• «Die Situation ist unerfreulich und wir sind uns bewusst, dass wir nicht über längere Zeit so weiterfahren können», zeigt sich Thomas Rufener an der Generalversammlung im November 2020 besorgt. Jetzt wurde eine Lösung präsentiert. · Bild: Walter Ryser

06.05.2021
Langenthal

Zwei «Bären» rücken zusammen

Schon länger kämpft der Bären Langenthal mit betriebswirtschaftlichen Herausforderungen. Die Pandemie hat die angespannte Lage zusätzlich verschärft. Die nachhaltige Lösung – damit der Bären für Langenthal als bedeutungsvolles Haus und als Gastrobetrieb im Herzen der Stadt erhalten bleiben kann – wird mit dem vom Verwaltungsrat in den letzten eineinhalb Jahren erarbeiteten neuen Betriebsmodell angestrebt. Dieses sieht vor, Immobilie und Gastrobetrieb künftig getrennt zu bewirtschaften. Der Bären Madiswil wird voraussichtlich Mitte Jahr als neuer Pächter einsteigen und das Kernaktionariat wird verschlankt.

«Ich bin froh, dass wir eine Lösung finden konnten, bei welcher unsere Mitarbeitenden eine Perspektive erhalten und das Traditionshaus seinen Beitrag für ein lebendiges Langenthal leisten kann sowie die Belebung des Stadtkerns als gastronomischer Treffpunkt weiterhin mitprägen wird», gibt der Verwaltungsratspräsident des Bären Langenthal, Thomas Rufener, zu verstehen.

Strukturelle Trennung von Immobilie und Gastronomie
Zum neuen Betriebsmodell hält Rufener fest, dass es die historische Liegenschaft mit seiner städtebaulichen Qualität zu erhalten gilt. Immobilie und Gastrobetrieb sollen aber künftig getrennt bewirtschaftet werden. Die heutige Problematik des Hauses beschreibt der Verwaltungsratspräsident folgendermassen: «Wir sind zur Erkenntnis gelangt, dass der Bären daran krankt, dass wir zu viele verschiedene Aufgaben zu bewältigen haben, die nicht mehr im Verhältnis zu den Ertragsmöglichkeiten stehen und die Bewirtschaftung der Immobilie sehr aufwendig ist. Als Konsequenz wird das Restaurant stärker positioniert, der Gastrobetrieb soll im Vordergrund stehen. Die schönen barocken Säle für die Anlässe gehören weiter zum Restaurantbetrieb und sind für Events prädestiniert.»

Hotel wird verkleinert, Bären Madiswil steigt ein
Das Hotel hingegen soll mittelfristig redimensioniert werden, eine Umnutzung der Flächen ist vorgesehen. Beispielsweise könnten die Sitzungs- und Hotelzimmer vermietet werden für Longstay-Aufenthalte, externe Büros oder Start-ups. Die Verantwortung für die Immobilienbewirtschaftung liegt auch in Zukunft direkt bei der Aktiengesellschaft Bären Langenthal.
Unter diesen Auflagen wurden für den Gastrobetrieb in einem Auswahlverfahren während der herausfordernden Zeit der Corona-Pandemie neue Pächter gesucht, welche mit dem Bären Madiswil gefunden werden konnten. Das von ihnen vorgelegte Konzept überzeugte insbesondere mit der Grundidee «zusammen sind wir bärenstark» und mit der angestrebten Nutzung von Synergien. Zudem war ein weiteres wichtiges Kriterium, dass die neuen Pächter den Mitarbeitenden eine Perspektive bieten.
Es geht nicht darum, den Bären Langenthal «gäng wie gäng» weiterzuführen oder das Angebot des Bären Madiswil nach Langenthal zu kopieren. Es geht darum, gemeinsam ein Bekenntnis zur Region, eine Stärkung der beiden Traditionshäuser und ein positives Zeichen gegenüber den Gästen abzugeben.
Die Werte und die Verantwortung gegenüber Kunden, Vereinen, Firmen und Veranstaltern sollen weiterhin im Vordergrund stehen. Künftig soll eine zentrale Bankettleitung zum Einsatz kommen und der vorhandene Mitarbeiterpool gemeinsam genutzt werden. Durch gemeinsame Vermarktung und Planung soll sich eine Auslastungssteigerung ergeben. Die bestehenden Netzwerke können für beide Betriebe genutzt werden. Und dennoch werden sich die beiden Häuser in Angebot und Positionierung voneinander unterscheiden.

Verändertes Gastroangebot
Die neuen Pächter streben eine erkennbare Veränderung und eine Anpassung des Gastronomieangebots an, welches nun über die kommenden Monate ausgearbeitet und umgesetzt wird. Ebenso gilt es, die ganzen administrativen Belange zu regeln.
Bis die neuen Pächter Mitte Jahr im Bären Langenthal einsteigen und zur «Neueröffnung» einladen, wird weiterhin die bisherige stellvertretende Direktorin Sandra Guyaz, welche den Bären seit neun Jahren bestens kennt, als bewährte Kraft agieren und den Bären – unterstützt vom VR, den neuen Pächtern und ihrem bisherigen Team – in die neue Lösung überführen, welche Guyaz auch in Zukunft mitprägen wird. Die Öffnungszeiten richten sich unter anderem nach den Bestimmungen des BAG und die Terrasse wird wetterabhängig geöffnet, natürlich mit der Erwartung, dass möglichst bald wieder Normalbetrieb aufgenommen werden kann.

Verschlankung des Kernaktionariats
Verwaltungsratspräsident Rufener bekräftigt, dass der Verwaltungsrat wie auch die Kernaktionäre vom Weg in das neue Betriebsmodell überzeugt sind. Weiter kündigt Rufener an, dass das Bären-Kernaktionariat, welches rund 75 % des Aktienkapitals hält, verschlankt werden soll, um die Entscheidungsfindung und Verantwortlichkeiten zu vereinfachen. Der Plan ist, dass zwei der bisherigen Kernaktionäre, die Familien Ammann und Anliker-Aebi, ihr Engagement zu gleichen Teilen erweitern und mit diesem Schritt gemeinsam die Aktienmehrheit halten werden. Überdies verfügt die Aktiengesellschaft Bären Langenthal über mehrere hundert Publikumsaktionäre, von welchen Rufener hofft und davon ausgeht, dass auch sie das neue Konzept mittragen und an Bord bleiben.