• Kreisfeuerwehrinspektor Martin Ryser. · Bilder: zvg

  • Kreisfeuerwehrinspektor Martin Ryser (links) im Gespräch mit Kreisfeuerwehrinspektor Markus Bauer.

  • Feuerwehrinstruktor Martin Ryser mit den Teilnehmenden des Einsatzleiterkurses 1 in Utzenstorf im Jahr 2010.

  • Martin Ryser bei der Verabschiedung von Regierungsstatthalter Markus Grossenbacher im Jahr 2016.

21.12.2023
Huttwil

Viele Jahre die Faszination Feuerwehr gelebt

Martin Ryser aus Huttwil hat während vielen Jahren den grössten Teil seiner Freizeit der Feuerwehr gewidmet. Zuletzt amtete er als Kreisfeuerwehrinspektor Emmental-Süd. Nun ist es genug und er hängt den Inspektor und somit die Feuerwehr Ende Jahr an den Nagel. Oder zumindest fast.

1986 trat er als ganz normaler Feuerwehrmann in die Feuerwehr Affoltern ein, weil ihn die Feuerwehr immer schon fasziniert hatte. 1992 machte er den Einsatzleiterkurs und 1994 folgten die drei Instruktoren-Kurse, die ihn befugten, Angehörige der Feuerwehr auszubilden. Ab dann war er auch bei der Gebäudeversicherung Bern (GVB) angestellt. 1998 absolvierte er den Inspektorenkurs, um im Auftrag der GVB Feuerwehren beaufsichtigen und begleiteten zu können. «Eigentlich habe ich all die Kurse einfach für mich gemacht. Ich wollte mir mehr Wissen und Können aneignen, mein Ziel war es nicht, als Inspektor unterwegs zu sein», erklärt Martin Ryser.
Doch als er 2004 als Kreisfeuerwehrinspektor für das Gebiet Amt Signau angefragt wurde, sah er dies als Chance. «Ich war ab 2000 für zehn Jahre Kommandant bei der Feuerwehr Affoltern und ab 2004 zusätzlich Inspektor im Amt Signau. Diese Doppelfunktion gibt es heute nicht mehr», erklärt er weiter. Wohl nicht von ungefähr, denn die Herausforderung, beiden Aufgaben gerecht zu werden, war nicht immer einfach.

Telefon neben dem Bett
Von Rüderswil bis ins Trub, übers Schangnau und den Kemmeriboden – neun Gemeinden und drei Betriebsfeuerwehren begleitete und unterstützte Martin Ryser. «Als die Amtsreform kam, wurden es noch mehr.» Obwohl er bei einem Ereignis nicht als erster vor Ort sein muss, hat er das Funktelefon stets eingeschaltet. Auch das Telefon findet in der Nacht seinen Platz in der Nähe des Betts. «So kann ich am Funk mitverfolgen, wie der Stand der Dinge ist, und entscheiden, ob ich ausrücken muss, um die Feuerwehr vor Ort zu unterstützen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit», erklärt der 56-Jährige. Erlebt hat er viele Ereignisse, auch tragische. «Ich konnte eigentlich immer gut mit dem Erlebten umgehen. Irgendwie funktioniert man in schwierigen Situationen einfach und macht seinen Job. Zudem wurde ich ja auch für genau solche Situationen geschult», erklärt er. Neben dem Amt als Inspektor war er auch für acht Jahre Präsident der Instruktorenvereinigung Kanton Bern und übte einige weitere Tätigkeiten in verschiedenen Verbänden aus. «All diese Tätigkeiten beanspruchten sehr viel Zeit. Oft war ich den ganzen Sonntag im Büro, denn der jeweils eingeplante Freitag reichte nicht wirklich aus, um all die Sitzungen vorzubereiten und Strategien auszuarbeiten.» Seinen Beruf als Kaminfeger übte er über all die Jahre zu 80 Prozent aus, ab dem neuen Jahr steigt er wieder in Vollzeit ein.

Vorfreude und doch gemischte Gefühle
Martin Ryser könnte noch ein Jahr als Kreisfeuerwehrinspektor weitermachen. «Ich habe mich aber entschieden, jetzt aufzuhören. 30 Jahre als Instruktor und davon 20 Jahre als Inspektor reichen», sagt er. Und ganz wichtig ist ihm, dass er noch mit Freude an dieser Arbeit aufhören kann. Und dieser Moment ist nun Ende Jahr gekommen, er gibt sein Amt an Matthieu Gerber aus Langnau weiter. Kürzlich hielt er seinen letzten Kommandantenrapport. «Ich freue mich darauf, mehr Zeit für mich und meine Frau Silvia zu haben. Wie es sich dann aber am 31. Dezember anfühlen wird, kann ich nicht sagen», gesteht er. Er hat die Zeit genossen, in der er jede Feuerwehr in seinem Kreis mindestens einmal pro Jahr bei einer Übung besuchte. Diese Besuche waren für ihn wichtig, denn so konnte er den direkten Kontakt pflegen. Zu seinem Arbeitsbereich als Inspektor gehörte auch die Beratung der Feuerwehr. Bei Brand- und Elementarereignissen unterstützte Mar­tin Ryser vor Ort und gab anschliessend Rückmeldung zum Einsatz. Zu den Büroarbeiten gehörte das Verfassen von Einsatzberichten und das Entwickeln von Strategien. «Sehr prägend waren für mich die Zusammenschlüsse verschiedener Feuerwehrorganisationen. Ich konnte einiges beitragen und zusammen mit den einzelnen Feuerwehren vieles erwirken.» Die Zeit als Instruktor wird für ihn unvergessen bleiben. Als Kursleiter und Klassenlehrer in regionalen und kantonalen Weiterbildungen engagierte sich Martin Ryser mit viel Herzblut fürs Feuerwehrhandwerk. «Für mich stand immer im Vordergrund, die Feuerwehrmänner und -frauen kompetent auszubilden, zu motivieren und ihre Leidenschaft zu wecken.»

Doch noch ein bisschen Feuerwehr
Komplett fertig Feuerwehr ist dennoch nicht ganz Ende Jahr. «Ich werde meine Aufgabe als Mitglied im Zentralvorstand des Schweizerischen Feuerwehrverbands noch bis im Juni 2025 ausüben.» In dieser Funktion vertritt er die Instruktoren und engagiert sich im Bereich der Ausbildung. Weiter gehört dazu, mit der Politik über gute Rahmenbedingungen für die Feuerwehren zu verhandeln.
Trotzdem wird dann etwas mehr Zeit frei für seine Hobbies, die Nostalgiefeuerwehr Affoltern und seinen alten Bührer Traktor, mit dem er hin und wieder Ausflüge macht. In seiner Werkstatt wird er sich vermehrt dem Restaurieren alter Feuerwehrspritzen widmen können und wie schon erwähnt, mehr Zeit mit seiner Frau Silvia Gränicher Ryser geniessen dürfen. «Sie hat mir all die Jahre viel Verständnis für meine Tätigkeiten entgegengebracht und mich enorm unterstützt. Ohne sie hätte ich all dies nicht bewältigen können», sagt Martin Ryser dankbar.

Von Marianne Ruch