• Das Eis im Huttwiler Campus Perspektiven ist seit Weihnachten abgetaut. Ob in der Saison 2020/21 noch einmal eine Eisaufbereitung erfolgt, ist derzeit unklar. · Bild: Stefan Leuenberger

  • «Die ständige Ungewissheit wegen der Pandemie verunmöglicht eine Planung.» Dino Stecher, Geschäftsführer Campus Perspektiven in Huttwil.

07.01.2021
Sport

Vorerst kein Eis mehr

Campus Perspektiven, Huttwil – Die Corona-Pandemie bremst auch das Sport-Vergnügen im Huttwiler Campus Perspektiven aus. Schon vor Weihnachten wurde die Eisaufbereitung aus Kostengründen gestoppt. Derzeit ist die gesamte Anlage geschlossen. Wie lange noch, steht in den Sternen. Campus-Geschäftsführer Dino Stecher nimmt zur schwierigen aktuellen Situation Stellung.

Eishockey / Eissport · «Das Sportlerherz blutet schon», sagt Dino Stecher. Er muss es wissen. Von 1982 bis 1999 war er Eishockeytorhüter bei Olten, Fribourg-Gottéron (dreimal Vize-Schweizermeister), den ZSC Lions und zuletzt Chur. Der 56-jährige ehemalige Profisportler amtet im Campus Perspektiven Huttwil als Geschäftsführer. «Die Übergabe erfolgte fliessend», erklärt Stecher. Seit August 2020 zeichnet der langjährige Eis­hockeygoalie für die Campus-Kerngeschäfte verantwortlich. Anita Nyffen­egger, die im Campus als Koordinatorin arbeitet, ist seine Stellvertreterin.

Abtauen die einzig sinnvolle Lösung
«Die Situation ist schwierig. Es bringt aber nichts, Trübsal zu blasen», findet Stecher. Wegen Covid-19 ist es seit Monaten nicht mehr möglich, die Campus-Sportanlagen rentabel zu führen. «Immer wieder mussten wir die Anlage zwangsschliessen», bedauert Stecher. Im November und Dezember war die Eishalle nur für kurze Zeit geöffnet. Und während dieser Zeit waren wegen den verschiedenen Auflagen und Einschränkungen auf dem Eis nur wenige Stammgäste anwesend. «Die erneuten Verschärfungen zwangen uns dann dazu, die Anlage am 11. Dezember komplett zu schliessen», sagt der Geschäftsführer. Einen Eisbetrieb in einer geschlossenen Anlage über längere Zeit Aufrecht zu erhalten, wäre unsinnig. «Darum haben wir kurz vor Weihnachten das Eis abgetaut. Es bringt nichts, ein Eisstadion einsatzbereit zu halten, wenn völlig unklar ist, ob eine Nutzung überhaupt noch möglich ist», findet Stecher.
Kein freier Eislauf, kein Schulsport, keine Trainings der heimischen Eisläuferinnen des Skating Clubs Huttwil sowie der eingemieteten Eishockey­gruppen, kein «Next Level Hockey Camp» in der Altjahreswoche, keine «Magic on Ice»-Eisdiscos. «Traurig», findet Stecher. Selbst die im Campus-Gästehaus wohnenden Jugendlichen des Zentrums für unbegleitete Asylsuchende (UMA) dürfen die Sportanlagen derzeit nicht benutzen. Einzig die Küche des Restaurants, wo deren Essen zubereitet wird, ist in Betrieb – plus die Schulungsräume der UMAs.  

Noch zwei Teams im Einsatz
Brisant ist die Eishockeysituation. Da der Spielbetrieb in den unteren Ligen für die Saison 2020/21 am 23. Dezember 2020 vorzeitig beendet wurde, ist das 4. Liga-Team Huttu High Flyers nicht mehr zugegen. Noch spielen könnten – wenn auch noch nicht exakt definiert ist, ab wann der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird – die im Campus Perspektiven Huttwil beheimateten Teams Hockey Huttwil (MySports League) und SC Langenthal Damen (Swiss Women’s Hockey League B). Hockey Huttwil hat seit dem 23. Oktober nie mehr auf Eis trainiert. Das Team wird das Eistraining erst einige Wochen vor dem Restart der Meisterschaft wieder aufnehmen. Diese Einnahmen der Eisbelegung fehlen dem Campus also auch.

Gibt es noch Partien in Huttwil?
Was passiert in der Huttwiler Eishalle, wenn die dritthöchste Herren-Meisterschaft und die zweithöchste Frauen-Meisterschaft effektiv fortgesetzt werden? «Dann müssen wir die Situation prüfen. Ob die Eisaufbereitung dann noch einmal vorgenommen wird, kann ich jetzt nicht garantieren.» Wenn nicht, müssten sich die betroffenen Teams für die Heimspiele neue Spielstätten suchen – oder die Meisterschaft zwangsbeenden. Der Eishockey­kenner glaubt, dass dieser Entscheid abgenommen wird. «Obwohl ich ein Optimist bin, glaube ich nicht, dass der  Spielbetrieb in dieser Saison in den genannten Ligen noch einmal aufgenommen wird.» Mit dem bereits erfolgten Stopp der Amateurligen und den ständigen Verschärfungen des Bundesrats zeichne sich das vorzeitige Ende aller Ligen – ausschliesslich der beiden Profiligen (NLA und NLB) – ab.
Generell sei es für Stecher momentan schwierig, irgendetwas zu planen. «Die ständige Ungewissheit wegen der Pandemie verunmöglicht dies.»

Aufbauarbeit ins Stocken geraten
Für den seit dem 1. Februar 2017 im Campus Perspektiven in Huttwil arbeitenden Aarburger brachte Covid-19 eine lange Aufbauarbeit ins Schwanken. «Jahr für Jahr konnten wir die Auslastung der Anlage steigern, immer   kontinuierlich einen Schritt nach vorne tun», erzählt Stecher. «Die Pandemie hat uns weit zurückgeworfen. Das tut weh.» Es gehe aber weiter. «Die Anlage wird die Krise überleben», versichert er optimistisch und zugleich motiviert. Kurzarbeit und tiefe Lohnkosten, weil derzeit fast kein Personal benötigt wird, helfen dabei mit. «Der Kanton unterstützt mit verschiedenen Massnahmen den Erhalt der Sportstrukturen. Wir haben im ersten Lockdown Geld erhalten. Und jetzt sieht es so aus, als ob eine weitere finanzielle Unterstützung erfolgt.» Sowieso steht der Campus Perspektiven vor einer grossen Veränderung. Die Einwohnergemeinde Huttwil, die Herdgemeinde Huttwil und die Burgergemeinde Huttwil haben sich mit der Campus Perspektiven AG darauf verständigt, gemeinsam ein Projekt zum Kauf der gesamten Anlage durch eine zu gründende Gesellschaft zu prüfen. «Wegen Covid-19 sind die Abklärungen etwas ins Stocken geraten. Ich würde eine Übernahme sehr begrüssen. Es wäre für die gesamte Anlage wie ein Neubeginn», meint Stecher. Der weltweite Wunsch ist auch jener des ehemaligen Topgoalies: «Etwas Normalität.» 

Von Stefan Leuenberger