• Der Mann des Berner Laufsportspektakels 2019: Der 26-jährige Kenianer Geoffrey Kamworor rennt lächelnd zu einem gigantischen Streckenrekord. Er läuft die coupierten 16 Kilometer durch Berns Gassen in unglaublichen 44:57 Minuten. · Bild: alphafoto

16.05.2019
Sport

Über allem ein völlig entfesselter Kenianer

38. Grand-Prix von Bern – Der 26-jährige Kenianer Geoffrey Kamworor stellte am GP Bern in 44:57 Minuten einen neuen fantastischen Streckenrekord auf. Eine Vielzahl an Laufsporttreibenden aus dem «UE»-Gebiet sorgten ebenso für erfreuliche Schlagzeilen.

Laufsport · Am Samstag vor Muttertag war es wieder soweit: Tausende rannten am Traditionsanlass GP von Bern durch die Gassen der Hauptstadt. Mit 28 820 klassierten Läuferinnen und Läufern konnte die Vorjahresbeteiligung um 313 Mitmachende erhöht werden (2017: 29 773 / 2016: 28 920). Das Laufwetter entsprach Aprilwetter. Aber trotz Wechselwetter mit Sonne, etwas Wind und einem kurzen Platzregen mit Hagel während dem Altstadt-GP herrschten vertretbare Verhältnisse. Die Hauptstrecke über die zehn Meilen ab 16 Uhr konnte sogar bei trockenem Wetter, aber lästigem Wind, stattfinden. Zwei regionale Laufsportler gehören weiterhin dem «Golden-Runners-Club» an. Sie haben an allen bisher 38 Austragungen des Grand-Prixs von Bern teilgenommen. Der 1963 geborene Peter Jörg aus Affoltern lief die Originalstrecke in starken 1:13 Stunden. Der frühere Spitzenläufer erzielte seine grandiose GP-Bestzeit von 53:00 Minuten exakt vor 30 Jahren. Den Altstadt-GP über 4,7 km hat der 1960 geborene Markus Widmer aus Lützelflüh jedes Jahr absolviert. Heuer in der Zeit von 24:16 Minuten.
 
Geoffrey Kamworor wie von einem anderen Stern
8840 Läufer und 3937 Läuferinnen legten die Hauptdistanz über «die zehn schönsten Meilen der Welt» zurück. Der schnellste aller 12 777 Finisher (2018: 14 549 / 2017: 14 549 / 2016: 14 175 / 2015: 14 418 / 2014: 15 326 / 2013: 14 192 / 2012: 13 707 / 2011: 13 863 / 2010: 13 241/ 2009: 11 946 / 2008: 12 456 / 2007: 13 595 / 2006: 14 238 / 2005: 13 195) sorgte für Begeisterungsstürme in Berns Gassen. Der zweifache Crossweltmeister Geoffrey Kamworor degradierte die Konkurrenz zu Statisten. Der 26-jährige Kenianer, seines Zeichens zweifacher Cross-Weltmeister, lief als erster Mensch die GP-Hauptdistanz unter 45 Minuten. In 44:57 verbesserte Kamworor den Streckenrekord um gewaltige 67 Sekunden. Es dauerte unglaubliche 4:09 Minuten, ehe mit dem dreifachen GP-Sieger Tadesse Abraham der stärkste Schweizer Langstreckenläufer als Zweiter im Ziel ankam.
 
Regionales Sextett unter einer Stunde
Wie im Vorjahr und auch wie erwartet kam der Langenthaler Pfarrerssohn Fabian Kuert in 50:46 Minuten als schnellster Regionaler ins Ziel. Der diesjährige Cross-Schweizermeister belegte damit im Feld der über 8000 Männer den starken 8. Rang. Erneut glänzend präsentierte sich auch Martin Zürcher aus Weier, der in 55:54 seine Vorjahreszeit um eine halbe Minute verbesserte und den 43. Gesamtrang schaffte. Eine halbe Minute hinter Zürcher folgte bereits der Ultra-Laufspezialist Matthias Christen. Dass der 1980 geborene Madiswiler nicht nur über 100 km stark ist, bewies er in 56:25 Minuten eindrücklich. Mit Armin Leib-undgut aus Melchnau und Peter Gerber aus Weier folgten bekannte lokale Ausdauersportler auf Spitzenrängen. Und mit Joy Heinrich von der Läuferriege Gettnau schaffte es ein regionales Sextett, unter der Stunden-Schallmauer – was insgesamt 138 Läufern und 5 Läuferinnen gelang – im Ziel auf der Mingerstrasse anzukommen. Es war aber weder Kuert noch Leibundgut (beide Rang 5), welche in ihren Altersklassen das regionale Topresultat lieferten. Vielmehr war es der unverwüstliche Wyniger Peter Augsburger, der in 1:05 Stunden in der Altersklasse 60 bis 64 Jahre die Bronzemedaille in Empfang nehmen durfte. Der Langlauf-Superstar Dario Cologna bewies am GP Bern, dass er auch ohne Schnee flink ist. In 55:13 Minuten waren nur 32 Läufer schneller als der Wintersportler. Ein besonderes Erlebnis wurde der GP 2019 für den Huttwiler Werner Feuz. Dieser feierte nämlich just an diesem Tag seinen 66. Geburtstag und durfte sich kurz vor dem Start von Tausenden zum passenden Udo-Jürgens-Song feiern lassen. Mit 66 Jahren scheint das Leben tatsächlich erst zu beginnen: Feuz «flog» in 1:27 Stunden beinahe über die Strecke.

Nicole Egger Gesamtzweite
Im Frauenfeld triumphierte eine Äthiopierin. Die 24-jährige Meseret Gezahegn holte sich in 57:46 Minuten den Tagessieg. Eine beeindruckende Antwort auf ihre Rennaufgabe im Vorjahr lieferte die Langenthalerin Nicole Egger. Die amtierende Schweizermeisterin über 10 km Strasse verlor nur gerade 16 Sekunden und lief in 58:03 Minuten eine persönliche GP-Bestmarke. Und dies nur eine Woche nach dem Doppeltriumph am Luzerner Stadtlauf bei Schneefall. Die 1985 geborene Egger konnte zudem den Sieg in ihrer Alterskategorie (30 bis 39 Jahre) feiern.
Ein Topresultat gelang auch Susanne Schenk von der LV Langenthal, die in 1:13 Stunden den 5. Rang bei den 50- bis 54-jährigen Läuferinnen schaffte (148. Gesamtrang).
 
Ein Triathlet schnellster Regionaler
Beim Altstadt-GP liefen die regionalen Triathlon-Brüder Andrea und Florin Salvisberg aus Rüegsauschachen wie im Vorjahr um den Tagessieg mit. Die Siegerblumen hielt nach den 4,7 km und einer Blitzzeit von 13:58 Minuten aber Eric Rüttimann vom LC Uster in die Höhe. Obwohl beide Salvisberg-Brüder schneller als im Vorjahr waren, schaffte es nur einer auf das Gesamtpodest. Florin holte in 14:14 Minuten Bronze. Sein ein Jahr älterer Bruder Andrea wurde in 14:26 Minuten Gesamtfünfter. Über einen Podestplatz in der Alterskategorie durfte sich der 1959 geborene Peter Zobrist freuen. In 20:07 Minuten holte der Schafhauser in der Alterskategorie 60 Jahre und älter Bronze. Ein gebürtiger Huttwiler sorgte ebenfalls für Aufsehen. Der jetzt in Nidau lebende Stefan Kumli (40) schaffte es in 16:31 Minuten auf den starken 2. Rang der M40-Kategorie. Glänzende Zeiten liefen die Youngsters Nick Obrist von der LV Langenthal (16:01 Minuten/Jahrgang 1997) und der Huttwiler Louis Cornillie (16:08 Minuten/Jahrgang 2001). Aber auch 2-m-Hochspringer Nicola Lüdi (LA Rüegsauschachen) war in 16:45 Minuten flink unterwegs.

Annelies Jost sammelt Altstadt-Gold
Bei den 4557 Altstadt-Läuferinnen feierte die 18-jährige Ausnahmeathletin Delia Sclabas den vierten Sieg in Serie – und knackte in 15:57 Minuten erstmals die 16-Minuten-Schallmauer. Gesamtneunte in 17:32 Minuten wurde die 23-jährige Céline Aebi von der LV Langenthal. Die gebürtige Wynigerin war damit eine Sekunde schneller als im Vorjahr. Hervorragend lief auch die erst 16-jährige Elena Eichenberger (LV Langenthal). 18:40 Minuten bedeuteten in der U18-Kategorie den 5. Rang. Einer der Altstadt-GP-Kategoriensiege bei den Frauen ging ins «UE»-Gebiet. Die immer gutgelaunte und drahtige Eriswilerin Annelies Jost (Jg. 1957) holte in 23:31 Minuten das dritte Gold in Serie. Einmal mehr war in der Kategorie der Läuferinnen ab 60 Jahre niemand schneller als das Mitglied der Läuferriege Gettnau. Den guten 125. Gesamtrang in 21:44 Minuten belegte Anna Rellstab Gfeller aus Sumiswald. Verrückt: Die 49-Jährige lief wenig später auch noch die 16 Kilometer-Strecke (in starken 1:22 Stunden).  

Zwillingsbrüder flink unterwegs
Die Kinder der Jahrgänge 2004 und jünger profitierten beim 1,6 Kilometer langen Bären-Grand-Prix von einem Gratisstart. 4465 Knaben und Mädchen nutzten dies. Auf dieser Kurzschlaufe ohne Aargauerstalden war der Lützelflüher Leichtathlet Nick Schöni in 5:53 Minuten der schnellste Regionale. Von allen 2058 Giele war er der achtschnellste Läufer. Sein Zwillingsbruder Neil folgte zehn Sekunden später. Zu einer Podestklassierung in der Alterskategorie reichte es keinem regionalen Nachwuchsläufer. Im Feld der 2407 Mädchen glänzte die 2006 geborene Mia Hofer von der OLV Langenthal. Wie im Vorjahr war die Postensucherin die schnellste Regionale. In 6:16 Minuten war sie allerdings bedeutend langsamer als im Vorjahr (18. Gesamt-rang / 7. Rang Alterskategorie). Die beste Kategorienklassierung gelang Mira Bernhard (Heimisbach), die in 7:51 Minuten bei den jünsten Modis (Jahrgang 2012) Rang 5 schaffte.

Von Stefan Leuenberger