• Die Kredite für die Sanierung von Pfarrhaus, Pfarrstöckli. Pfarrscheune und Kirche wurden an der Kirchgemeindeversammlung Madiswil bewilligt. · Bild: Barbara Heiniger

06.12.2022
Oberaargau

Wer ist der richtige Pfarrer?

An der Kirchgemeindeversammlung Madiswil wurde durch den Kirchgemeinderat informiert, dass der Weg mit Pfarrer Thomas Hurni gemeinsam, aber mit Unterstützung, weitergehe. Dies war die Antwort auf die eingereichte Petition. Das Budget 2023 wurde ebenso genehmigt wie der Nachkredit der Dach- und Fassadensanierung Pfarrhaus, Pfarrscheune und Pfarrstöckli sowie das Kreditbegehren für die Fassadensanierung Kirche und Kirchturm. Der freie Sitz im Kirchgemeinderat bleibt vakant.

Es fanden sich 84 von total 1304 oder 6,44 Prozent Stimmberechtigte, der Kirch-gemeinde Madiswil in der Kirche ein, um über die Traktanden zu bestimmen. Kirchgemeinderatspräsident Oli-ver Bin-dy führte durch die Versammlung. Das grosse Interesse galt nicht dem Budget, sondern der Orientierung, wie die Antwort lautet auf die eingereichte Petition «Haben wir noch den richtigen Pfarrer? Wir wünschen uns eine offenere und modernere Kirchgemeinde und bitten hiermit den Kirchgemeinderat dies umzusetzen» (der «Unter-Emmentaler» berichtete).

Ein Prozess wurde in Gang gesetzt
«Wir gehen gemeinsam mit unserem Pfarrer den Weg», sagte Kirchgemeindepräsident Oliver Bindy im Namen des gesamten Kirchgemeinderates deutlich. Um die notwendigen Schritte zu klären, wurde nach Einreichen der Petition als Sofortmassnahme mit dem Regionalpfarrer und den zuständigen Stellen der reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn und auch dem Rechtsdienst Kontakt aufgenommen. Ebenfalls fanden gemeinsame Gespräche statt, dies unter der Leitung einer externen Mediatorin, zwischen Pfarrer Thomas Hurni, Katechetin Hermine Hurni-Liechti, dem Regionalpfarrer und dem Kirchgemeinderat, einmal auch im Beisein der Petitionäre.
Das eingeleitete Vorgehen vom Kirchgemeinderat sieht nun wie folgt aus: Ein weiterer Prozess wurde in Gang gesetzt mit der Überarbeitung des Pflichtenhefts aus dem Jahre 2015. Die Zielvereinbarungen mit Pfarrer Thomas Hurni wurde vom Kirchgemeinderat abgestimmt. Zudem wurde ein Coach engagiert, dieser ist empfohlen vom Regionalpfarramt und ist in der Refbejuso gelistet. An der Versammlung gab es einige Voten pro und contra Pfarrer Hurni. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass die Pfarrwahl jeweils vom Kirchgemeinderat erfolgt und die Mitglieder eigentlich nur die Steuern bezahlen dürfen. Im Weiteren wurde bemängelt, dass es tiefe Gräben zwischen dem Pfarrer und zahlreichen Menschen in Madiswil gibt. «Mir müesse z Dorfläbe zäme ha u öppis mache, me cha doch o chünde», war eine klare Aussage. Dagegen wurde festgehalten, dass Pfarrer Thomas Hurni die Bibel «sehr genau nimmt». Auch wurde das ganze Geschehen mit einer Betriebsblindheit verglichen, bei der der Pfarrer als einziger den «Mist zetten» soll. «Wo ist eigentlich das Problem? Lassen wir doch die konservativen und liberalen Kirchgänger ihren Weg gehen. Wir sollten das Schiff im Linksmähderdorf aber wieder auf Kurs bringen», war zu hören. Ebenfalls wurde klar gesagt. «Mir stöh zu ihm».

Unterstützung und eine Suche nach Lösungen
«Ich bin sehr glücklich für alle Unterstützung. Ich danke allen sehr herzlich dafür, auch für die Präsenz, die Gebete und die unterstützenden Voten. Das macht Mut und tut gut. Ein Dank geht auch an Pfarrkollegen, die sich gemeldet haben, die für mich beten und unterstützen, das ist einfach schön», sagte Pfarrer Thomas Hurni im Anschluss an die Versammlung zum «Unter-Emmentaler».
«Es ist eigentlich keine Lösung, was nun heute vom Kirchgemeinderat orientiert wurde», stellte Hans Aebi fest. Er hatte die Petition eingereicht, weil er schon seit langer Zeit immer wieder negative Rückmeldungen zu Pfarrer Thomas Hurni erhalten habe. «Es ist niemand für die Vakanz im Kirchgemeinderat bereit, ebenso nicht für die Altersarbeit, dies ist der Kernpunkt», hielt Hans Aebi fest und sagte: «Ich weiss von einigen Menschen, die sich nicht engagieren, weil für sie eine Zusammenarbeit mit dem Pfarrer unvorstellbar ist.» Der Wunsch aus der Versammlung, dass der Kirchgemeinderat aktiv wird und an der nächsten Versammlung wieder über den Stand der Dinge orientiert, wurde von den zuständigen Personen sicher gehört. Die Suche nach Lösungen ist nicht einfach.

Zahlen, die verkraftbar sind
Das Budget 2023 wurde durch Kurt Wyssmann erläutert. Der Steueransatz von 0,184 Prozent der einfachen Steuer ist unverändert gegenüber dem Vorjahr. Dies bei einem Aufwand und einem Ertrag von 471 900 Franken. Die Jugendarbeit soll von 40 auf 60 Prozent ausgebaut werden. Budget und Kirchgemeindesteueranlage wurde einstimmig genehmigt. Die Fassaden- und Dachsanierung bei Pfarrhaus, Pfarrscheune und Pfarrstöckli wurde durch unerwartete Schäden teurer. Darum beantragte der Kirchgemeinderat den Nachkredit in der Höhe von 80 000 Franken. Der Kredit wurde mit Enthaltungen genehmigt. Ebenso wurde auch das Kreditbegehren in der Höhe von 350 000 Franken für die Aussenrenovation von Kirchturm und Kirche gutgeheissen. «Die Zahlen sind verkraftbar», sagte Kurt Wyssmann.
Die Vakanz im Kirchgemeinderat konnte noch nicht besetzt werde. Verabschiedet wurden Rösli und René Merz, welche einige Jahre die Seniorenferien organisiert hatten. Ihre kleine Stelle als Katechetin hat Hermine Hurni-Liechti auf 31. Januar 2023 gekündigt. Sie wird die 3. und 4. Klasse bis zum Abschluss des Unterrichts und Abschlussgottesdienstes im Februar begleiten. Der Unterricht der 5. Klasse übernimmt Pfarrer Jürg Gugger. Der neue Synodalrat Vincenz Oppliger wurde willkommen geheissen.
Ein grosser Dank sprach der Kirchgemeindepräsident an alle aus, die sich für das Wohl der Kirchgemeinde Madiswil einsetzen. Oliver Bindy wünscht sich, dass alle mithelfen, eine innovative Kirche zu haben.

Von Barbara Heiniger