• Bewegender Moment für Familie Mosimann: An der Finalsendung «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» wurde Anita Mosimann als Siegerin bekannt gegeben. Von links: Simon, Ernst und Anita Mosimann. Bild: copyright / SRF Ueli Christoffel

05.01.2019
Emmental

Zuoberst auf dem Podest der «Landfrauenküche»

Gemeinsam mit sechs Bäuerinnen aus der deutschen und der rätoromanischen Schweiz ist Anita Mosimann aus Affoltern zur zwölften Staffel «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» angetreten. Mit ihren Kochkünsten ist sie im Laufe der sieben Sendungen von den Kolleginnen zur Siegerin gekürt worden. Überzeugt hat sie eher mit lokal- anstatt mit regionaltypischen Spezialitäten …

AFFOLTERN · Nein, der Sieg sei nicht das Ziel, betonten während ihrer jeweiligen Sendung am Fernsehen alle der sieben Teilnehmerinnen der «Landfrauenküche» 2018. Auch Anita Mosimann: «Ob ich gewinne, ist mir egal. Aber mitmachen zu dürfen, diese Herausforderung zu schaffen, das war mein grosses Ziel», sagte sie vor rund sechs Wochen gegenüber dem «Unter-Emmentaler». 

Und sie meinte es ernst. Das E-Mail von Fernsehen SRF1 mit fixen Interview-Terminen für die Siegerin, welches im Vorfeld alle sieben Frauen erhielten, landete bei ihr in den «Gelöschten», genau wie bei den meisten andern auch. 

Entsprechend gross waren ihr Staunen und – nach der Anspannung in der Live-Finalsendung – auch die überwältigenden Gefühle, als am letzten Samstagabend Nik Hartmann «die Emmentalerin» als Siegerin nannte. Der Jubel zeigte, dass nicht nur ihre Angehörigen, sondern auch die «besiegten» Kolleginnen sich mit ihr freuten. Den Entscheid hatten die Frauen selbst gefällt. Jede Köchin wurde von ihren Kolleginnen bewertet. 

Die Spannung allerdings blieb bis zum Ende der Finalsendung bestehen. Die Rangverkündigung war die Krönung eines bunten, abwechslungsreichen Fernsehabends.

Als Hauptgang hatte Anita Mosimann, nach Sellerie-Suppe und Gewürztannli zur Vorspeise, panierte Forellenfilets und «Härdöpfugschtampf mit Röseli-chöhli» zubereitet – nicht wirklich regionenspezifisch, sondern eher lokal-spezifisch, denn gemeinsam mit Sohn Simon hatte die Köchin die Forellen im eigenen Teich gefischt. Der grosse Überraschungs-Coup war indessen nicht der Fisch, sondern das Dessert mit den Schokoladekugeln, die sich beim Übergiessen mit einer heissen Eierkirsch-Sauce wie eine Blume öffneten. Das war der grosse Moment von Anitas Mann, Ernst «Aschi» Mosimann. Der machte das souverän – jede Kugel öffnete sich auf den Tellern der Landfrauen und gab die darunter versteckten Köstlichkeiten frei, genauso wie es geplant war. Weder die schnelle Hauptprobe am Tag zuvor habe geklappt, noch später der Versuch von Anita Mosimanns Cousine, welche ihr für die Sendung beim Kochen geholfen hatte. Im richtigen Moment aber hatte es gepasst und könnte schlussendlich das Zünglein an der Waage gewesen sein, das Anita Mosimann zur Krone der «Landfrauen-Köchin» der zwölften Staffel verhalf. 

Viel erlebt beim Fernsehen

Dem Finale war für sie und die anderen sechs «Landfrauen-Köchinnen» ein bewegtes «verlängertes» Wochenende vorausgegangen. Sie und die Bündnerin Karin Caminada waren bereits am Donnerstag nach Zürich gereist. Am Freitag um 10 Uhr war für alle Treffpunkt beim Fernsehen. 

Hier wurden die Frauen für eine Besichtigung durch Studios, Technikräume etc. geführt, dann hiess es, Blusen anprobieren und wo nötig noch anpassen. Abends gabs ein «mega-feudales» Abendessen im Flugzeug-Erlebnis-Restaurant «Runway34» und gleichzeitig eine «Kennenlern-Runde» mit Nik Hartmann. «Es ist aussergewöhnlich, was uns vom Fernsehen geboten wurde», freut sich Anita Mosimann. Bis am Samstagnachmittag sei dann nicht mehr viel gelaufen. «Ich glaube, sie wollten einfach die ‹Schäfchen› beisammen haben und sicher sein, dass alle bereit waren.» Gelangweilt habe sich aber niemand: «Wir hatten es so gut in unserer Frauenrunde, dass unsere Wartestunden einfach nur gemütlich waren.»

Am Samstagnachmittag um 15 Uhr ging es los: Küchenstationen kennenlernen – einige Frauen hatten noch nie auf einem Induktiv-Kochherd gekocht –, Menüplan studieren, proben … «Ich sagte meinen Kolleginnen einfach, ich würde rühren und schneiden, sie können darunter heizen», lacht die Emmentalerin, die ebenfalls «nur» den konventionellen Kochherd kennt. 

Als die Frauen von Champagnersuppe und Torte Charlotte Royal hörten, runzelten sie die Stirne. Hmm, ohne Rezept ... Die Entwarnung folgte bald einmal: «Man teilte uns doch Rezepte aus.» Schlussendlich wäre noch Zeit zum Abendessen geblieben, «aber ich hatte grad gar keinen Hunger mehr. Ein Joghurt ‹u ä Bitz Brot› taten es.»

Im Rückblick sei die Finalsendung unglaublich schnell vorbei gegangen. Die Nervosität sei weitgehend verflogen gewesen. «Es lief ständig etwas.» Und das anspruchsvolle Menü forderte doch einiges an Konzentration und Fertigkeit. Dann kam die Rangverkündigung. «Ich kann es einfach immer noch nicht glauben», schüttelt Anita Mosimann den Kopf. 

Nun, in der nachfolgenden, langen Nacht im Hotel, wo die ganze riesige Crew mit den Angehörigen einen Raum mietete und nun endlich von Herzen anstossen konnte, hatte sie Gelegenheit, sich an diesen herrlichen Gedanken zu gewöhnen. 

Den Wein hatte sie – ausreichend – von zu Hause mitgebracht. Beileibe nicht weil sie geahnt hatte, dass sie zuoberst auf dem Podest stehen würde, sondern einfach «weil es die Emmentaler Art ist, für das leibliche Wohl vorzusorgen», stellt sie fest. 

Dass sie auf den Fahrten im «Schnauzen-Postauto» zu den Aufnahmeorten jeweils ihre Kolleginnen mit Ragusa, Snickers oder sonstigen Leckereien eingedeckt hatte, müsste wohl nicht extra erwähnt werden. «Beim ersten Mal dauerte es lange, bis es Abend war und Apéro gab. Von da an sorgte ich vor», lacht sie.

Die Reaktionen von näheren und entfernteren Freunden, Verwandten und Bekannten seien gewaltig gewesen. «Teils noch von Personen, die ich jahre- oder jahrzehntelang nicht mehr gesehen hatte.» Allerdings vorerst «nur» digital oder telefonisch, denn faktisch war es wegen der Feiertage nur schlecht möglich, dass bis zum Treffen mit dem «Unter-Emmentaler» eine Flut per Post im Hof Tanne in Affoltern hätte eintreffen können. 

«Man wird es sehen. Inzwischen ist alles ein bisschen ‹heruntergefahren›, wir stecken wieder mitten im Alltag, und das ist gut so», meint die glückliche Siegerin.

Von Liselotte Jost-Zürcher