• Alfred Lüthi beobachtet aufmerksam, wie Markus Leibundgut vom Archäologischen Dienst die Weisstanne zersägt, die vermutlich vor rund 4200 Jahren bei einem Bergrutsch begraben wurde. · Bild: Niklaus Meister

  • Beim ARA-Leitungsbau stiess man zufällig auf die Weisstanne. · Bild: Niklaus Meister

  • Unscheinbar aber spektakulär. Noch liegen Teile der Tanne am Fundort. · Bild: Niklaus Meister

14.05.2021
Emmental

Über 370-jährige Weisstanne lag 4200 Jahre lang begraben

Im Rahmen des ARA-Leitungsbaus im Häntschegrabe im Heimisbach wurden die Rohre teils durch die Strasse eingezogen. Dabei blieb der Pflug plötzlich hängen. Folglich musste die Strasse mit einem Bagger aufgebrochen werden und zum Vorschein kam in einer Tiefe von rund einem Meter eine alte Weisstanne. Die Ergebnisse der anschliessenden aufwendigen dendrochronologischen Untersuchung zur Holzaltersbestimmung übertrafen alle Annahmen. Die Tanne ist über 370 Jahre alt vor gut 4200 Jahre vermutlich bei einem Hangrutsch begraben worden.

Heimisbach · Anwohner Alfred Lüthi kam zufällig vorbei, als die Weisstanne im Häntschegrabe gefunden wurde. Er interessierte sich sehr für den Fund und besuchte im vergangenen Herbst mit einem Foto im Gepäck die «Wanderausstellung» des Archäologischen Dienstes in Langnau und erkundigte sich dort über die Untersuchung solcher Funde. Er traf auf reges Interesse und Markus Leibundgut, Dendrofacharbeiter des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern, nahm in der Folge Holzproben der Weisstanne. Währenddessen konnten die Bauarbeiten weitergeführt werden, es gab keine Verzögerungen wegen dem Fund. «Erstaunt nahmen wir aus dem ersten Bericht zur Kenntnis, dass die Tanne ein Alter von mindesten 372 Jahre aufwies», sagt Niklaus Meister, Gemein­deschreiber Trachselwald. Dadurch interessierte natürlich auch, wie lange der Stamm in der Strasse vergraben war, in Unkenntnis, ob er allenfalls bei Wegbauten zur Stabilisierung verwendet wurde. So ergab sich eine aufwendige dendrochronologische Untersuchung.

Altersbestimmung mittels Radiokarbon-Methode
Die Anzahl der Jahrringe war mit grosser Unsicherheit behaftet. An vielen Stellen konnten auskeilende Jahrringe festgestellt werden, so dass auch ein komplettes Fehlen von Jahrringen auf den verschiedenen Messbahnen nicht auszuschliessen war. Das Jahrringbild zeugte von sehr schwierigen Wachstumsverhältnissen. Daher wurde eine Altersbestimmung mittels Radiokarbon-Methode beschlossen. Das Fazit des dendrochronologischen Untersuchungsberichtes lautete wie folgt: «Dank der Meldung von Alfred Lüthi an den Archäologischen Dienst konnte ein subfossiler Stamm beprobt werden, welcher erst durch die Untersuchungen sein wahres Alter preisgab. Nach über 372 Jahren Wachstum unter schwierigen Bedingungen wurde der Baum in einem Frühling oder Sommer vor etwa 4200 Jahren vermutlich durch einen Hangrutsch begraben. Damit ist er einer der ältesten bekannten Bäume aus dem Emmental!»

Schöne Geschichte für die Gemeinde
Dank dem, dass der Boden sehr lehmig und nass war, konnte die Tanne in solch gutem Zustand ausgegraben werden. «Es ist eine überraschende und schöne Geschichte für die Gemeinde», sagt Niklaus Meister. Die Gemeinderäte machen sich nun Gedanken, wo die Tanne hin kommen soll. «Wir suchen einen schönen Platz und freuen uns über alle Vorschläge», meint er. Es ist anzunehmen, dass im Häntsche noch weitere solche Funde vorhanden wären, es werden aber keine weiteren Untersuchungen vorgenommen.

Von Marianne Ruch