• Er tat sich angesichts seines Wahlresultates mit der Wiederkandidatur schwer, doch jetzt bleibt er Huttwil als Gemeindepräsident erhalten: Walter Rohrbach war der einzige Kandidat. Er wird in stiller Wahl gewählt. · Bild: Thomas Peter

22.10.2020
Huttwil

Walter Rohrbach bleibt Gemeindepräsident

In Huttwil bleibt an der Spitze des Gemeinderates alles wie gehabt: Walter Rohrbach (BDP) wird weitere vier Jahre als Gemeindepräsident amten, nachdem die bei der Gemeinderatswahl vom Sonntag vor ihm klassierten Kandidaten Marcel Sommer (SVP), André Schärer (FDP) und Alexander Grädel (EDU) allesamt verzichtet haben. Rohrbach wird damit in stiller Wahl gewählt.

Nachdem am letzten Sonntag die Resultate der Huttwiler Gemeindewahlen bekannt waren, deutete sich zugleich ein Wechsel beim Amt des Gemeindepräsidenten an. Walter Rohrbach (BDP/Vereinte Mitte), amtierender Gemeindepräsident, erzielte nämlich bloss das sechstbeste Resultat aller sieben Gemeinderäte.
Mit Marcel Sommer (SVP), der zum zweiten Mal bei den Gemeindewahlen das Bestresultat (935 Stimmen) erzielte, der neu gewählte André Schärer (FDP, 906) und überraschend auch EDU-Vertreter Alexander Grädel mit 712 Stimmen brachten sich mit ihren hervorragenden Wahlresultaten unerwartet in Stellung für das Amt des Gemeindepräsidenten.

Wahlmodus überdenken?
Doch bereits am Sonntag war auch klar, dass der Wahlmodus, wie der Huttwiler Gemeindepräsident erkoren wird, für einige Kandidaten eine (zu) hohe Hürde darstellt, müssen sich doch diese nicht nur relativ kurzfristig entscheiden (innerhalb von drei Tagen), ob sie für das Amt kandidieren wollen, sie müssten auch ihre berufliche und private Situation in den kommenden zwei Monaten regeln, um ein Amt, das mittlerweile gut 35 bis 40 Stellenprozente umfasst, bewältigen zu können. Walter Rohrbach sagte nicht umsonst, dass man die Wahl des Gemeindepräsidenten überdenken müsse. «Wenn dieser separat gewählt wird, können sich interessierte Personen bereits Anfang Jahr Gedanken über eine Kandidatur machen und entsprechende Abklärungen treffen.»

Schärer steht in den Startlöchern
Dennoch, das Resultat vom Sonntag war ein klares Zeichen, dessen sich auch Marcel Sommer bewusst war. «Aufgrund dieses Ergebnisses müsste ich mich als Gemeindepräsident zur Verfügung stellen», sagte er. Aber wie bereits vor vier Jahren verzichtete Sommer auch jetzt auf eine Kandidatur, «weil ich drei kleine Kinder habe, dazu auch beruflich stark engagiert bin und vermutlich nicht im gewünschten Mass mein Pensum hätte reduzieren können, was dazu geführt hätte, dass ich kaum noch Zeit für meine Familie gehabt hätte. Das war es mir nicht wert. Zudem versehe ich mein Amt als Finanzverwalter sehr gerne und freue mich, diese Aufgabe weiter ausüben zu können», begründete er gegenüber dem «Unter-Emmentaler» seinen Verzicht auf das Gemeindepräsidium.
Mit dem 51-jährigen Unternehmer André Schärer rückte ein Kandidat für das Amt des Gemeindepräsidenten in den Fokus, den viele nicht auf der Rechnung hatten. Als neu gewählter Gemeinderat erzielte er auf Anhieb das zweitbeste Resultat, womit er logischerweise auch als möglicher Kandidat für das Gemeindepräsidium gehandelt wurde. Eine Kandidatur sei denn auch eingehend diskutiert worden, bestätigt Schärer, der letztendlich verzichtete, sich zur Wahl zu stellen. Begründen tut er seinen Verzicht mit dem zeitlichen Aufwand, «denn bereits das Amt als Gemeinderat stellt für mich eine happige, zusätzliche Belastung dar», erwähnt André Schärer. Es wäre für ihn zudem in so kurzer Zeit nicht möglich gewesen, in seinem Geschäft die Voraussetzungen zu schaffen, um ein Teilpensum als Gemeinde­präsident in diesem Umfang bewältigen zu können», fügte er an. «Zudem möchte ich nun vorerst den politischen Betrieb in der Gemeinde kennenlernen und mich in mein neues Amt einarbeiten.» Auf die Frage, ob er sich später, in vier Jahren, vorstellen könnte, Gemeindepräsident zu werden, sagte André Schärer, dass er ein solches Szenario nicht ausschliesse, «denn in vier Jahren werden die Karten wieder neu gemischt.»
Aus ähnlichen Gründen wie Marcel Sommer, verzichtete auch Alexander Grädel auf eine Kandidatur als Gemeindepräsident. «Ich habe vier kleine Kinder und einen grossen Betrieb, den ich mit unserer Familie unterhalte, da wäre eine zusätzliche Belastung mit einem solchen Amt für mich kaum verkraftbar.» Zudem fühle er sich nach vier Jahren als Gemeinderat gut eingearbeitet, möchte von dieser Erfahrung profitieren und seine Arbeit weiterführen. «Für mich war es nicht der richtige Zeitpunkt, ein solches Amt anzustreben», gab Alexander Grädel abschliessend zu verstehen.

Rohrbach tat sich schwer
Bleibt am Ende nur noch der amtierende Gemeindepräsident Walter Rohrbach übrig, der sich allerdings mit einem Entscheid schwer tat, angesichts seines Resultates und der Aussicht auf eine mögliche Kampfwahl gegen einen anderen Kandidaten. Mit seiner erneuten Kandidatur löse er ein Wahlversprechen ein, habe er doch immer gesagt, wenn er als Gemeinderat wiedergewählt werde, stelle er sich auch als Gemeindepräsident wieder zur Verfügung.
«Ich habe nie einen Verzicht in Aussicht gestellt», betonte Rohrbach. «Zudem gefällt mir die politische Arbeit und schätze ich die gute Zusammenarbeit mit der Huttwiler Verwaltung, was mich motiviert hat, nochmals zu kandidieren», begründete Rohrbach weiter. Welche Ziele er sich für die kommenden vier Jahre gesetzt hat, wollte er nicht konkret verraten. «Der neue Gemeinderat wird im Februar eine Klausur durchführen und danach die Richtung bestimmen. Aber grundsätzlich stehe ich für ein attraktives, lebenswertes Huttwil ein. Es ist mein Ziel, unsere Gemeinde weiter zu entwickeln», erläuterte der alte und neue Gemeindepräsident.

Von Walter Ryser