• Im Spycher-Handwerk war viel los: Kamele lockten die Kinder an... · Bilder: Barbara Heiniger

  • ...die Wolle der Schafe die Scherer...

  • ...und das Restaurant die hungrigen Besucher.

29.10.2019
Huttwil

Viel Wolle und jede Menge Attraktionen

Die 39. Schafschur unter dem Titel «Vom Schaf zum Kleidungsstück» wusste die Besucher zu begeistern und viel Wolle stand dabei im Mittelpunkt. Auf dem Areal des Spycher Handwerk, beim Arche-Hof Bäch der Familie Grädel, in Huttwil fanden die Arbeiten rund um das edle Naturprodukt grosse Beachtung und diverse Attraktionen wurden gerne genutzt.

Das Wetter war nicht ideal, aber die Schafschur, Hütehunde-Vorführungen, das Kamelreiten, die Wollverarbeitung und diverse Marktstände weckten das Interesse des Publikums trotzdem sehr. Das schöne Naturprodukt Wolle ist im Trend, dies zeigte sich am gelungenen Anlass in Schwarzenbach. Viele interessierte Menschen entdeckten den Werdegang der Wolle vom Schaf bis zum Kleidungsstück. Das Scheren, Waschen, Färben, Kardieren, Spinnen, Stricken und Weben gab zu vielen Fragen Anlass, und so entstanden unzählige spannende Gespräche. «Um die edle Wolle und alles rund um das Schaf bekannt zu machen, ist die Schafschur ideal. Die lebendigen Wolllieferanten und ihre wertvollen Produkte können sich auf diese Art bestens präsentieren», stellte die ganze Familie Grädel vom Spycher-Handwerk sowie ihre Mitarbeitenden einmal mehr fest.

Ein Ritt auf dem Trampeltier
Diverse Aktivitäten wurden für Kinder angeboten. Die zahlreichen strahlenden Kinder auf dem Rücken der Kamele zeigten, wie beliebt das Trampeltierreiten war. Die Kamele sind eine Säugetierfamilie aus der Ordnung der Paarhufer, dabei die einzige Unterordnung der Schwielensohler. Unterteilt in zwei Gruppen gibt es erstens die Altweltkamele mit dem Dromedar und dem Trampeltier (Zweihöckriges Kamel), auch Grosskamele genannt. Die zweite Gruppe sind die Neuweltkamele mit den höckerlosen Lamas und Vikunja, die ein Gewicht von 35 bis 150 Kilogramm erreichen. Altweltkamele werden dagegen zwischen 300 und 700 Kilogramm schwer.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Paarhufern berühren die Kamele mit dem vorletzten und letzten Glied der Zehen den Boden. Sie tragen keine Hufschalen, sondern gebogene Nägel, wodurch aber nur die Vorderkante der Füsse geschützt wird. Die Zehen ruhen auf einem elastischen Polster aus Bindegewebe, das eine breite Sohlenfläche bildet (daher der Name Schwielensohler). Kamele bewegen sich im Passgang fort, immer abwechselnd wird das linke und rechte Beinpaar bewegt, darum werden sie auch «Wüstenschiffe» genannt, weil der Reiter geschaukelt wird. Mit ihrem lustigen Gesichtsausdruck schien es den Kamelen Spass zu machen, als Reittier unterwegs zu sein. Wer genug hatte vom Kamel reiten, konnte sich beim Kerzenziehen, dem Seidentücher-Färben, beim Filzen oder Weben vergnügen und an der kleinen Maschine die Wolle selber karden. Die Aktivitäten für die Kids waren vielfältig, genial und wurden gerne genutzt.

Schafe im Mittelpunkt
Die Schafe und ihre Wolle standen am Anlass stets im Mittelpunkt. So konnten die frisch geschorenen Tiere bewundert werden, und einige Schafras-sen zeigten sich mit ihrer ganzen Schönheit dem Publikum. Darunter auch diejenigen, die von der Stiftung Pro Specie Rara anerkannt sind. Auf dem Rundgang im Arche-Hof wurden zudem alle anderen Tiere entdeckt. Alle fühlten sich trotz der grossen Menschenmenge in ihrer heimischen Umgebung sichtlich wohl.
Den Drang zur Arbeit, Schnelligkeit, Wendigkeit, Intelligenz und Feinfühligkeit wurde bei den Vorführungen mit Hütehunden ersichtlich. Der Border Collie ist ein Hütehund britischer Herkunft und hat weltweit die Bedeutung als Schafhund erreicht. Weit über hundert Schafe von verschiedenen Rassen wurden während des ganzes Tages von ihrem Wollkleid befreit. Die Demonstration fand bei der grossen Scheune statt, inmitten der Präsentation der verschiedenen Schafrassen. Dies war für die Zuschauer ideal, um in nächster Nähe die Prozedur zu verfolgen. In bequemer Haltung genossen es die Tiere sichtlich, von ihrem dichten Kleid befreit zu werden. Die Bewunderung für die Schaf-Scherer mit ihrer schnellen, gekonnten Handfertigkeit und die einfühlsame Art, mit den Schafen umzugehen, war gross.

Kulinarische Höhepunkte
Viele Besucher schauten sich das Kardieren auf den alten, leistungsfähigen Maschinen an, wo auch grosse Vliese für Schurwoll-Bettinhalte und Dämmwolle hergestellt werden. Wie viel Handarbeit mit der kostbaren Wollfaser möglich ist, war bei den Vorführungen vom Spinnen, Filzen oder Weben zu sehen. Die früher sehr beliebten Beschäftigungen finden zunehmend wieder Anhänger bei der jüngeren Generation und das Tragen von Maschen ist im Trend. Im grossen Verkaufsraum  oder an den Marktständen waren unzählige Artikel aus Wolle vom Schaf erhältlich. Die Auswahl war riesig und fand guten Absatz bei den begeisterten Kauflustigen.
In der Festwirtschaft, die vom Schafzuchtverein Unteremmental geführt wurde, waren die feinen Schaffleisch-Spezialitäten und weitere kulinarische Höhepunkte ein Hit. «Schäfiges» war auch am Stand bei der Metzgerei Flük-kiger erhältlich. «Vom Schaf zum Kleidungsstück» zeigte auch bei der 39. Auflage, wie viel das edle Produkt Wolle den Menschen gibt. www.kamele.ch

Von Barbara Heiniger