• Mit einem Blumenstrauss wurde Verena Grädel verabschiedet.

  • Das «Ensemble mobile» erntet den verdienten Applaus des Publikums (von links): Andreas Kunz, Verena Grädel, Sally Jo Rüedi und Martin Kunz. · Bilder: Marion Heiniger

24.04.2019
Huttwil

Verena Grädel beendet ihre Karriere

Ausdrucksstark, leidenschaftlich und stimmsicher gestaltete die Sopranistin Verena Grädel zusammen mit dem «Ensemble mobile» seit Jahren den Karfreitag in der reformierten Kirche. Dieses Jahr war es gleichzeitig ihr letztes Konzert in Huttwil. Sie wird auf dem Höhepunkt ihrer Karriere aus der Öffentlichkeit zurücktreten.

Es beginnt klagend und traurig, geht über zu bestimmt und nimmt einen dramatischen Schluss. Die Kantate «Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn» des deutschen Komponisten Georg Philipp Telemann zeigte eine grosse Formvielfalt und Bildkraft. Ausdrucksstark und mit sehr viel Gefühl sang Verena Grädel die bekannte Psalmkomposition. Begleitet von zwei Violinen, gespielt von ihrem Sohn Andreas Kunz und ihrem Mann Martin Kunz und der Orgel durch Sally Jo Rüedi. Ein grosser Start des traditionellen Passionskonzertes des «Ensemble mobile» an diesem Karfreitag. Gefolgt von einem Violinsolo von Andreas Kunz, «Grave-Fuga» einer Sonate von Johann Sebastian Bach. Den Höhepunkt jedoch bildete das diesjährige Karfreitagskonzert mit den Stücken aus dem Requiem «Pie Jesu» und «In Paradisum» des französischen Komponisten Gabriel Fauré. Mit ausdrucksstarker und leiser Sopranstimme sang Verena Grädel sich mit diesem melancholischen Gesangsstück in die Herzen der Zuschauer. Ein Höhepunkt, der jedoch das nachfolgende Stück mit dem Titel «Fantasie und Fuge in E» nicht zu schmälern vermochte. Die zauberhafte Melodie, vorgetragen von Martin Kunz auf der Violine und Sally Jo Rüedi auf der Orgel, trug die Zuschauer sanft in eine befreiende Fantasiewelt. Komponiert wurde es von Paul Müller-Zürich, einem der bedeutendsten Persönlichkeiten des Schweizer Musiklebens des 20. Jahrhunderts.

Ihr letztes Gesangsstück
Das letzte Stück aus der Kantate Nr. 17 «Herr, deine Güte reicht so weit der Himmel ist» von Johann Sebastian Bach, versetzte die Zuschauer in die Barockzeit zurück. Es war auch gleichzeitig das letzte Stück, das Verena Grädel in der reformierten Kirche in Huttwil singen sollte, wie Kirchgemeinderätin Christine Mumenthaler am Schluss des Konzertes mitteilte. Verena Grädel wird sich dieses Jahr, auf dem Höhepunkt ihrer Gesangskarriere, aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Vor 42 Jahren trat sie als junge Frau das erste Mal in der Kirche Huttwil auf, nachdem sie ein Jahr zuvor ihr erstes öffentliches Konzert gab. «Damals habe ich auch ein Stück von Bach gesungen», erinnerte sich die leidenschaftliche Primarlehrerin an die Anfänge ihrer Gesangskarriere zurück. Seit 1997 war sie an jedem Karfreitag in der Kirche zu hören. Nun tritt sie zurück und möchte sich in Zukunft vermehrt in der Öffentlichkeitsarbeit des Kammerorchesters «Camerata49» engagieren, einem Oberaargauer Kammerorchester, das ihr Mann Martin Kunz 1986 unter dem Namen «Huttwiler Kammerorchester» gründete und ihr Sohn Andreas Kunz 2017 die musikalische Leitung übernahm.

Von Marion Heiniger