• Ein trauriger Anblick: Verendete Forellen beim Rohrbacher «Kanäli». · Bilder: zvg

03.11.2022
Oberaargau

Tragisches Fischsterben im «Kanäli»

Im Drainage-Bach «Kanäli» auf der Allmend in Rohrbach ist vor einigen Tagen ein Fischsterben festgestellt worden. Kleinste und grössere Forellen bis zu 30 Zentimeter Länge verfingen sich zuhauf leblos am Bachgrund und in der Uferböschung. Dies passierte nicht zum ersten Mal. Weder jetzt noch 2003 und 2017 konnte die Ursache herausgefunden werden.

Rohrbach · Für den Fischrechtbesitzer Ernst Fahrni, der das «Kanäli» seit über 40 Jahren in Pacht hat und auch so lange Forellen hegt und pflegt, ist es ein äusserst trauriges Ereignis. «Bereits im 2003 und auch im 2017 hatten wir ein solches Fischsterben. Damals waren alle Fische tot», sagt er traurig. Wie viele es diesmal sind, kann er noch nicht sagen. «Vielleicht sind es 40, vielleicht 80, das sehen wir dann im Frühling, wenn wir mit dem Fischereiaufseher elektrisch fischen und sie zählen können», erklärt der 73-Jährige. So hofft er, dass nicht alle Fische ersticken mussten. «Man sieht auf den Bildern, dass die Fische erstickt sind. Ihre Mäuler sind weit aufgerissen, sie mussten nach Sauerstoff schnappen. Das ist sehr traurig», sagt er. Und fügt hinzu: «Wenn nicht einmal mehr der Fisch in unserem Wasser überleben kann – wo führt das noch hin?», sagt er nachdenklich.

Grund unbekannt
Der Grund konnte weder bei den letzen beiden Malen noch diesmal herausgefunden werden. «Bis man merkt, dass die Fische eingegangen sind, ist es schon zu spät und die Substanz hat sich im Wasser verflüchtigt und kann nicht mehr nachgewiesen werden», erklärt der leidenschaftliche Fischhalter. «Wir haben festgestellt, dass mehr Fische sterben, seit das Oberflächenwasser nicht mehr in die Ara sondern in die Gewässer geleitet wird», sagt er. Und seine Frau Regina Fahrni ergänzt: «Es passierte immer im Herbst.»
An Böswilligkeit glauben sie nicht, eher an Unachtsamkeit. «Weil eben das Oberflächenwasser und die Schächte bei den Häusern nicht in die Ara fliessen, kann es schon beim Auswaschen eines Farbeimers oder dem Entleeren des Swimmingpools mit Chlor zu einer Vergiftung kommen», erklärt Ernst Fahrni. «Viele Menschen wissen das gar nicht und haben keine Ahnung, wo das Wasser von den Schächten hinfliesst», fährt er fort. Er würde sich wünschen, dass sich die Menschen mehr informieren und so achtsamer würden. Bei diesbezüglichen Fragen könne man sich an Hans Moser, Teamleiter im Werkhof in Rohrbach, wenden. Der wisse in der ganzen Gemeinde Bescheid. «Und wenn einem einmal etwas passiert, solle man sich in jedem Fall umgehend bei Hans Moser, Ernst Fahrni oder gar bei der Feuerwehr melden. «Wir geben niemandem die Schuld, wir wünschen uns nur, dass die Menschen wieder achtsamer werden», sagt das Ehepaar Fahrni.

Fängt wieder an
Generell ist der Fischbestand im Lan-getental stark rückläufig. «Ich erinnere mich, dass mein Vater, als ich klein war, jeweils von Hand im «Kanäli» fischte. Damals hat es noch sehr viele Fische gehabt», erzählt Regina Fahrni. Im Jahr 2017, als alle Fische verendeten, war Ernst Fahrni kurz davor, aufzuhören. «Ich hatte kaum mehr den Mut, wieder anzufangen. Doch dann haben wir im Frühling 2018 von Erwin Lanz 110 Jungfische geschenkt bekommen. Wir haben sie im Bodenbächli im Rohrbachgraben ausgefischt und im ‹Kanäli› wieder ausgesetzt. Und genau diese Fische sind nun tot», erzählt er.
Vier Jahre lang hegte und pflegte er die Fische mit viel Leidenschaft und Sorgfalt. Im Frühling dieses Jahres hatte er auf 100 Metern rund 60 bis 80 Jährlinge im «Kanäli» gezählt. Das sei super gewesen und bedeutete auch, dass die Fische gelaicht hatten und sich selbstständig vermehren konnten. «Eine Forelle darf erst ab einer Grösse von 28 Zentimetern gefischt werden, dann ist die Forelle drei bis vier Jahre alt», erklärt Ernst Fahrni. Er habe seine Forellen immer für den Eigengebrauch genutzt und maximal 20 pro Fischsaison, die von April bis Mitte September dauere, gefischt.
Ob er nächste Saison wieder fischen kann, wird sich zeigen. Vorerst heisst es zuwarten, denn jetzt in das «Kanäli» zu gehen, wäre fatal. Etwaige vorhandene Laiche könnten so kaputt gehen. Im Frühling wird sich zeigen, ob Ernst Fahrni Fische kaufen muss oder eine Brut in dem rund drei Kilometer langen und etwa 80 Zentimeter bis einen Meter breiten Kanal aussetzen muss. «Das ist mit sehr viel Aufwand verbunden und muss mit viel Liebe gemacht werden», erklärt Ernst Fahrni.

Von Marianne Ruch