• Beim Apéro im ersten Teil des gemütlichen Abends.

  • Die Geschwister Martin Mathys und Karin Eggimann-Mathys.

  • Das Unternehmen der Hans Mathys AG ist inzwischen auf 38 Mitarbeitende angewachsen. · Bilder: zvg

  • Jodeln im Lastwagen – eine spezielle Bühne für die «Huttu»-Jodler.

  • Stolz auf die 4. Generation: Hans und Maja Mathys mit dem kleinen Laurin. Im Hintergrund die Jodler.

  • Das gemütliche Beisammensein dauerte bis in die frühen Morgenstunden.

05.12.2019
Huttwil

Überraschungsabend für den beliebten Patron

Die letzte Team-Sitzung endete für den Huttwiler Hans Mathys ganz anders als mit einem gewöhnlichen Feierabend. Das Team von Hans Mathys AG und die Familie feierten seinen bevorstehenden 65. Geburtstag mit einem Openair-Fondue, einem Jodlerabend und einem persönlichen Geschenk.

Es war ein gemeinsames «Team-Bräteln» im Sommer, als Martin Mathys den 65. Geburtstags seines Vaters anfangs Dezember erwähnte. Dies schnappte das Team auf: «Wir wollten Hans Mathys etwas schenken zum Dank dafür, was er alles für uns macht», sagt Monika Gerber, Sachbearbeiterin, im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler». Für das Organisationsteam begann keine ganz «einfache» Zeit. «Unser Vater hatte ein unglaubliches ‹Gespür›, immer gerade dann zu kommen, wenn er etwas nicht hören sollte», lacht die Tochter Karin Eggimann-Mathys.
Schlussendlich aber gelang es, hinter seinem Rücken Ideen zusammenzutragen, das Geschenk anfertigen zu lassen und einen gemütlichen Abend vorzubereiten.

Abgekürzte Team-Sitzung
Letzten Freitag, mitten im «Wiehnachtsmärit»-Stress, war es soweit. Mit ernsthaften Minen starteten Ad-rian Eymann, Martin Mathys und Karin Eggimann-Mathys die Teamsitzung, um sie dann im Eilverfahren wieder zu beenden – sie wollten nicht Gefahr laufen, dass Hans Mathys sich zu Wort meldete und den Zeitplan über den Haufen warf.
Draussen war es längst finster. Nach einer kurzen Hektik fuhren die Chauffeure alle LKWs der Firma auf den Platz und stellten sie zu einer Lichterkette auf.
Inmitten des ohrenbetäubenden Gehupes fuhr Martin Mathys das erste, antike Kehrichtauto auf den Platz, welches er hinter dem Rücken des Vaters renovieren liess. Noch bevor dieser sich richtig verwundern und freuen konnte, fuhr ein Mitarbeiter mit dem letzten Lastwagen vor die Rampe und öffnete die Plache. Drinnen stand das neue massive Ruhebänkli, welches die Belegschaft dem beliebten Patron schenkte, umringt vom Jodlerklub Huttwil, der zum Singen ansetzte. Kein Wunder, dass mehrfach Tränen der Rührung flossen.
Mit dem anschliessenden Apéro und dem Fondue, das wegen der unfreundlichen Witterung in die Halle verlegt wurde, ging der fröhliche Abend allerdings noch lange nicht zur Neige. Mit Singen, Lachen und Anstossen dauerte er bis in den Morgen hinein. Erst als schon bald dämmerte, löschte bei der Hans Mathys AG auch das letzte Licht.
Die Firma Hans Mathys AG schaut auf ein 67-jähriges Bestehen zurück. Damals beschloss der Bauernsohn Hans Mathys Senior mit 27 Jahren, selbstständig zu werden und ein Transportgeschäft zu gründen.
Das war in der Familie nichts Neues. Schon sein Vater hatte mit Pferd und Karren Transporte ausgeführt. Ein Jahr später, 1953, baute er an der Luzernstrasse 67, Huttwil, ein Einfamilienhaus mit Einstellhalle. Bald schon wurden neue Fahrzeuge angeschafft, wurden grössere und nationale Transporte ausgeführt. 1978 kaufte Hans Mathys Senior den ersten Kehrichtwagen in der Region Huttwil. Die Entwicklung dieses neuen florierenden Standbeins durfte er nicht mehr miterleben, nur ein Jahr später starb er nach einer schweren Krankheit. Noch heute sind Kehrichtentsorgung und Recycling ein wichtiges Standbein bei der Firma. Ein Jahr lang wurde das Unternehmen in einer Erbengemeinschaft mehr schlecht als recht weitergeführt, bis Hans Mathys Junior das Geschäft übernahm und es wieder auf die Erfolgsschiene brachte.

Familienbetrieb bis heute
Das Unternehmen wurde seither stetig ausgebaut. Die technischen Fortschritte waren rasant. Noch aber blieb die Firma ein Familienbetrieb, «wie man ihn sich heute kaum noch vorstellen könnte», blicken die Geschwister Martin Mathys und Karin Eggimann-Mathys, also die dritte Generation, im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler» zurück.
Viel vom Familienleben fand damals im Büro statt, denn ihre Mutter, Maja Mathys, erledigte Büroarbeiten und bediente das Telefon. Handys gab es noch nicht. Wenn ihr Mann, der Allrounder, unterwegs war und einen Anruf tätigen musste, stellte sie ein Kesseli draussen an die Strasse. Wenn er das nächste Mal mit dem Lastwagen oder dem Kehrichtfahrzeug vorbeifuhr und das Kesseli stehen sah, wusste er, dass er anhalten musste, um zu telefonieren. Nachher ging die Fahrt weiter ...
Heute haben die Disponenten im Büro die Fahrer-Crew auf dem Display. Aufträge, Auftragsänderungen und andere Mitteilungen erfolgen augenblicklich. Kundenanfragen werden umgehend beantwortet, sei dies per E-Mail Kundenlogin oder per Telefon.
Das Unternehmen ist seit 1980, als Hans Mathys Junior es übernahm, um ein Mehrfaches gewachsen. Der Hauptstandort mit Büros und Wohnungen steht heute an der Luzern-strasse 82, ebenso die nach und nach gebauten drei grossen Lagerhallen für die Logistik. Das tönt so einfach – aber die Herausforderungen, die Bedingungen in der Branche sind pickelhart. Auch im Transport- und Logistikbereich drücken Anbieter aus dem Ausland die Preise. Und die Anforderungen sind sehr hoch, insbesondere im Lebensmittelbereich. Nur mit Qualität können sich Schweizer KMU wie die Hans Mathys AG auf dem Markt etablieren. Um es mit den Worten von Karin Eggimann-Mathys zu sagen: «Wir möchten die Kundenanforderungen und die Qualitätslabel übertreffen. Das hat uns bis jetzt Recht gegeben, sowohl die kleinen als auch die grossen Konfektionierungen werden stetig mehr.» Die kleinen und grossen Erfolge, die gute Zusammenarbeit mit der Kundschaft und das kollegiale Verhältnis im altersmässig gut durchmischten Team sind es, welche die dritte Generation motivieren, den Firmenwagen im harten Marktumfeld kräftig ziehen zu helfen. «Man kann etwas bewirken, das macht Freude und ermutigt», hält die Geschäftsleitung fest.

Von Liselotte Jost-Zürcher