• Hannes Luginbühl (links) im Gespräch mit Chauffeur Kaspar Flückiger. · Bild: Thomas Peter

10.11.2023
Huttwil

«Unser Erfolgsrezept sind die Mitarbeitenden»

Vor knapp acht Jahren ist Hannes Luginbühl zusammen mit seiner Frau Stefanie in die Fuss­stapfen seiner Eltern getreten und hat den Getränkehandel Gedex übernommen. Einen Entscheid, den er trotz grosser Arbeitsbelastung nie bereut hat. Die Gedex wächst gesund und kontinuierlich und eröffnet Ende Monat in Langnau den Stauffer Getränkeabholmarkt als Tochtergesellschaft.

Die Gedex hat Hannes Luginbühl schon von Kindsbeinen an begleitet. «Wie bei wohl jeder KMU-Familie waren auch unsere Eltern sehr bemüht, Privates und Geschäft zu trennen. Doch die Gedex war am Küchentisch immer ein Gesprächsthema», blickt der heute 36-Jährige zurück. Beide Eltern waren zu 100 Prozent berufstätig. Zudem wurden er wie seine beiden Schwestern Beatrice und Bettina oft in den Betrieb mitgenommen, halfen mit beim Flaschensortieren und verdienten so ihr erstes Sackgeld.  «Dabei habe ich gelernt, dass man arbeiten muss, damit man etwas erhält.»

«Unsere Eltern haben uns den Entscheid überlassen»
Auch wenn Hannes Luginbühl mit der Gedex aufgewachsen ist, war nicht von vornherein klar, dass er einmal den Betrieb übernehmen wird. «Unsere Eltern liessen es uns Kindern immer offen, ob jemand von uns die Nachfolge antreten will», betont der vierfache Familienvater, der ursprünglich eine Banklehre mit Berufsmatura bei der Ersparniskasse Affoltern absolvierte. Eine Ausbildung, auf die er gerne zurückblickt. «Bei einer kleinen Bank sieht man in viel mehr Bereiche hinein, als dies bei einer Grossbank überhaupt möglich ist», ist er überzeugt. Nach der Lehre stand die Militärzeit an, wo er bis zum Offizier ausgebildet wurde. Danach trat Hannes Luginbühl eine Stelle bei einem in der Chemiebranche tätigen Unternehmen in Ersigen an, die ihm aber alles andere als zusagte. So studierte er in der Folge an der Fachhochschule Bern Betriebsökonomie und schloss mit dem Bachelor ab. Danach absolvierte er Praktiken bei verschiedenen Getränkehändlern in Glarus, Luzern und Zürich, was er als sehr wertvoll empfand. «Wenn man im eigenen Betrieb aufwächst, erhält man gewisse Scheuklappen. Hier habe ich gesehen, wie es andere machen, Schlechtes wie aber auch Gutes, das dann bei der Gedex eingeflossen ist.»
Einen zündenden Auslöser, dass Hannes Luginbühl die Firma seiner Eltern übernommen hat, gab es eigentlich nicht, sondern hat sich einfach so ergeben. Seine Schwestern leben in Zürich und Bern, er war in Huttwil geblieben. Zudem hat er zwischen den Semestern in der Gedex gearbeitet und auch seine Eltern während deren Ferien vertreten.

Nicht alles auf den Kopf gestellt
Am 1. Januar 2016 war es dann soweit: Hannes Luginbühl übernahm die Firma in der 3. Generation. Sehr gerne, wie er betont, auch wenn er sich bewusst war, dass dies mit viel mehr Arbeit als anderswo verbunden ist. Und was ist unter ihm anders geworden? «Diese Frage habe ich auch einen langjährigen Mitarbeiter gefragt», erklärt Hannes Luginbühl. Und dieser musste lange studieren, ohne gross etwas zu finden. «Klar, machen wir einiges anders als meine Eltern, doch es  war nie unser Ziel, alles auf den Kopf zu stellen, nur um zu zeigen, dass wir jetzt am Ruder sind. Wenn etwas gut läuft, dann muss man es auch nicht komplett umstellen. Und wir hatten die Chance, einen gesunden Betrieb übernehmen zu dürfen», ist Hannes Luginbühl dankbar.
Auch wenn seine Eltern es vollumfänglich ihm und Stefanie überlassen, wie es mit der Firma weitergeht, so schätzt er noch immer ihren Rat. «Das ist natürlich ein grosses Plus, weil sie beide über so viel Erfahrung und Fachwissen verfügen. Es wäre nicht sonderlich schlau, wenn wir das nicht nutzen würden.» Und der Erfolg spricht für dieses Konzept: Die Gedex wuchs kontinuierlich auf inzwischen 30 Mitarbeitende. Das Auslieferungsgebiet in der Gastronomie wurde flächendeckend bis nach Solothurn ausgebaut. 2020 konnte mit der Übernahme von Schöni Getränke ins Gäu rund um Olten expandiert werden. Mit der Eröffnung von Stauffer Getränke Ende Monat in Langnau folgt ein weiterer Schritt ins Emmental.
Was ist das Erfolgsrezept? «Unsere schlanke Verwaltung, wie sie schon meine Eltern pflegten. Unser breites und tiefes Sortiment mit vielen Spezialitäten und vor allem: Unsere langjährigen Mitarbeitenden. Wir pflegen ein inniges Verhältnis zu ihnen. Sie wissen, dass sie bei uns nicht einfach eine Nummer sind, sondern mit ihren Anliegen und Anregungen immer zu uns kommen können. Und das schätzen sie sehr.»

Von Thomas Peter