• Laut Dino Stecher, Geschäftsführer Campus Perspektiven in Huttwil, machbar, aber aktuell eher unrealistisch: Ein Wechsel des SC Langenthal von Schoren nach Huttwil. · Bilder: Walter Ryser

  • Campus-Geschäftsführer Dino Stecher in der Campus-Eishalle. · Bild: Walter Ryser

12.08.2022
Sport

Warum der SCL auch 2023 im Schoren spielt

Wird der SC Langenthal ab der Saison 2023/24 seine Swiss-League-Heimspiele im Campus Perspektiven in Huttwil austragen? Ja, wenn man den medialen Worten von «Eismeister» Klaus Zaugg auf dem Medienportal «Watson» glauben schenkt. Nein, wenn man des «Eismeisters» Lektüre zur Seite legt und sich vor Ort in Huttwil umsieht und erkundigt.

Schlittschuh-Club Langenthal · Der SC Langenthal hat diesen Sommer aufhorchen lassen, als er mitteilte, dass er sich nicht mehr aktiv an der Planung einer neuen Eissportanlage in Langenthal beteiligen wird. Man wolle sich wieder vermehrt auf das Kerngeschäft, das sportliche Überleben als Swiss-League-Klub, konzentrieren. Dafür werde man auch alternative Standorte für die Austragung der Heimspiele prüfen, teilte der Klub weiter mit. Der bekannteste Eishockey-Journalist der Schweiz, der Auswiler «Eismeister» Klaus Zaugg, zeigte sich nach dieser Ankündigung in seiner Meinung bestärkt, dass der Langenthaler Eishockeyklub künftig nur überleben kann, wenn er seinen Standort nach Huttwil, in den Campus Perspektiven, verlegt. Zaugg wird nicht müde, diese Variante seit Monaten durch sämtliche Medien und insbesondere dem Nachrichtenportal «Watson» zu tragen, als wäre er Hauptaktionär des Campus …

Ein Augenschein vor Ort
So schreibt er jeweils, dass mit verhältnismässig wenig finanziellem Aufwand der Campus zu einer swiss-league-tauglichen Spielstätte umfunktioniert werden und damit der SC Langenthal bereits auf nächste Saison hin nach Huttwil wechseln könnte. In der Tat, eigentlich hat der «Eismeister» recht: In der heutigen Zeit müsste es möglich sein, statt für 40 Millionen Franken eine neue Eissportanlage in Langenthal zu errichten, eine bestehende Infrastruktur im nur 17 Kilometer entfernten Huttwil zu nutzen.
Der «Unter-Emmentaler» wollte es ganz genau wissen und informierte sich direkt vor Ort in Huttwil, im Campus Perspektiven, bei Geschäftsführer Dino Stecher. Die erste Frage betraf dabei die aktuelle Lage der bestehenden Eishalle. «Wir sind sehr zufrieden über die momentane Auslastung. Vor Corona erzielten wir alle Jahre eine Steigerung bei der Eisbelegung und nun, nach dem Ende der Pandemie, konnten wir gleich auf dem höchsten Niveau, das wir zuletzt erreicht hatten, anknüpfen. Das ist erstaunlich und zugleich höchst erfreulich», machte der ehemaligen Spitzen-Eishockeygoalie klar, dass der Campus bei zahlreichen Eishockeyklubs, Verbänden und Organisationen für Lager, Kurse und Ausbildungslehrgänge gefragt ist. Hauptmieter der Eishalle bleibt auch diese Saison Hockey Huttwil, der ortsansässige MySports-League-Klub. Hätte da überhaupt ein weiteres Team, dazu noch aus der Swiss League, Platz? «Ja», gibt sich Dino Stecher selbstsicher, «aber nur ein Swiss-League-Team ohne Nachwuchsabteilung», fügt er hinzu, weil der SC Langenthal mit seinem Profi-Team andere Trainingszeiten belegen würde (vormittags oder über Mittag) als das Team von Hockey Huttwil (abends). Müsste jedoch auch die ganze Nachwuchsabteilung des SC Langenthal integriert werden, wäre ein zweites Eisfeld erforderlich. Zwar könnte ein solches in der angrenzenden Eventhalle rasch zur Verfügung gestellt werden, allerdings bestehen hier auch (fortgeschrittene) Pläne für die Realisierung einer weiteren Dreifach-Turnhalle.

Wer kommt für Investition auf?
Doch wie sieht es mit der Swiss-League-Tauglichkeit der Eishalle im Campus Perspektiven tatsächlich aus? Auch hier zeigt sich der 58-jährige Campus-Geschäftsführer erstaunlich optimistisch und erwähnt, dass er in seiner langen sportlichen und beruflichen Karriere viele Eishallen gesehen habe, von denen, auch aktuelle der beiden obersten Ligen, in einer schlechteren Verfassung seien als jene in Huttwil. Stecher spricht von Investitionen in der Höhe von maximal zwei Millionen Franken, die erforderlich wären, damit der SC Langenthal seine Heimspiele hier austragen könnte. Bei der Frage, wer für diese Investitionen aufkommen müsste, kommt der erste grössere Stolperstein zum Vorschein, denn Dino Stecher muss eingestehen, dass der Campus dazu nicht in der Lage wäre, diese Kosten zu tragen. «Diese Investitionen müssten zweifellos fremdfinanziert werden, via Sponsoren oder Mäzene», sagt der ehemalige Eishockeyspieler und -Trainer dazu, wohl wissend, dass auch der SC Langenthal eine solche Investition nicht tragen könnte. Ob jedoch Private, Firmen oder andere Geldgeber bereit wären, in eine Sportanlage, die sich in privaten Händen befindet, zu investieren, damit der SC Langenthal hier seine Heimspiele austragen kann, scheint reichlich utopisch zu sein …
Geregelt werden müsste aber auch der Bereich Gastronomie. In Schoren tritt der SC Langenthal selber als Gastronom auf und kann dadurch bei den Heimspielen über das gesamte Stadion verfügen. In Huttwil ist der Campus selbst für die Gastronomie verantwortlich. Bei den Heimspielen von Hockey Huttwil stehen dem Klub gewisse Flächen zur Verfügung, auf denen er den Matchbesuchern ein eigenes Gastro-Angebot unterbreiten kann. Dino Stecher sagt zu diesem Punkt, dass man selbstverständlich dem SC Langenthal in diesem Bereich entgegenkommen müsste, mit zusätzlichen Gastro-Flächen, wie sie auch Hockey Huttwil betreibt, oder dem Einbau von Logen, die der SCL dann selber vermarkten könnte. Die Gastro-Frage scheint zwar lösbar, für einen Swiss-League-Klub aber wohl zu wenig rentabel zu sein. Dabei ist hinlänglich bekannt, dass gerade die Gastro-Einnahmen bei den Sportklubs eine immer grössere Rolle spielen.

Heikle Punkte Gastronomie und Sponsoring
Bleibt die Frage nach der Vermarktung des Eisfeldes, der Banden und der übrigen Werbeflächen im Stadion. Aktuell ist es so, dass ein Teil der Eishalle durch den Campus selber, ein kleiner Teil durch Hockey Huttwil vermarktet wird. Und der SC Langenthal? «Das wäre in der Tat ein heikler Punkt», bestätigt Dino Stecher. Ein Patentrezept habe er nicht gleich auf Lager, «aber das müssten wir gemeinsam anschauen, vielleicht könnten Synergien genutzt, gute Ideen oder neue Strategien entwickelt werden, so dass am Ende für alle ein gutes Sponsoring-Geschäft daraus entsteht.» Wenn man weiss, dass Sponsoring-Einnahmen mittlerweile die Haupteinnahme-Quelle eines Eishockeyklubs sind, dann scheint dieser Bereich im Campus mehr als nur eine Knacknuss zu sein, vielmehr eine nur schwer überwindbare Hürde für einen Wechsel eines Swiss-League-Klubs.

Neubau in Langenthal oder …
Campus-Geschäftsführer Dino Stecher wollte an dieser Stelle aber explizit festhalten, «dass wir bislang keine Anfrage von Seiten des SC Langenthal erhalten haben und dass unser Hauptmieter Hockey Huttwil ist, der bei all unseren Überlegungen über die künftige Nutzung der Eishalle an erster Stelle steht. Aber für die Schweizer Hockey-Landkarte wäre es äusserst interessant, wenn am gleichen Standort ein Swiss-League-Team sowie ein Team der MySports-League spielen würden, das wäre schweizweit einzigartig», hält er diese visionäre Idee weiterhin für realisierbar.
Anstatt «Eismeister» Klaus Zaugg, zieht an dieser Stelle für einmal der «Unter-Emmentaler» ein Fazit zu dieser Geschichte und prophezeit, dass der SCL nur überleben kann, wenn in Langenthal die Pläne für den Neubau einer Eishalle schnellstmöglich konkrete Formen annehmen, ansonsten wird der SCL nach 20 Jahren Zugehörigkeit zur Swiss League in der Anonymität des Schweizer Amateur-Hockeys verschwinden – der vermeintliche «Rettungsanker» in Huttwil erweist sich aktuell als viel zu schwer, um den «Patienten» kurz- und mittelfristig über Wasser zu halten …

Von Walter Ryser