• Vereinslegende, Leaderfigur und Kern der Kaderplanung: Stefan Tschannen bleibt beim SC Langenthal. Bilder: Leroy Ryser

03.01.2020
Sport

Vorerst keine sportlichen Zukunftssorgen

Dem SC Langenthal ist es gelungen, für die kommende Saison eine gute Ausgangslage zu schaffen. Bereits jetzt haben diverse Spieler des inneren Kerns ihren Vertrag verlängert, sodass man auch in der nächsten Saison mit einer stabilen Zusammenstellung rechnen darf. Grosse Sprünge bis hin zu einem Titel sind zwar vorerst weiterhin nicht zu erwarten, mit der Verpflichtung von Marc Kämpf ist ihnen aber ein grosser Coup gelungen.

EISHOCKEY · Der SC Langenthal hat in der bisherigen Saison je ein Auf- und Ab erlebt. Zwischenzeitlich stand der SCL ganz vorne, dann kam der tiefe Fall. Heute stehen die Langenthaler in etwa dort, wo man sie erwarten durfte: Auf dem sechsten Rang. Zwar hat das Team bewiesen, dass es Potenzial hat, um weiter vorne zu stehen. Auch Sportchef Kevin Schläpfer formulierte deshalb zwischenzeitlich die Top-Vier als Ziel. «Es wäre gut, mit Heimvorteil in die Playoffs zu gehen», sagte Schläpfer kurz bevor die Langenthaler in der Tabelle weiter nach hinten rutschten. Heute – ohne die gestern stattgefundenen Spiele einzurechnen – haben die Oberaargauer neun Punkte Rückstand auf ebendiesen von Thurgau besetzten vierten Rang. Auch wenn die Aufholjagd noch möglich ist, so ist es bei der Konstanz von Thurgau als ligaweit bestes Heimteam eher unwahrscheinlich, dass es der SCL noch dorthin schafft. Für die Oberaargauer droht deshalb ein frühes Saisonende nach den Viertelfinals – es wäre das erste frühe Scheitern seit der Playoff-Niederlage in Martigny im Jahr 2016. Ein Jahr später gelang den Langenthalern der zweite Meistertitel.
Kevin Schläpfer aber wiegt ab: «Während unserer besten Zeit waren wir wohl etwas besser, als es zu erwarten war. Als wir die Siegesserie hatten, fielen Spiele auf Messers Schneide oft auf unsere Seite. Zuletzt hat das ein bisschen gedreht», sagt Schläpfer und nennt beispielsweise Niederlagen gegen Thurgau oder Visp vor Weihnachten, bei denen auch Siege greifbar gewesen wären. «Solche Sachen gleichen sich im Verlauf einer Saison meistens aus. Für uns ist es wichtig, bei den etablierten Teams mithalten zu können.» Das gelinge zumeist gut, schlechte Spiele habe man nur wenige gezeigt, so Schläpfer. «Vielleicht jenes gegen die GCK Lions. Ansonsten hatten wir meistens eine Siegeschance – und deshalb bin ich soweit zufrieden.»

Ausfall von Benik schmerzte
Dies gelte grundsätzlich auch für die einzelnen Spieler. Diverse hätten bereits gezeigt, dass sie eine wichtige Aufgabe in dieser Mannschaft übernehmen können. Dazu gehörten auch junge Spieler wie Robin Nyffeler oder Serge Werber. Auf die magere Ausbeute der beiden Ausländer angesprochen, nimmt Schläpfer derweil Andrew Clark und Joey Benik in Schutz. «Benik hatte eine Verletzung, bei der er fünf Wochen lang kein bisschen trainieren konnte. Als er zurückkam, erwarteten viele, dass er gleich wieder produzieren sollte, wie zuvor. Aber ein solcher Trainingsrückstand geht nicht ohne Spuren vorbei.» Clark habe sich derweil mehrmals mit guten Pässen auszeichnen können, zu oft seien diese aber nicht verwertet worden. «Wir dürfen nicht vergessen, dass wir eine Zeit lang mit nur einem Ausländer spielten. Das hat dann auch die Siegesserie reissen lassen», begründet der SCL-Sportchef. Ausserdem scheint es, mit der neuen Linienzusammenstellung nun wieder besser zu harmonieren. Gerade Clark fehlte ein Torjäger an seiner Seite, mit Stefan Tschannen und Simon Sterchi scheint er diese gefunden zu haben. Zuvor funktionierten die beiden auch gut mit Center Dario Kummer in einer Reihe, sie bildeten lange Zeit die gefährlichste SCL-Linie.

Kern fast beisammen

Diese Reihe würde Schläpfer derweil auch gerne in der nächsten Saison komplett beim SC Langenthal sehen. Kummer hat bereits einen Vertrag, Tschannen unterschrieb kürzlich einen neuen und mit Sterchi sei man in regem Kontakt. «Tschannen war und ist ein wichtiges Puzzleteil für unsere Kaderplanung. Er ist ein Leitwolf, einer der junge Spieler führen kann und mit gutem Beispiel voraus geht. Das war eine wichtige Verpflichtung.» Sterchi derweil liebäugelt noch mit einem Engagement in der NLA, auch hier sei man aber in regem Kontakt, versichert Schläpfer. «Es ist unser Ziel, dass wir etwa zwei Linien mit arrivierten Spielern bestücken, die unseren Kern bilden und die Kultur von Langenthal weitergeben. Danach werden wir mit jungen Spielern unser Kader ergänzen», erklärt Schläpfer. Ausserdem ist dem SCL mit der Verpflichtung von Marc Kämpf (siehe Seite 10) ein grosser Coup gelungen, welcher das Team stärken wird.
In der Verteidigung scheint der SCL seinen Kern ausserdem bereits beisammen zu haben: Mit Yves Müller, Luca Christen, Hans Pienitz, Mathieu Maret und Serge Weber haben wichtige Spieler bereits ein Arbeitspapier für die nächste Saison. Neben Kummer und Tschannen bleiben zudem die Stürmer Vincenzo Küng, Ian Derungs, Robin Nyffeler und Fabio Kläy.

Engere Zusammenarbeit mit Tigers
Für die weitere Kaderbildung werde man vor allem auf jüngere Spieler bauen, auch ist angedacht, näher mit den SCL Tigers zusammenzuarbeiten. «Das müssen wir einerseits aus Budgetgründen so machen, vor allem aber wollen wir das auch. Als Swiss League Club gehört es dazu, junge Spieler auszubilden und in die NLA zu führen», sagt Schläpfer. Neben einem guten Kern, der beinahe schon besteht, sollen dann Spieler mit Potenzial eingebaut werden. Dass daneben gleich beide Torhüter nicht weiter zur Verfügung stehen, sei derweil schade, aber auch ein Lob, dass weitere SCL-Spieler den Sprung nach oben geschafft haben. Während Philip Wüthrich beim SC Bern eingeplant ist, wechselt Connor Hughes auf die nächste Saison hin als Backup überraschend zu Fribourg-Gotteron.

Das Trainerduo harmoniert
Für Kevin Schläpfer ist deshalb klar: Mit Blick in die nächste Saison besteht derzeit kein Stress. Zahlreiche wichtige Spieler haben bereits einen Vertrag, nun werde man sich darauf konzen-trieren, junge Spieler zu beobachten, um die richtigen, letzten Puzzleteile zu finden. Wer auf den Ausländerpositionen engagiert wird, sei indes ebenfalls noch nicht klar, dafür wird sicherlich Trainer Jeff Campbell der Mannschaft erhalten bleiben. Zwar hat im Gegensatz zu Campbell dessen Assistent Jan Melichar noch keinen Vertrag für die neue Saison, die Harmonie der beiden sei aber gut, sodass der Sportchef auch mit diesem Duo zum grossen Teil zufrieden ist.
Mit dieser Ausgangslage zeigt der SC Langenthal: Grosse Sprünge bis hin zum Meistertitel kann man vorerst weiterhin nicht erwarten. Mit den vorhandenen Mitteln hat man sich aber bereits jetzt eine gute Ausgangslage für die neue Saison geschaffen, weshalb man sich nun voll und ganz auf die nahenden Playoffs konzentrieren kann. Vorgesorgt hat der SCL auch hier, weil bereits 14 B-Lizenzen bestehen, um möglichst ständig auf genügend Spieler zurückgreifen zu können. Das scheint auch nötig, einerseits weil das Kader dünn ist, andererseits weil wahrscheinlich keine Spieler von den Nicht-Playoff-Teams transferiert werden können. Diese müssen gegen den Abstieg kämpfen, weil diverse Clubs aus der MySports League Interesse an einem Aufstieg angemeldet haben. Einen Vorbehalt gibt es aber vorerst noch: An der Ligaversammlung soll darüber abgestimmt werden, ob die Liga vielleicht sogar aufgestockt wird, um den drohenden Abstieg eines der Farmteams zu verhindern. Dies wiederum würde solche Saisonende-Transfers ermöglichen, die in den letzten Jahren vor allem auch beim SC Langenthal entscheidend waren. Weil nach der Umstrukturierung aber weniger die Titelverteidigung als der Halbfinal als grösstmögliches Ziel feststeht, gilt auch hier für den SCL: Die Sorgen für die Zukunft halten sich sportlich gesehen in Grenzen.

Von Leroy Ryser