• Trudi Gerber präsentiert die elfjährige Kuh Benita, die schon 100 440 Kilo Milch geliefert hat. · Bild: Barbara Heiniger

19.08.2022
Huttwil

Trudi Gerber ist seit 30 Jahren Milchwägerin

Als Milchwägerin (Milchkontrolleurin) übt Trudi Gerber von Huttwil schon 30 Jahre diese verantwortungsvolle Tätigkeit aus. Dadurch kennt sie die Bauernfamilien und deren Kühe auf einigen Höfen in der Gemeinde Huttwil. Besondere Höhepunkte sind für Trudi Gerber, wenn sie eine 100 000er-Kuh wägen kann.

«Es war und ist für mich eine ideale Beschäftigung und ich lernte so die Bauernfamilien kennen. Die wertvollen Kontakte schätze ich immer wieder aufs Neue», stellt Trudi Gerber fest. Aktuell ist die Milchwägerin auf neun Betrieben im Einsatz. Für sie ist es praktisch, die Arbeit frühmorgens zu verrichten, so kann sie den Tag danach für sich planen. Sie steht gerne frühmorgens auf und geniesst die herrliche Natur. Auch Wind und Wetter stören sie nicht, denn ihre Tätigkeit ist ja im Stall und dort scheint mit den Kühen fast immer die «Sonne».

Den grossen Wandel miterlebt
«Der Wandel im Milchwägen, der in den dreissig Jahren stattgefunden hat, ist für mich das grösste Erlebnis», erklärt Trudi Gerber. Sie hat immer wieder gelernt, flexibel zu sein und neue Herausforderungen anzupacken. So hatte sie zu Beginn ihrer Tätigkeit noch einiges an Schreibkram zu erledigen und heute bedient sie das Tablet. Aber auch auf den Bauernhöfen wurde der hölzerne Melkstuhl vielerorts abgelöst.
Trudi Gerber kennt vom Standeimer mit einem Aggregat bis zum Melkstand und der Absauganlage alles. «Die Zeit zum Milchwägen wird kürzer, aber es sind dafür mehr Tiere», sagt Trudi Gerber. Gefragt ist dabei ein sehr exaktes Arbeiten, auch wenn alles schneller geht, müssen die Daten genau stimmen. Elfmal pro Jahr wird die Milch auf einem Betrieb gewogen, dies zwischen 30 und 37 Tagen, aber nicht immer am gleichen Wochentag.
Der Nebenerwerb brachte der Milch-wä-gerin stets grosse Befriedigung. Früher war sie froh um den finanziellen Zustupf in die Familienkasse, heute schätzt sie das verdiente «Sackgeld». Einige Wechsel von Betriebsleitern hat sie in ihrer «Milchwägerinzeit» schon erlebt, teilweise ist nun bereits die dritte Generation am Werk

Ein Dank an den Viehzuchtverein
«Ich bin dankbar, dass ich die Kraft geschenkt bekommen habe, meine vielfältigen Aufgaben zu bewältigen. Ein Dank geht aber auch an den Viehzuchtverein und dessen Mitglieder, die mir das Vertrauen schenken», hält Trudi Gerber fest. Das Milchwägen macht ihr Freude und manchmal gibt es auch ganz spezielle Erlebnisse. Auf dem Betrieb von Fritz und Marianna Walther in Huttwil konnte Trudi Gerber im Jahre 2007 die erste Kuh wägen, welche 100 000 Kilo Milch gab. Nun steht in ihrem 30. Milchwäger-Jahr mit «Benita» die dritte Kuh in diesem Stall mit der hohen Milchleistung. Die am 5. Mai 2011 geborene Kuh gab schon 100 440 Kilo Milch. Ebenfalls hat «Benita» zwei Zuchtfamilien und wurde mit 5555 98 punktiert. «Es ist sehr befriedigend für mich, dass ich diese schöne Kuh schon fast zehn Jahre begleite und ihre Erfolge miterleben kann. Auch der Züchter- und Besitzerfamilie Walther mag ich solche guten, leistungsstarken Tiere von Herzen gönnen», sagt Trudi Gerber mit einem feinen Lächeln.
In der Vereinigung Bernischer Milchkontrolleure (VBMK) sind die Milch-wägerinnen und Milchwäger als Mitglieder organisiert. Die Vereinigung vertritt ihre Anliegen gegenüber den anderen involvierten Organisationen in der Milchbranche. Als Präsident steht Hans Rudolf Jost, Madiswil, der VBMK vor. Ein wichtiger Teil an der jährlich stattfindenden Mitgliederversammlung sind die Ehrungen. Es gibt sehr viele Milchwägerinnen und Milch-wäger, die teilweise während Jahrzehnten im Amt sind.
So ist sicher auch Trudi Gerber weiterhin mit viel Engagement und Fleiss bei ihrer verantwortungsvollen Arbeit anzutreffen. Ganz sicher wissen dies die Kühe und ihre Besitzer sehr zu schätzen.

Von Barbara Heiniger