• Den Wasserplan studieren vor dem Reservoir im Junkholz. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

20.03.2019
Emmental

«Wassertag» und ein kleines Volksfest

Übermorgen Samstag, 23. März, 9.30 bis 16.30 Uhr, laden die Gemeinde Affoltern und die Energiekommission zum «Wassertag» und zur Besichtigung des Reservoirs Junkholz sowie der Quelle Sackgraben ein. Die Wasserversorgung hat in der Gemeinde eine lange Geschichte. Heute werden nebst dem Gemeindegebiet Teile von sechs umliegenden Gemeinden mit Wasser versorgt.

Affoltern · Viele Gemeinden könnten neidisch werden auf die hochgelegene Sonnenstube Affoltern. Nebst dem eigenen Gemeindegebiet vermag sie aus ihrer Wasserversorgung im «Sackgraben» Teile von Rüegsau, Heimiswil, Wynigen, Sumiswald, Dürrenroth und Walterswil mit dem kostbaren Gut zu versorgen. Die Zahlen sind eindrücklich: Insgesamt sieben Quellen liefern eine Quellschüttung von stattlichen 500 bis 760 Liter pro Minute (l/min). Das Wasser wird direkt ins Leitungsnetz gepumpt, der Überlauf ins Reservoir.
Das Wasser mit hervorragender Qualität stammt von «irgendwo» aus dem Hohgant/Rothorn-Gebiet. Dies konnte anhand von Substanzen ausgemacht werden, die in jener Region ins Wasser gegeben wurden. Rund drei Monate später wurden sie in der Wasserversorgung Affoltern festgestellt.
Genauso lange dauert es auch, bis die Quellen «reagieren». Im letzten Frühjahr lief die Versorgung auf Hochtouren mit rund 740 l/min. Über den trockenen Sommer hinweg konnte die am Netz angeschlossene Bevölkerung bei normalem Verbrauch von 600 m³ problemlos versorgt werden. Erst im Oktober ging die Quellschüttung auf 510 l/min zurück.
«Es muss im Hohgant/Rothorn-Gebiet einen riesigen unterirdischen See geben. Wo sich dieser enorme Speicher befindet, konnte bisher nicht ausfindig gemacht werden», sagt Affolterns Brunnenmeister Erwin Grossenbacher im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler». Der Rückgang der Quellen gab zu denken: «Wenn die Quellschüttung schon im Sommer so stark zurückgegangen wäre, hätten wir ein Problem gehabt.» Erst in den letzten Wochen haben die Quellen wieder «angezogen»; in der Woche 10 und 11 waren es 35 l/min, das heisst von 510 auf 545 l/min.
Das gesamte Wasser muss gepumpt werden; dies mit einer maximalen Schöpfmenge von 780 l/min pro Pumpe. Das Pump-Bassin umfasst 165 m³, die drei Reservoirs im Junkholz insgesamt 1000 m³. Das ganze riesige Leitungsnetz beträgt zirka 48 Kilometer und versorgt rund 530 Abonnenten, 172 Hydranten und drei Löscheier. Feuerweiher gibt es in der Gemeinde Affoltern keine mehr.

Eine lange Geschichte
Die Wasserversorgung hat eine lange Geschichte, begann offiziell im verheerenden Trockenjahr 1947. 1949 floss in Affoltern das erste Wasser aus der Versorgung. Nach und nach und bis heute wurde das Netz erweitert, und immer mehr Haushaltungen wurden angeschlossen. Zudem wurde eine Leitung nach Rüegsau erstellt, damit von dort Wasser bezogen werden könnte, würde in Affoltern ein Problem bestehen – oder umgekehrt.
Eigentlich begann die «Wasser-Geschichte» in der Gemeinde Affoltern noch früher, nämlich 1939, als die damalige Grossmetzgerei Schärlig im Weier eine eigene Wasserversorgung mit dem Reservoir im Rotstalden aufbaute, mit dem ihr Betrieb wie auch die Häuser der Angestellten versorgt wurden. Heute steht die Gemeinde vor der grossen Herausforderung, sich mit dem ältesten Teil des Leitungsnetzes auseinanderzusetzen. Erst kürzlich sei es zu einem Rohrleitungsbruch gekommen, erzählt der zuständige Gemeinderat Roland Ryser im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler». Das Wasser konnte dank zahlreichen Ringleitungen umgeleitet werden, womit sich der Schaden in Grenzen hielt. Dabei sei zu sagen, dass der momentane Verlust von 34 l/min auf dem ganzen Leitungsnetz erstaunlich wenig sei. Dennoch – die alten Leitungen würden grosse Aufmerksamkeit erfordern.

Ein Programm für Jung und Alt
Wie kostbar Wasser ist und in Zukunft vermehrt noch sein wird, möchten die Gemeinde und die Energiekommission gemeinsam mit ihrem Brunnenmeister Erwin Grossenbacher der Bevölkerung am «Wassertag» vermitteln: beim Reservoir Junkholz, übermorgen Samstag, 23. März, von 9.30 bis 16.30 Uhr.  «Es ist nicht selbstverständlich, dass wir einfach den Hahn öffnen und Wasser beziehen können. Das möchten wir bewusst machen», so Roland Ryser. Ebenfalls soll die Bevölkerung erfahren, wo das Wasser herkommt, wie es in die Haushaltungen geführt wird, was es alles braucht, damit eine Versorgung einwandfrei funktioniert.
Der «Wassertag» in Affoltern soll zu einem kleinen Fest werden. Der Treffpunkt ist im Festzelt beim Hornusserhüttli Lueg. Das Programm umfasst die Ausstellung im Festzelt, die Besichtigung des Reservoirs Junkholz und der Quelle Sackgraben. Für die Kinder sind Spiel und Spass angesagt.
Die Festwirtschaft wird durch Familie Friedli und durch die erfolgreiche Siegerin der «Landfrauenküche», Anita Mosimann, betreut.

Infos
www.affolternimemmental.ch