• Der wiedergewählte Gstaader Nationalrat Erich von Siebenthal will im neuen Parlament den Lead für die arg gebeutelte Waldwirtschaft übernehmen. · Bild: Ulrich Steiner

11.11.2019
Emmental

Wald leidet unter Trockenheit und Käferbefall

Der Holzmarkt wird europaweit wie kaum je zuvor von grossen Schadholzmengen beeinflusst. Unter diesen negativen Vorzeichen stand die 11. Hauptversammlung der Waldbesitzer von Sumiswald und Umgebung. Gastreferent war Nationalrat Erich von Siebenthal.

Sumiswald · Präsident Oswald Bärtschi (Waldhaus) konnte letzthin im Gasthof zum Kreuz 110 Mitglieder zur diesjährigen Hauptversammlung der Waldbesitzer von Sumiswald und umliegender Gemeinden (WBS) begrüssen.
In seinem Jahresbericht sprach er bezüglich Trockenheit und Käferbefall von einer ekelhaften Situation, denn viel aufgerüstetes Rundholz verrotte auf den Lagerplätzen. Das Entrinden und liegenlassen von Käfertannen habe sich bewährt und bestimmt noch weit grössere Schäden verhindert, erklärte der Vorsitzende. Die WBS-Jahresrechnung weist bei Einnahmen von 21 500 Franken einen Gewinn von rund 950 Franken aus.

Potenzial ausschöpfen
Nationalrat Erich von Siebenthal (Gstaad) ist Präsident der Bernischen Waldbesitzer BWB. Er versicherte den Anwesenden, sich im Parlament für die Ausschöpfung des Holznutzungspotenzials, den Schutz des Grundeigentums und für die Pflege der wichtigen Netzwerke einzusetzen.
Es gelte, den Lead zu übernehmen, damit das Holz in die nationale Energiestrategie 2050 aufgenommen werde. «Dieser Zug fährt und wir müssen aufspringen. Der Wald muss berücksichtigt werden. Es ist unglaublich – alle reden vom Klimawandel und unser Holz verfault im Wald. Es gelte nun mit der grünen Bewegung möglichst gute Allianzen zu schmieden», erklärte von Siebenthal.

Keine «Waldrandholzerei»
Beat Zaugg, Geschäftsführer der Emmentaler Wald und Holz GmbH, meinte zur aktuellen Lage: «Infolge der europaweit immensen Schadholzmengen besteht auch hierzulande ein grosses Überangebot von qualitativ schlechtem Holz. Schnittwaren von minderer Qualität, Industrieholz und Sägereinebenprodukte sind kaum oder nur noch zu tiefen Preisen verkäuflich. Dank der konstant guten Nachfrage nach Holzprodukten sind viele Abnehmer auf Frischholzlieferungen angewiesen. Um keine Absatzmärkte zu verlieren, müssen diese trotz der unerfreulichen Marktlage bedarfsgerecht beliefert werden.
Auf Holzschläge von mehrheitlich schlechter Qualität (Waldrandholzerei) und die Nutzung von Dürrholz ist jedoch konsequent zu verzichten».

Wald-Wild-Problematik
Nach Auskunft von Martin Städeli, Bereichsleiter Waldabteilung Voralpen, belege das Wald-Wild-Konzept Napf klar, dass im WBS-Gebiet der Wildeinfluss auf die Naturverjüngung untragbar geworden sei.
Die Waldabteilung und das Jagdinspektorat würden gemeinsam nach gangbaren Lösungen suchen. Der Ist-Zustand werde mittels Kontrollzäunen und Vergleichsflächen eruiert. «Diese Erhebungen wurden schon in den 1980er-Jahren durchgeführt und nichts ist passiert», ist aus der Versammlung kritisiert worden. Ebenfalls wurde die Werbung für Schweizer Holz als ungenügend bezeichnet. Die Teilnahme der WBS an der Sumiswalder Gewerbeausstellung Avanti 2020 im nächsten Herbst ist daher bestimmt ein Schritt in die richtige Richtung.

Von Ulrich Steiner