegen vorgehen wollen wir aber nicht.» Dies bestätigte der Stadtrat, die Motion wurde trotz engagierter Diskussion mit 26 Nein-Stimmen als nicht erheblich erklärt.

20 Millionen Franken nötig
Wohl noch interessanter waren derweil die zutage gebrachten Resultate der ersten Motion, die sich um die Zukunft des Mühleareals drehte. Die Motionäre wollten den Gemeinderat beauftragen, in enger Zusammenarbeit mit möglichen Investoren eine Überbauungsordnung für das ganze Gebiet oder allenfalls Teile davon auszuarbeiten. Ausserdem soll eine Vorlage ausgearbeitet werden, die den Verkauf oder die Abgabe im Baurecht auf diesem Areal ermöglicht. Parallel dazu wurde vom Gemeinderat eine Nutzungsstudie in Auftrag gegeben, die eruieren soll, was auf dem Areal künftig passieren könnte und welche finanziellen Mittel dazu aufgewendet werden müssen.
Stadtpräsident Reto Müller stellte den Anwesenden die Resultate daraus vor und zeigte auf, dass die aktuelle Überbauungsordnung vielleicht nicht einmal überarbeitet werden muss, um die Entwicklung des Gebietes voranzutreiben. «Wir haben alles geprüft, aus-ser den Bau von Wohnflächen, und sind darüber eingekommen, dass möglichst viel Fläche für die Vermietung angeboten werden soll, um auch ökonomisch sinnvoll wirtschaften zu können», erklärte Müller. Interessenten habe man bereits gefunden, so sei man mit dem Maximum oder auch der Migros Klubschule in Kontakt, des weiteren soll im Erdgeschoss auch weiterhin ein Restaurationsbetrieb mit kleinerer Fläche ermöglicht werden, im Obergeschoss der Mühle dürfte auch weiterhin der Stadtrat tagen können. Das Gesamtvolumen der Fläche – im gesamten Perimeter mitsamt Silo – beläuft sich auf 4000 Quadratmeter, verteilt über mehrere Stockwerke. Für die Vermietung seien aber Investitionen nötig, insbesondere ins baufällige Silo und in den Mühlehof, deren Statik zu wünschen übrig lassen.
Wer die dazu benötigten rund 20 Millionen Franken investieren soll, sei noch nicht klar, so Müller weiter.
Möglich sei auch, hierfür mit potenziellen Investoren oder anderen Dritten zusammenzuarbeiten. Skizziert wurde auf der Nutzungsstudie auch, wie das Areal dereinst aussehen könnte, beispielsweise wäre ein moderner Durchgang möglich, der eine gute Verbindung zum Park auf der Hinterseite ermöglicht. In der Folge wurde die Motion von den zufriedenen Antragsstellern in ein Postulat umgewandelt.

Elterntaxi werden zur Gefahr
Abgeschlossen wurde die Sitzung nach drei Stunden mit einem neu eingereichten Postulat. So wurde ein Postulat von Pascal Dietrich, Carole Howald (beide FDP/JLL-Fraktion) und Beat Hasler (parteilos, SP/GL-Fraktion) überwiesen, das nach Lösungen bittet, um die ständig gefährlicher werdende Situation mit sogenannten «Elterntaxis» zu entschärfen. Die Zahl der Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen und wieder abholen, habe deutlich zugenommen, sodass die Verkehrssituation in Schulzentren zur Mittagszeit zuweilen chaotisch sei. Diesem Treiben müsse man Einhalt gebieten, meinen die Postulanten, wenn nötig sogar mit temporären Park- oder Fahrverboten.

Von Leroy Ryser