• Bei ihnen dreht sich seit 100 Jahren alles ums Holz: Die Mitarbeitenden der Schärer Holz AG in Langenthal, die von ihrem Chef, Christoph Schärer, die Leidenschaft für das Holz im Betrieb vorgelebt bekommen. · Bild: Michel Giesser

  • Christoph Schärer führt die Schärer Holz AG in Langenthal bereits in dritter Generation. · Bild: Michel Giesser

17.08.2023
Langenthal

Zeitloses Holz: 100 Jahre Qualität und Tradition

Der 3. September ist ein Freudentag für die Schärer Holz AG in Langenthal. An diesem Tag feiert das Unternehmen mit Kunden und Lieferanten den 100. Geburtstag des Unternehmens. Inhaber Christoph Schärer blickt mit Stolz zurück und mit Respekt nach vorne. «Der Kunde ist heute gut informiert und verfügt im Markt über eine grosse Auswahl. Der Ausbau von Dienstleistungen, eine fachmännische Beratung sowie Flexibilität sind entscheidend, um bestehen zu können», weiss der 61-jährige Unternehmer.

Langenthal · Seit genau 100 Jahren entwickelt man bei der Schärer Holz AG in Langenthal eine grosse Leidenschaft für das Holz. «Hätten wir diese Leidenschaft nicht, gäbe es uns schon lange nicht mehr», erläutert Christoph Schärer, der zusammen mit seiner Frau Aurora Inhaber des Familienbetriebes in dritter Generation ist. Er selber sei der beste Beweis für diese Leidenschaft, erwähnt Christoph Schärer und weist darauf hin, dass er ursprünglich die Ausbildung zum Bankkaufmann absolvierte. «Natürlich war mir Holz nicht fremd, ich war von Kindesbeinen an in unseren Betrieb integriert, habe in den Schulferien jeweils in der Sägerei ausgeholfen und hier mein erstes Sackgeld verdient, mit dem ich mir Markenturnschuhe gekauft habe», erinnert er sich.


Wöchentlich im Aussendienst
Auch während der Banklehre habe er immer wieder im Betrieb des Vaters ausgeholfen, mit dem Stapler Lastwagen mit Holz beladen. Das Staplerfahren übrigens habe er von seinem Götti/Onkel schon während der Schulzeit erlernt. Obwohl ihn der berufliche Weg vorerst auf eine Bank führte, war spürbar, dass auch in Christoph Schärer die Leidenschaft für Holz schlummerte. Und so führte ihn der berufliche Weg nach einer Weiterbildung zum Betriebswirtschafter zurück in den Familienbetrieb. Christoph Schärer hält jedoch fest, dass eine Weiterführung des Familienbetriebes zu jenem Zeitpunkt für ihn nicht feststand. «Ich wollte erst einmal den Betrieb kennenlernen und war deshalb als gewöhnlicher Mitarbeiter im Unternehmen tätig», gibt er zu verstehen. Das war im Jahr 1989. Seither sind 34 Jahre vergangen und Christoph Schärer ist immer noch hier. Seit 2002 haben er und seine Frau Aurora Schärer die Aktienmehrheit im Familienbetrieb. Gerade die anfängliche «Lehrzeit» habe ihn bestärkt, in den Familienbetrieb einzusteigen, blickt der heutige Firmenchef zurück. In jener Zeit, als er seine Tätigkeit bei der Schärer Holz AG aufgenommen habe, sei er wöchentlich zwei oder drei Tage im Aussendienst tätig gewesen. Das habe sich bis heute nicht geändert, erwähnt Christoph Schärer und bezeichnet diese Nähe zu den Kunden und Lieferanten als eines der Erfolgsrezepte des Unternehmens. «Es ist wichtig, dass man als Inhaber den Wind draussen spürt und aus eigener Erfahrung weiss, was im Markt läuft», begründet er sein Verhalten. Dabei weist er auf viele langjährige Kunden hin, die zum Teil seit mehr als 20, einzelne sogar seit über 50 Jahren bei seiner Firma Holz beziehen würden. «Vor allem diese Kunden schätzen den persönlichen Kontakt mit der Inhaberfamilie», weiss Christoph Schärer.


Grossbrand sorgt für Neuausrichtung
Natürlich sei in den 100 Jahren nicht immer alles rund gelaufen und habe der Betrieb auch schwierige Zeiten durchlaufen, erwähnt der Firmenchef beim Blick zurück. Dabei erinnert er sich an die letzten Tage im Jahr 1991, als ein schwerer Schicksalsschlag das Unternehmen erschütterte. Denn am 30. Dezember zerstörte ein Grossbrand den Sägereibetrieb mit allen Maschinen sowie weiteren Produktionsteilen. Dieser Brand sorgte bei der Schärer Holz AG für eine wegweisende Veränderung. Mit dem Wiederaufbau, der rund acht Monate dauerte, wurde nämlich auch eine Neuausrichtung vollzogen. Wurde bis 1991 eine Sägerei, mit Hobelwerk und Holzhandel betrieben, lag der Fokus nach der Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit neu auf dem Hobelwerk und dem Holzhandel. Auf das Betreiben einer Sägerei wurde dagegen verzichtet. Dieser strategische Entscheid sollte sich auszahlen, wie Christoph Schärer bestätigt: «Seither konnten wir unseren Betrieb stetig weiterentwickeln. So haben wir unsere Dienstleistungen ausgebaut und auch der Maschinenpark ist angewachsen.» Aber auch der Personalbestand hat sich vergrössert. Heute beschäftigt die Schärer Holz AG 16 Mitarbeitende, darunter zwei Lernende. Diese Entwicklung wird sich gemäss Christoph Schärer fortsetzen, weil man gar keine andere Wahl habe, wolle man in einem umkämpften Markt bestehen. Der «Kampf» um Kunden sei deutlich anspruchsvoller geworden. «Der Kunde von heute ist gut informiert und verfügt über eine grosse Auswahl. Das erfordert von uns eine intensive und fachlich einwandfreie Betreuung, dazu ein breites Angebot an Dienstleistungen und grosse Flexibilität», ist sich Christoph Schärer bewusst. Die Schärer Holz AG werde der heutigen Schnelllebigkeit dank ihren motivierten und flexiblen Mitarbeitenden aber gerecht.


Vierte Generation in den Startlöchern
Dazu gehöre auch, dass man Kunden und Lieferanten eine gewisse Wertschätzung entgegenbringe, was die Schärer Holz AG mit der Einladung zum 100. Geburtstag am 3. September entsprechend mache. «Einen solchen Geburtstag muss man einfach feiern, den Anlass verstehen wir auch als Verpflichtung gegenüber unseren Vorfahren, die das Unternehmen aufgebaut und uns eine Existenzgrundlage ermöglicht haben.» Beim Blick nach vorne macht sich Christoph Schärer nichts vor und sagt, obwohl aktuell vermehrt mit Holz gebaut werde, könne sich der Markt nicht ewig nach oben bewegen. «Deshalb ist es wichtig, dass die Wertschöpfung wieder vermehrt im Betrieb bleibt, was bedeutet, dass wir gewisse Arbeiten wieder selber ausführen und nicht mehr auslagern werden. Natürlich erfordert dies zusätzliche Infrastruktur und Personal, dafür können die Kunden noch besser und effizienter bedient werden.» Doch damit wird sich vermutlich die nächste Generation beschäftigen müssen. Tochter Elena und Sohn Marco haben beide ebenfalls bereits im Betrieb mitgearbeitet, befinden sich aber momentan auf beruflichen «Lehr- und Wanderjahren». Ob die beiden den Familienbetrieb weiterführen möchten, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. «Eine familieninterne Lösung würde uns natürlich freuen», hofft Christoph Schärer auf eine Fortsetzung der über 100-jährigen Familiengeschichte der Schärer Holz AG. Unter Druck setzen will er seine beiden Kinder aber keinesfalls. «Nein, sie sollten getreu unserem Motto: Aus Leidenschaft für Holz, das Unternehmen weiterführen und nicht aus Zwang. Sollte sich keine familieninterne Lösung abzeichnen, werden wir uns anderweitig umsehen müssen.»

Von Walter Ryser