• Blick in die Grundwasserpumpen des Wasserreservoirs Sumiswald. Der tiefe Stand hat nicht nur Einfluss auf die Wasserversorgung, sondern auch auf die Heizungsanlagen, die mittels Grundwasser-Wärmepumpen betrieben werden. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

04.02.2019
Emmental

Wenn Wasserknappheit auch den Heizungen zu schaffen macht

Mehr und mehr Hausbesitzer gehen für ihre Heizungen weg von fossiler Energie und wählen Alternativen wie Holz, Wärmepumpen oder Solarenergie. Aber selbst wenn einheimische Energien vermeintlich reichlich vorhanden sind, kann es Probleme geben. Wasser-Wärmepumpen etwa benötigen für einwandfreies Funktionieren einen einigermassen stabilen Grundwasserspiegel. In Sumiswald aber ist er nach dem trockenen Sommer und Herbst tiefer gesunken als in den letzten über 40 Jahren.

Sumiswald · Seit der Eröffnung des Hallenbades im 1973 wird im heutigen Forum Sumiswald mit Grundwasser, das heisst mittels einer Wasser-Wärmepumpe, geheizt. Ein System, das sich seit 45 Jahren gut bewährt hat.
Nach dem trockenen Sommer und Herbst 2018 ist der Grundwasserspiegel jedoch mehr gesunken als in den vier Jahrzehnten zuvor. Ein Absinken von etwa zwei Metern ist nicht ungewöhnlich. Anfangs des Winters aber waren es rund acht Meter. Damit muss die Wasser-Wärmepumpe das Wasser fünf bis sieben Meter tiefer nehmen als gewöhnlich. Sie müsste deshalb über eine grössere Leistungskraft verfügen, da der Transportweg des Wassers weiter wird. Doch auf diese ungewohnte Tiefe des Grundwasserspiegels ist sie nicht konzipiert.
«Dass die Heizung nur noch über 80 % der normalen Leistung verfügt, hat man erst festgestellt, als es im Herbst kälter wurde», sagt Hans Sommer, Gründer und Senior-Chef der Firma Hans Sommer GmbH, Heizungen, Sanitär, Solar und Lüftungen in Wasen. Problem sei dies bisher keines gewesen, da die Temperaturen in diesem Winter (noch) nicht sehr tief gefallen seien. Zudem habe die Grundwassermenge inzwischen wieder leicht angezogen. Dennoch, die Forum Sumiswald Mitarbeiter und der Heizungsfachmann samt Team schauen genau hin um für unliebsame Überraschungen gewappnet zu sein.

Nur für Gebiete, die auf der Grundwasser-Karte aufgeführt sind
Wasser-Wärmepumpen sind nicht überall gestattet, sondern nur in Gebieten, die auf der Grundwasser-Karte des Kantons aufgeführt sind. In der Region Emmental-Oberaargau sind diese Gebiete dicht, es gibt viel Grundwasser. Wasser-Wärmepumpen verbrauchen faktisch kein Wasser. Dieses wird aus dem Grundwassersee abgezogen und nach dem Kreislauf (siehe Kasten) praktisch an Ort und um einige Grad gekühlt wieder abgegeben. Dass es kühler sei, sei angesichts der grossen Grundwassermengen kein Problem, mindestens bisher nicht, stellt Hans Sommer gegenüber dem «UE» fest. Aber – Wärmegewinnung aus Grundwasser-Wärmepumpen benötigt Strom. «Das macht wiederum von einer Energie abhängig, die nicht immer 100 % aus erneuerbarer Produktion stammt.»

Ideal vor allem für Fussbodenheizungen
Wann ist es denn sinnvoll, Gebäude mit Grundwasser zu beheizen? «Eine gute Option kann diese Art der Wärmeerzeugung für Bodenheizungen sein», sagt Hans Sommer gegenüber dem «Unter-Emmentaler».
Für diese müsse das Heizwasser nur lauwarm sein und auf etwa 30 Grad erhitzt werden. Für Radiatoren würden rund 50 Grad benötigt, dann sei es schon wieder eine Frage der benötigten Strommenge.
Die Wärmepumpe werde auch in einheimischen Industrie- und Gewerbebetrieben sowie in Läden oftmals eingesetzt, «eine sehr energiefreundliche und effiziente Methode». Die Antriebs-energie werde so doppelt genutzt: Die Kälte zum Kühlen von Räumen und Prozessen und die Wärme für Warmwassererzeugung und Heizung.
Wichtig sei es, in den jeweiligen Regionen diejenige Heizenergie zu wählen, die vorhanden sei. «In der Region Sumiswald sind viele Holzheizungen in Betrieb. Oder Heizungen, die an einen Wärmeverbund angeschlossen sind. Das macht Sinn, denn wir haben hier genügend Holz und es ist ein nachwachsender Rohstoff.» Aber eben, der Rohstoff Holz würde nicht für die ganze Schweiz reichen. In holzarmen Regionen seien deshalb andere Heizmethoden vorzuziehen.

Von Liselotte Jost-Zürcher