• Esther Steiner (links) tritt als Standortleiterin Huttwil der hps Oberaargau zurück und geht in Pension. Ihre Nachfolge übernimmt Nicole Stettler (rechts). Mitte: Dieter Grenacher, Gesamtschulleiter der hps Oberaargau. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

28.06.2017
Huttwil

Viele Veränderungen an der Spitze der hps

15 Jahre lang war Esther Steiner Leiterin der Heilpädagogischen Schule (hps) Huttwil, respektive nach dem Zusammenschluss Standortleiterin Huttwil und Mitglied der Leitung der HPS Oberaargau. Jetzt geht sie in Pension, behält aber noch ein Jahr lang ihr Teilpensum in der Integration von Kindern mit Sonderschulbedarf. Ihre Funktion als Standortleiterin Huttwil übernimmt Nicole Stettler.

Schwarzenbach-Huttwil · «Mein schrittweiser Rückzug aus der hps ist eine gute Sache. Ich bin dankbar, nicht von einem Tag auf den andern in Pension zu gehen, sondern zuerst die Standortleitung abzugeben und in einem Jahr dann auch die Arbeit in der Integration.»
Kein Wunder, dass Esther Steiner den «sanften» Abbau in ihrem Arbeitsleben wählt. Die dreifache Mutter, deren Ehemann einen Bauernhof führt, war stets irgendwo in einer Anstellung; als die Kinder klein waren prozentual ein bisschen weniger, später dann wieder mehr. Sie und ihr Mann teilten sich die Hausarbeit und die Betreuung der Kinder.

Einst selbständig geführt
Seit 1994 arbeitet sie an ihrem Wirkungsort in Schwarzenbach-Huttwil. Der heutige Standort Huttwil der Heilpädagogischen Schule Oberaargau war bis zur Fusion 2013 eine selbständig geführte Schule. 2002 übernahm Esther Steiner parallel zum Unterrichten deren Leitung und hat das Geschehen in «ihrer» hps seither stark geprägt. Viel hat sich in dieser Zeit verändert; in grösseren Meilensteinen wurde die Schule immer wieder auf die aktuellen Bedürfnisse und Rahmenbedingungen ausgerichtet.
So war die Schule früher stark anthroposophisch geprägt. Je mehr die öffentliche Hand die Zügel auch der Heilpädagogischen Schulen in die Hand nahm, je schwieriger umsetzbar wurde diese Philosophie. Es galt, die hps Huttwil nach und nach dem Volksschulsystem anzugleichen, mit Rücksicht natürlich auf die speziellen Förderungen, welche die Schülerinnen und Schüler in der Heilpädagogischen Schule erhalten.
Das bedeutete auch weg von der Basisdemokratie zur geführten Schule. Die Einführung der Förderplanung nach ICF und der verbindlichen Stundentafel war ein weiterer wichtiger Schritt. Esther Steiner nahm diese Herausforderung gerne an, war von ihren früheren Tätigkeiten und Ausbildungen her mit dem Stundenplan-System der Regelschulen vertraut. Die Anstellungsbedingungen der Lehrpersonen an der hps wurden im Laufe der Zeit ebenfalls dem kantonalen Gesetz für Lehrerbesoldungen angepasst.
Eine grössere Veränderung war die Erweiterung der Räumlichkeiten ins Primarschulhaus Schwarzenbach, wo die Mittel- und Oberstufenschüler und bis 2016 auch die Schüler der Werkklasse unterrichtet wurden und noch werden.
Eine Lösung, die erneute Herausforderungen stellte. «Es geht viel Zeit mit dem Hin- und Herlaufen der Schüler verloren, sowohl für die Klassen als für die Lehrkräfte. Dies erschwert die
Zusammenarbeit unter der Lehrerschaft und beeinträchtigt auch die Stundenpläne», so die Standortleiterin. Schlussendlich sei der Weg entlang der Hauptstrasse gefährlich, «das ist für alle Beteiligten ein grosser Stress.» Die Platznot im Schulgebäude an der Bernstrasse erforderte jedoch eine Lösung, die extern gesucht werden musste.
Wegweisend in den letzten Jahren war schliesslich die Fusion mit der Heilpädagogischen Schule Langenthal zur hps Oberaargau. «Das hat Sinn gemacht», blickt die scheidende Standortleiterin zurück. Die Trägerin der hps Huttwil war damals die Einwohnergemeinde Huttwil.
Diese Konstellation musste angepasst werden. Anstatt nun eine neue Trägerschaft zu bilden, entschlossen sich die Verantwortlichen, diejenige der HPS Langenthal zu nutzen und sich zusammenzuschliessen. «Ein Entscheid, der sich gelohnt hat», so Esther Steiner.

Ein schwerer Schritt
Dennoch sei es ein sehr schwerer Schritt gewesen, «menschlich und emotional, da die Balance zwischen zwei verschiedenen Kulturen geschaffen werden musste.» Dies sei aber schlussendlich gut gelungen. «Wir konnten viel bewahren.» Nichts desto trotz – vor der Gesundheits- und Fürsorgedirektion GEF verantwortet sich seit der Fusion 2013 eine einzige Schule, aber mit zwei Standorten.
Die Gesamtschulleitung hat Dieter Grenacher, die Standortleitung Huttwil Esther Steiner, die Standortleitung Langenthal Karin Tillmann. Der Zusammenschluss war ein enormer Aufwand. Die gesamten Abläufe mussten angeglichen werden; die Weiterbildungen werden gemeinsam absolviert; es finden gemeinsame Sitzungen und Weiterbildungen mit der Lehrerschaft statt, die Schullager werden gleichzeitig durchgeführt, und es gelten die gleichen Stundentafeln.
Schliesslich war, auf Initiative des damaligen Schulkommissionspräsidenten der hps Huttwil, Markus Widmer, die Mittagsbetreuung der Kinder neu geregelt worden. Zuvor waren diese während der Mittagspause von der Lehrerschaft betreut worden. Seit 2008 übernehmen verschiedene Frauen diese Aufgabe; das Lehrpersonal kann sich über die Mittagszeit eine kurze Pause gönnen, «was sehr wertvoll ist», stellt Esther Steiner fest.
Das Schulleben bleibt indessen nicht still. 2016 wurde die 2002 eröffnete Werkklasse in Huttwil geschlossen; die Werkklassen-Schüler besuchen diese seither in Langenthal.

Seit vier Jahren in der Integration
Esther Steiner ihrerseits hat, nebst den Aufgaben als Schul- respektive Standortleiterin, bis 2013 mit Leib und Seele unterrichtet. Sie kannte jedes Kind, das die Schule in diesen Jahren besuchte, wusste um die vielen unterschiedlichen Bedürfnisse. 2013, nach der Fusion, gab sie das Unterrichten auf und arbeitet seither in der Integration von Kindern mit Sonderschulbedarf. 36 sind es zurzeit im Oberaargau, die sie mit viel Feingefühl und ebenso viel Kompetenz begleitet und unterstützt.
Diese Aufgabe behält sie noch ein Jahr bei, bis sie endgültig in Pension geht. Die Aufgabe der Standortleitung der hps Oberaargau übernimmt Nicole Stettler, die über Jahre hinweg viel Erfahrung in ähnlichen Institutionen gesammelt hat, und die sich sehr freut, Administration und Unterrichten künftig verbinden zu können.

Von Liselotte Jost-Zürcher