• Befragende und Auftraggeberinnen: Christa Schönenberger, Projektleiterin Pro Senectute, Sonja Rahs, Kinderanimatorin ToKJO, Thomas Bertschinger, Stellenleiter ToJKO, Sina Egli, Jugendanimatorin ToKJO, Christine Gafafer, Gemeinderätin, Therese Fink, Gemeinderätin und Beatrice Meyer, Projektassistentin · Bild: Patrik Baumann

03.05.2019
Oberaargau

«Wichtig ist, dass etwas geht!»

Wer von Langenthal nach Melchnau fährt, passiert das Gjuchquartier gleich bei der Einfahrt in Melchnau. Die acht Wohnblöcke mit über siebzig Wohnungen stammen aus den 1960er-Jahren und wurden von der damaligen Teppichfabrik für die Arbeiter und ihre Familien gebaut. Seit dem Bau hat das Quartier grosse Veränderungen erlebt, heute wird das Quartier vor allem von Menschen mit Migrationshintergrund bewohnt und nicht mehr wie einst von Fabrikarbeitern.

Melchnau · Die drei Organisationen Interunido, die Fachstelle für Migration und Integration aus Langenthal, Pro Senectute, die Fachstelle für Altersfragen, und ToKJO, der Trägerverein offener Kinder- und Jugendarbeit Oberaargau, welchem auch die Gemeinde Melchnau angehört, arbeiteten erstmals in einer Kooperation zusammen.
Ziel der Gruppe war, den «Ist-Zustand» im Gjuch zu dokumentieren und Ideen für Verbesserungen im Quartier zu finden, und so entstand das Projekt Rendez-vous – Zusammenleben im Gjuch. Die Liste an Problemen beim Zusammenleben, die die erwachsenen Bewohnerinnen und Bewohner gegenüber den Fachleuten äusserten, war lang: Angefangen beim «klassischen» Problemherd Waschküche und der Hausordnung, die für viele nicht verständlich ist, dass die Verständigung untereinander schwierig ist oder dass die Post nicht immer zugestellt werden könne.
Bei den Befragungen wurde aber auch viel Positives genannt, etwa die guten Beziehungen unter den Nachbarn oder die gegenseitige Unterstützung, welche heute vor allem unter den Frauen stattfindet.

Ideen suchen und umsetzen
Die soziokulturellen Animatoren der drei Fachstellen befragten auch die Kinder und führten an einem Novembernachmittag eine «Quartierspionage» durch. Ziel war es, die Spielplätze der Kinder zu entdecken und diese auch nach ihren Bedürfnissen und Ideen zu fragen.
Die gut 25 Anwesenden waren anschliessend eingeladen, die gesammelten Ideen zu bewerten. Am besten Schnitt die Erneuerung des bestehenden Spielplatzes ab. «Hier werden wir zusammen mit der Verwaltung nach Lösungen suchen, vielleicht könnte die Erneuerung an einem Baunachmittag zusammen mit den Eltern und Kindern passieren», meinte Thomas Bertschinger, Stellenleiter bei ToKJO. Eine andere Möglichkeit zur Selbsthilfe sieht Bertschinger in einer sorgenden Gemeinschaft (s. Kasten).

Vernetzung im Quartier verbessern
Christa Schönenberger, Projektver-antwortliche bei der Pro Senectute, erläuterte, dass Kinder und Jugendliche sowie ältere Menschen am meisten im Quartier gefangen seien, da diese in der Mobilität deutlich eingeschränkter seien. «Uns ist wichtig, dass es nach der Sozialraumanalyse, welche nun praktisch abgeschlossen ist, etwas passiert und die Vernetzung im Quartier und die Integration der Bewohnerinnen und Bewohner im Dorf verbessert werden kann», erklärte Schönenberger.

Von Patrik Baumann