05.07.2021
Oberaargau

Zuversichtlicher Blick auf Zeit nach Corona

Die Mitglieder des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (WVO) blicken mit Zuversicht auf die Zeit nach der Corona-Pandemie. Beim ersten physischen Anlass seit vielen Monaten gab es viel zu diskutieren und zu besprechen. Einen Blick auf die künftige wirtschaftliche Entwicklung warf auch Professor Sebastian Wörwag, Rektor der Berner Fachhochschule (BFH), der den Teilnehmern aufzeigte, welchen Beitrag die BFH zum wirtschaftlichen Aufschwung in der Schweiz leisten kann.

Oberaargau · Es war wie ein Befreiungsschlag: 68 gut gelaunte Gesichter fanden sich im Stadttheater Langenthal ein. Sie waren gekommen, um nach vielen Monaten endlich wieder einmal physisch an einem Anlass des Wirtschaftsverbandes Oberaargau teilzunehmen. Anstelle der Hauptversammlung, die schriftlich durchgeführt wurde, veranstaltete der WVO einen Sommeranlass. WVO-Präsidentin Béatrice Lüthi (Lüthi Aufzüge, Lindenholz) zeigte sich ebenfalls hocherfreut, wieder einmal vielen Mitgliedern von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen zu können.

Eine impulsgebende Hochschule
Im Zentrum des Anlasses stand, wie könnte es anders sein, die wirtschaftliche Entwicklung während und nach der Corona-Pandemie. Langenthals Stadtpräsident Reto Müller nahm vorweg, was viele fühlen: «Nicht alles war schlecht während der Corona-Pandemie. In der Verwaltung beispielsweise haben wir einen gewaltigen Schub bei der Digitalisierung und der Einführung neuer Technologien erlebt. Zudem erhalten wir gute Signale, dass sich die lokale, aber auch die nationale Wirtschaft rasch erholt und wir als Gesellschaft diese Krise relativ glimpflich überstehen.»
Professor Dr. Sebastian Wörwag, Rektor der Berner Fachhochschule (BFH), zeigte anschliessend in seinem Referat auf, welchen Beitrag die BFH zum wirtschaftlichen Aufschwung in der Schweiz leisten kann. Er machte gleich zu Beginn klar, dass man sich als Hochschule mit Praxisbezug verstehe. «Wir sind eine impulsgebende Hochschule inmitten der Gesellschaft», machte er Werbung in eigener Sache. Er wies darauf hin, dass aktuell 7499 Studentinnen und Studenten in 31 Bachelor- und 25 Master-Studiengängen an der BFH tätig sind, dass die Schule über 2530 Dozenten und Mitarbeitende beschäftigt und sich die BFH an 570 laufenden Forschungsprojekten beteiligt. «Wir sind ein wichtiger Arbeitgeber im Kanton Bern», lautete Wörwags Schlussfolgerung.

Wie weit soll Digitalisierung gehen?
Es sei das Ziel der BFH, neue Fachleute auszubilden und in den Arbeitsmarkt zu bringen. Dazu führe man zahlreiche Arbeiten für und mit der Praxis aus. Die strategischen Perspektiven der Hochschule skizzierte der Rektor anhand verschiedener Themen, mit denen sich die BFH intensiv auseinandersetze, wie die Nachhaltigkeit, die Digitale Transformation oder wie sich die alternde Gesellschaft unternehmerisch entwickeln lässt. Beim Thema Nachhaltigkeit beschäftige sich die BFH mit der Entwicklung von resilienten, nachhaltigen, gesundheitsfördernden Ernährungssystemen. Aber auch die nachhaltige Entwicklung von Siedlungsräumen sowie die Erforschung nachhaltiger Baustoffe sei ein Betätigungsfeld der BFH.
Das Thema Digitale Transformation ist laut Wörwag ein Schlüsselthema bei der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung weltweit. «Wir müssen uns gut überlegen, was wir alles digitalisieren wollen und was genau Sinn macht», mahnte er, weil wir gemäss Wörwags Meinung mit der Digitalisierung auch grosse Risiken eingehen, «solche, die wir vermutlich heute noch gar nicht kennen», betonte der Rektor der Berner Fachhochschule. Deshalb sei die BFH am Aufbau eines Kompetenzzentrums Cybersecurity beteiligt.

Haudenschild für Arn im Vorstand
Beim Brennpunkt der alternden Gesellschaft beschäftige man sich in erster Linie mit der Frage, wie man alternde Menschen im Arbeitsprozess halten könne, erwähnte Sebastian Wörwag, der darauf hinwies, dass zu diesem Thema an der BFH ein Forschungsprojekt laufe, das sich mit Modellen für den zukünftigen Arbeitsmarkt 45+ beschäftige. Ein weiteres Forschungsprojekt widme sich dem Thema «Unterstützung für betreuende Angehörige». «Als unternehmerische Hochschule fördern wir Menschen, die Initiative ergreifen, verantwortungsbereit vorausgehen, ethisch reflektieren und mutig handeln», gab der BFH-Rektor zu verstehen. Man sehe sich als Impulsgeberin, die in verschiedenen Branchen und geographischen Regionen Innovationsimpulse setze. Als Beispiel dafür nannte Wörwag das TecLab in Burgdorf, wo man dem Fachkräftemangel durch MINT-Förderung begegnen wolle, die regionale Wirtschaft bei Themen der Nachhaltigkeit unterstütze und ein Gründerklima in der Region fördern wolle. «Es soll möglich sein, dass sich Absolventen aus der Hochschule heraus selbständig machen können», erwähnte Wörwag.
Weil die Corona-Massnahmen einen physischen Rundgang durch das Stadttheater verhinderten, absolvierten die WVO-Mitglieder mit dem neuen Theaterleiter Ernst Jäggli einen digitalen Rundgang durch das über 100-jährige und mittlerweile für über 15 Millionen Franken vollständig erneuerte Kulturhaus. Den Abschluss des WVO-Sommeranlasses bildeten dann noch einige statutarische Geschäfte. So wurde Vizepräsident Daniel Arn (Muri b. Bern; Inhaber Hans Christen AG, Herzogenbuchsee, und Präsident des Handels- und Industrievereins HIV Kanton Bern) verabschiedet. Er war seit 2011 im WVO-Vorstand aktiv. Neu im WVO-Vorstand Einsitz nimmt der Niederbipper Unternehmer und FDP-Grossrat Peter Haudenschild. Die Jahresrechnung 2020 des WVO weist einen Gewinn von 21 445 Franken auf, womit das Verbandsvermögen per Ende letzten Jahres 178 578 Franken betrug.

Von Walter Ryser